Immer weniger Muscheln in Kärntner Seen

In den Kärntner Seen leben rund 20 verschieden Arten von Muscheln, fünf davon sind Großmuscheln. Sammeln und essen darf man sie aber nicht, sie stehen unter strengem Naturschutz. Ihre Zahl geht stark zurück, die Ursachen dafür sind nicht geklärt.

Laut dem Biologen und Muschelexperten Markus Taurer aus Velden gibt es vier heimische große Muscheln. Die Große Teichmuschel oder Schwanmuschel, die Gemeine Teichmuschel oder Entenmuschel, die Malermuschel und die Fluss- oder Bachmuschel. 2009 wurde in Kärnten laut Aufzeichnungen eine fünfte Großmuschel entdeckt: die Chinesische Teichmuschel. „Eine sehr schöne und große Muschel, von der die Experten glauben, dass sie die heimische Muschel verdrängen könnte, wenn sie in großer Anzahl vorkommt. Sie braucht weniger sauberes Wasser und vermehrt sich öfter im Jahr.“

Gemeine Teichmuschel

Markus Taurer

Gemeine Teichmuschel

Muschel mit Fischen eingeschleppt

Anzunehmen ist, dass die Chinesische Teichmuschel bereits Ende des letzten Jahrhunderts mit Fischen eingeschleppt wurde. Ein Entwicklungsstadium der Muschel ist nämlich die Larve, so Maurer. Und diese Larve haftet sich an Kiemen von Wirtsfischen fest, manchmal auch an den Flossen. Die Fische sollen kaum darunter leiden, die Larve entwickle sich dort einige Wochen.

Gemeine Teichmuschel

Markus Taurer

Gemeine Teichmuschel mit Wandermuschelbefall

Die Großmuscheln in Kärnten haben alle zwei Schalenteile und sind oval. Die größte, die Große Teichmuschel, kann bis zu 20 Zentimeter lang und acht Zentimeter hoch werden. Die schwerste Muschel, die Taurer je gesehen habe, sei 970 Gramm gewesen, da sei aber auch das Wasser in der Mantelhöhle mitgerechnet. „Das ist ein Trumm und schaut aus wie ein Hauspatschen.“

Unter Sedimenten und Algen verborgen

Die Gemeinen Teichmuscheln sind ein wenig kleiner, aber von der Form recht ähnlich. Maler- und Flussmuschel seien eher länglich, so Taurer. Auf den ersten Blick schauen die Muscheln unscheinbar aus und sind auch nur sehr schwer zu finden. Sie sind nämlich oft im Schlamm vergraben, deshalb haftet oft Sediment an ihnen. Auf den Teilen, die herausragen, können sich Algen ablagern. Wenn man das Material jedoch wegwischt, kann die Muschel schöne Farben haben. „Braun, grün, gelblich. Innen drinnen sind sie weiß. Perlen findet man hier prinzipiell nicht, das macht die Perlenmuschel, die ist in Kärnten nicht heimisch.“

Großmuschel

Markus Taurer

Große Teichmuschel mit starkem Wandermuschelbefall

Bis zu 13 Meter Wanderung

Muscheln dürfen nicht aus den Gewässern genommen werden, sie stehen unter strengem Naturschutz. Muscheln sind Weichtiere und werden nur von der Schale geschützt. Sie haben keine Knochen und keinen Kopf. Der Fuß ist ein Muskellappen und kommt zwischen den Schalen hervor, so der Biologe. Wenn die Muschel noch lebt, hält sie mit zwei Muskeln die Schale fest zusammen. Sie kann den Muskelzug jedoch verringern und damit geht die Schale ein winziges Stückchen auf. Dann streckt sie den Fuß zwischen den Schalen hinaus, verankert sich im Boden und zieht sich selbst nach: „Die können auch ganz schön wandern. Die Muschel, die binnen zwei Jahren am meisten gewandert ist“, sei 13 Meter gewandert.

Malermuschel

Markus Taurer

Malermuschel mit Edelkrebs

Muscheln reinigen Seen

Muscheln atmen und ernähren sich über Kiemen: „Die Nahrung kommt auf die feinen Fädchen der Kiemen und wird dort sortiert.“ Muscheln filtern die Nährstoffe aus dem Wasser und tragen somit auch zur Verbesserung der Wasserqualität bei. Laut Literatur können die Großen Teichmuscheln bis zu 40 Liter Wasser pro Stunde filtern, so Taurer. Wenn es da Hunderttausende Tiere in einem See gebe, habe das für die Reinigung große Bedeutung.

Große Teichmuschel

Markus Taurer

Große Teichmuschel

Man wisse aus Aufzeichnungen, dass 1895 alle Gewässer starken Muschelbesatz hatten, das sei der Normalzustand, so Taurer. Im Jahr 2000 gab es in den großen Seen fast nichts mehr, ebenso wie 2010, stellte Taurer fest. Warum die Muscheln so stark zurückgehen, weiß man nicht genau. Es könnten natürlich Zyklen sein oder aber auch Einflüsse von Menschen. Aber das müsste man über mindestens einhundert Jahre untersuchen.