Wettrasieren der Barbiere
„Auf die Klingen fertig los“, hieß es letzte Woche beim Barbier Glaser in Klagenfurt. Dort fand die Qualifikation für den International Barber Award statt. Was man sich darunter vorstellen kann, erklärte Veranstalter Johann Glaser: „Jeder musste eine perfekte Frisur und einen Business-Haarschnitt erstellen. Gleichzeit schnitten sechs österreichische Friseure um die Qualifikation zum internationalen Bewerb." Neben Klagenfurt waren auch London, Glasgow, Madrid, Sofia und Zürich Schauplätze der Qualifikation - je ein Friseur pro Standort kam weiter.“
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Zwei Österreicher bei der WM der Barbiere
Erfolgreich waren die beiden Steirer Michael Tews und Jürgen Niedal, für sie geht es am 22. Oktober zum internationalen Barber Award nach Nürnberg, wo nicht nur Teilnehmer aus Europa, sondern auch aus Nord- und Südamerika, sowie aus Taiwan und Neuseeland teilnehmen. Aber auch Veranstalter Johann Glaser hat Grund zur Freude: „Ich habe mich für den Bewerb in der Klasse 50+ qualifiziert. Dafür musste man nicht an der Qualifikation teilnehmen, sondern Bilder von seinen ‚Werken‘ einschicken.“ Knapp nicht gereicht hatte es für die beiden Kärntner Vertreterinnen aus dem Barbershop von Johann Glaser.
Sezer Soylu, der den internationalen Bewerb im vergangenen Jahr für sich entscheiden konnte, saß heuer in Klagenfurt in der Jury. Für ihn hat der Titel eine besondere Bedeutung - dieser hat sein Leben auf den Kopf gestellt: „Ich lebe seit einem Jahr in einer anderen Welt. Ich habe mein ganzes Leben den selben Beruf ausgeübt und jetzt werde ich überall als Weltmeister empfangen. Das ist in meinem Leben das Größte.“
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Die Rasur als Wellness-Erlebnis
Ziel der Barbiere beim Bewerb war es, die perfekte Rasur zu schaffen. Dafür gibt es klare Regeln. Micha Birkhofer, der mit Johann Glasner zu den Veranstaltern der Qualifikationsrunden gehört, sagte: „Die perfekte Rasur sollte angenehm für den Kunden sein und zu einem Wellness-Erlebnis werden, nicht zur schnellen Nummer, denn die schafft man zu Hause selbst auch. Der Kunde muss entspannt aus dem Geschäft gehen und das Ergebnis muss natürlich auch passen.“
Mehr Ausrüstung als bei Frauen
Wer sich den klassischen Barbier mit Rasiermesser und Schere vorstellt, liegt falsch, denn die Ausrüstung ist sehr umfangreich. „Wir verwenden eine klassische Ausrüstung, die aus Maschinen, Kämmen, Scheren, Rasiermessern, Bürsten und Pinseln besteht und fast umfangreicher ist als jene bei Frauenfriseuren“, so Birkhofer.
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Hauptsache typgerecht
Die Teilnehmer an den Barber Awards brauchen sich nicht, wie in anderen Branchen, an aktuelle Trends halten. „Bei unserer Tätigkeit geht es nicht um ‚Trends‘ - die gibt es gar nicht“, so der Profi. „Ein Bart muss immer typgerecht gestaltet werden, jedem passt ein anderer Bart-Typ. Am wichtigsten ist, dass der Bart nicht ungepflegt aussieht.“
Wirbel um den Bart
Für Aufsehen sorgte vor knapp eineinhalb Jahren ein Friseur und Barbier aus Hermagor. Ewald Enzi löste einen Shitstorm im Internet aus, weil er ein Bild eines jungen Mannes mit Vollbart als „neuen Trend“ postete. Es gab eine Diskussion über die „Islamisierung“ der männlichen Gesichtsbehaarung. Der Frisör musste sogar seine Seite offline nehmen - mehr dazu in -Protestwelle nach Vollbart-Posting. Später ging die Seite nach Überarbeitung wieder ans Netz - mehr dazu in -„Bart“-Frisör nach Shitstorm wieder online.
Aber auch Barbier Glaser geriet 2015 ins Kreuzfeuer der Kritik, als er eine Tafel aufhängte, auf der stand: „Männer und Hunde ja, Frauen nein“. Dafür gab es eine Rüge vom Werberat - mehr dazu in Rüge für Herrenfrisör (kaernten.ORF.at; 14.11.2015).