Schummelverdacht bei Polizeiaufnahmetest

Kärntner Polizeikandidaten könnten beim Aufnahmetest geschummelt haben: Schriftliche Unterlagen sollen fotografiert, ins Internet gestellt und möglicherweise bereits vor der Prüfung in die Hände einiger Kandidaten gelangt sein. Nun ermittelt das Innenministerium.

Smartphone-Aufnahmen verschiedener schriftlicher Rechtschreib- und Grammatikübungen, Bestandteil der Testunterlagen aus dem Aufnahmeverfahren, sind offenbar in Kärnten aufgetaucht. Das bestätigte am Freitag Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, der APA. Der Psychologische Dienst des Innenministeriums werde der „Frage der Herkunft dieser Testunterlagen nachgehen“. Welche Konsequenzen den Verantwortlichen drohen, soll nach Vorliegen „eines entsprechenden Ergebnisses“ entschieden werden.

Unterlagen schon länger in Verwendung

„Regulären Zugang zu den Testunterlagen hat üblicherweise das verantwortliche Testpersonal in den Landespolizeidirektionen“, hieß es aus dem Innenministerium weiter. Wie lange die Aufgabensammlung bereits im Umlauf ist, sei unbekannt. Die Fragen sind in alter Rechtschreibung verfasst. Das könnte darauf hindeuten, dass die verbreiteten Unterlagen schon länger in Verwendung sind.

Allein zwischen Jänner und März hätten 272 Kärntner das Aufnahmeverfahren durchlaufen, schrieb die „Kleine Zeitung“. Wie viele Personen Zugang zu den Unterlagen hatten und ob sie auch in anderen Bundesländern verbreitet wurden, sei ebenfalls unklar. Unrealistisch sei laut Grundböck, dass die Unterlagen während des Aufnahmeverfahrens von einem Kandidaten fotografiert wurden. Alleine die Zeit, die jemand hierfür aufbringen müsste, schade ja der Bewältigung der Testaufgaben.

Nur Grammatiktest noch auf Papier

Bereits seit 2012 werde das Aufnahmeverfahren computerunterstützt nach Maßgabe der entsprechenden wissenschaftlichen Qualitätsstandards geführt. Der psychologische Eignungstest sei schon zur Gänze digitalisiert, lediglich der Teilbereich zu Rechtschreibung/Grammatik sei vorerst noch per Bleistift auf Papier auszufüllen, so Grundböck.

Dass hier eine Anpassung und Umstellung auf Digitalisierung notwendig ist, sei evident. „Daher waren und sind schon Vorbereitungen im Laufen, um auch diesen Teilbereich, auf Basis der entsprechenden wissenschaftlichen Normierung, auf computerunterstützte Testung umzustellen.“

Umstellung auf Digitaltest Ende Juli

Die möglicherweise zum Schummeln verwendeten Unterlagen unterstrichen den Anpassungsbedarf dieses Teiltests, so Grundböck. Nachdem bekanntwurde, dass die Prüfungsunterlagen kursieren, habe das Ministerium aber sofort Schritte eingeleitet und die Entscheidung getroffen, die Umstellung auf die komplett digitalisierte Testung auch im Bereich Rechtschreibung/Grammatik zeitlich nach vorn zu verlegen und hier auch die Aufgabenstellungen zu erneuern. Mit den nächsten Testungen in Wien Ende Juli werde bereits die neue Testform vorgelegt.