Amateurfunk verbindet Generationen

Trotz Skype, Internet und Smartphone gibt es immer noch Menschen aller Altersgruppen, die sich für den Amateurfunk begeistern. In Kärnten sind es rund 400, die mit Kollegen in aller Welt kommunizieren aber in Notfällen auch den Behörden helfen.

Weltweit gibt es geschätzte vier Millionen Amateurfunker. Damit man überhaupt funken darf, muss man eine kommissionelle Prüfung ablegen, bestehend aus elektrotechnischen Grundlagen, Recht sowie Betriebstechnik und alles rund ums Funkgespräch. Das Funken verbindet nicht nur Nationen, sondern auch Generationen. Vor wenigen Wochen legten der älteste und der jüngste Amateurfunker die kommissionelle Prüfung am selben Tag ab. Karl-Heinz Rudolph mit 78 Jahren und Mathias Veratschnig mit 14 Jahren.

Amateurfunker Rudolph Veratschnig

Privat

Karl-Heinz Rudolph vor seinem Funkgerät

Ausbildung im dritten Anlauf

Rudolph wollte die Prüfung eigentlich schon als Student machen: „Mit 18 Jahren hatte mir mein Vater ein Gerät gekauft, ich durfte aber noch nicht senden. Ich war beim Österreichischen Versuchssenderverband in Wien. Als ich halb im Kurs war, kam die militärische Einberufung. Da ich mit dem Morsekurs noch nicht fertig war, durfte ich leider nicht zu den Funkern, kam aber zu den Pionieren.“ Der Amateurfunk musste warten. In den 70er-Jahren packte ihn das Fieber wieder, er sei beruflich in Deutschland gewesen und habe dort einen Kurs belegt. Dann sei sein Vater gestorben und er sei später nach Saudi Arabien berufen. So sei es erst jetzt dazu gekommen, dass Karl-Heinz Rudolph die Prüfung machen konnte und auch bestand.

Amateurfunker Rudolph Veratschnig

Privat

Mathias Veratschnig

Drei Fachgebiete von Technik bis Recht

Die Prüfung besteht aus drei Fachgebieten, so Rudolph. Einerseits die gesamte Elektrotechnik und Elektronik rund um die Funkgeräte. Das zweite sei das Recht, es gebe ja eine Verordnung und ein Gesetz dazu. Das dritte Fachgebiet sei die Betriebstechnik. Ein Amateurfunker prüfe einen in der Bedienung der Geräte, wie man sich im Funkverkehr verhalte und ob man die Abkürzungen beherrsche.

Der jüngste neue Funker, Mathias Veratschnig, lernte das Funken vom Papa: „Er hat die Amateurfunkprüfung abgelegt und ich habe immer zugeschaut, die Technik hat mich fasziniert. Und ich habe sie selber gemacht. Jetzt wird Zuhause fest gefunkt.“ Natürlich hat Mathias auch ein Handy, damit spielt er gerne, aber der Funk sei unbegrenzt. Es gebe keine begrenzte Kontaktliste, das gefalle ihm. Er habe mit den USA, Finnland und Griechenland schon gefunkt. Jetzt möchte er einen Versuch in Richtung Afrika starten. Die Rufzeichen findet Mathias über eine spezielle Webseite, stellt beim Funkgerät die gewünschte Frequenz ein und spricht mit dem Gegenüber.

Nächstes Ziel: Satellitenfunk

Von den rund 400 Kärntner Amateurfunkern seien laut Rudolph ca. 150 beim Österreichischen Versuchssenderverband Mitglieder. Was den Funk ausmache, seien auch die Relaisstationen. In Kärnten gebe solche zum Beispiel auf Dobratsch, Goldeck, Pyramidenkogel, Gerlitzen Magdalensberg, Koralm oder Petzen. Damit könne man über die Kärntner Grenzen hinausfunken. Sein nächstes Ziel ist der Satellitenfunk: „Es gibt über 2.000 Satelliten, die die Erde umkreisen, viele davon haben Amateurfunkfrequenzen. Mit einem speziellen Computerprogramm kann man prüfen, wo die jeweiligen Satelliten gerade drüberfliegen“.

Dann könne man die einzelnen Satelliten mit einer nachsteuerbaren Antenne rund 20 Minuten lang verfolgen. Funkverkehr sei damit auch möglich. Es gebe auch Amateurfernsehen, das reiche über fast die gesamte Welt. Ein großer Vorteil seien auch die Sonnenflecken, die einen großen Einfluss auf die Funkausbreitung haben. „Da spielt viel Zufall mit“.

Die Postkarte der Funker weltweit

Die Funker tauschen QSL-Karten miteinander aus, das sind quasi Postkarten der Amateurfunker, die auch per Post verschickt werden. Rudolph hat davon schon hunderte aus aller Welt, sie bestätigen eine Verbindung. Mathias hat noch keine eigene Karte, sie entsteht gerade. Die Vorderseite können die Funker selbst gestalten, Mathias stellt sich einen Fußballstil vor. Denn Fußball ist sein zweites Hobby.

Hilfe in Katastrophenfällen

Amateurfunker plaudern aber nicht nur mit Gleichgesinnten aus aller Welt, sie helfen auch in Notfällen den Einsatzkräften, so Rudolph: „Der Vater von Mathias ist Not- und Katastrophenfunkreferent für Kärnten. In Katastrophenfällen fangen Funker ja auch oft Meldungen auf und geben sie weiter, denn viele Amateurfunker sitzen auf Almen und bekommen Unwetter oder Unfälle mit. Sie geben diese Informationen auch weiter an die Behörden: Wenn Handys oder Telefonleitungen ausfallen, sind die Amateurfunker die einzigen, die die Verbindung mit Katastrophengebieten aufrecht halten können. Das war auch bei den Erdbeben in Italien so. Das ist eine wichtige, aber unbekannte Aufgabe der Amateurfunker.“

Engagierter Lehrer will Jugend begeistern

Beide Funker wurden in der HTL Lastenstraße ausgebildet. Laut Rudolph gebe ein dortiger Lehrer, Hartwig Gallhuber, zweimal im Jahr Kurse an der HTL in seiner Freizeit. Die HTL habe auch eine Clubstation, wo man die Handhabung lerne. Vor allem die Jugend will Gallhuber dafür interessieren, sagte Rudolph.

Funkern sei es nicht gestattet, per Funk über Politik zu sprechen, so Rudolph oder Werbung für Produkte zu machen. „Der Amateurfunk beschränkt sich auf die Beschreibung der Station, welche Antenne man hat, welche Verbindungen man bisher hatte. Es geht rein um das Amateurfunkwesen, das ist ganz wichtig. Wird die Verbindung missbraucht, verliert man die Lizenz und kann bis zu 3.000 Euro Strafe zahlen.“

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