Psychiatrie: Aufregung um anonymen Brief

Ein Brief, der dem ORF Kärnten anynom zugestellt wurde, sorgt für Aufregung. Darin wird über einen Übergriff in der Psychiatrie in Klagenfurt berichtet. Ein aggressiver und betrunkener Patient soll eine Pflegekraft attackiert und gewürgt haben.

Der anonyme Absender des Briefes behauptet, dass solche Übergriffe in der psychiatrischen Abteilung häufig vorkommen, von der Leitung aber verschwiegen werden würden. Der behauptete Vorfall soll sich in der Nacht zum 30. Juni zugetragen haben.

Primarius weist Vorwürfe zurück

Die Dienst habende Krankenschwester soll von einem betrunkenen Patienten angegriffen worden sein, heißt es in dem anonymen Schreiben. Der 30-Jahre alte Mann soll in das Dienstzimmer der Krankenschwester eingedrungen sein und sie in den Würgegriff genommen haben. Es sei ihr gerade noch gelungen, den Notfallknopf zu betätigen. Herbeieilende Helfer schafften es mit Mühe, den aufgebrachten Patienten von der Krankenschwester „loszureißen“, heißt es in dem Schreiben. In diesem Brief ist von „schlimmen Zuständen in der Psychiatrie“ die Rede. Übergriffe wie der geschilderte Fall würden häufig vorkommen, würden aber „systematisch vertuscht“, heißt es. Aus Angst vor Repressalien würde das Personal schweigen.

In einer Stellungnahme wies der Primarius der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Herwig Oberlerchner, alle Vorwürfe zurück. Übergriffe von Patienten kämen zwar immer wieder vor, würden aber angezeigt.

Pflegedirektion bestätigt Vorfall

Die Pflegedirektion des Klinikum Klagenfurt bestätigte, dass es einen solchen Fall tatsächlich gegeben hat, er sei auch zur Anzeige gebracht worden. Laut KABEG-Betriebsrat Ronald Rabitsch, der selbst zehn Jahre lang als Pfleger in der psychiatrischen Abteilung aktiv war, sei das ein übliches Verfahren: „Wenn es zu Gewaltübergriffen von Patienten an Mitarbeitern des Klinikum kommt, wird zuerst das Gespräch mit dem Kollegen oder der Kollegin gesucht. Dann gibt es das Angebot einer Supervision. Und was von unserer Seite als ganz wichtig erachtet wird: Es muss zur Anzeige gebracht werden. Weil es kann nicht sein, dass Mitarbeiter im Krankehaus als Freiwild betrachtet werden.“

Der konkrete Fall zeige, so Rabitsch, wie gefährlich die Arbeit in der Psychiatrie sein könne. Übergriffe auf das Pflegepersonal würden sich aber nicht nur auf diese Abteilung beschränken, sondern kämen beispielsweise auch in der Zentralen Notfallaufnahme oder der Kinderpsychiatrie vor. Umso wichtiger sei es, dass solche Fälle nicht kleingeredet würden. Ob das in allen Abteilungen so eingehalten werde, könne Rabitsch aber nicht zu hundert Prozent sagen.