Warum man Gewitter kaum vorhersagen kann

Der heurige Sommer geizt nicht mit Gewittern und Unwettern. Die Entstehung von Gewitterzellen ist so komplex, dass es für Meteorologen kaum möglich ist, vorherzusagen, wo sie niedergehen werden. Es gibt aber einige Anzeichen.

Die Menschen waren schon immer fasziniert von Gewittern. Im alten Griechenland stellte man sich vor, dass Zeus für Blitz und Donner verantwortlich war. Wenn er zornig wütete, soll er Blitze auf die Erde geschickt haben. Generell spricht man erst von einem Gewitter, wenn Blitz und Donner beteiligt sind. Ansonsten handle es sich um einen „Regenschauer“, so Meteorologe Christian Stefan von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Bestimmte Wolken deuten auf Gewitter hin

Die Entstehung eines Gewitters sei kaum vorhersehbar. Viele Prozesse, die entscheidend für Ort und Zeitpunkt eines Gewitters sind, finden laut Stefan zufällig statt. Es wäre nur möglich, Vorhersagen für ein bereits entstandenes Gewitter zu treffen. Es gibt allerdings Wolken, die auf Gewitter hindeuten können, ein Hinweis für die Meteorologen: "Es gibt zum Beispiel die „Alto Cumulus Castellanus" Wolke. Die Wolken schauen aus wie Zinnen einer Burg, die in die Höhe wachsen“ und weisen auf labile Luft hin. „Wenn man so etwas in der Früh beobachtet, dann kann man eigentlich davon ausgehen, dass es nachmittags ein Gewitter geben wird.“

Blitze sind riesige Funken

Blitz und Donner entstehen dann, wenn Spannungsunterschiede vorherrschen. Diese können zwischen Wolken und Erde, aber auch innerhalb der Wolken bestehen: „Wir haben sehr große Spannungsunterschiede und wenn die Spannungsdifferenz einen gewissen Punkt überschreitet, dann gleicht sich die Spannung aus. Das ist dann als riesiger Funken, als Blitz, sichtbar.“

Aufziehendes Gewitter mit bedrohlichen Wolken

Thomas Riha

Jetzt ist jedem klar, hier entsteht ein Gewitter. Die Vorhersage ist aber schwierig.

Donner ist nur „heiße Luft“

Wie die Spannungsunterschiede entstehen erkennt man, wenn man in eine Gewitterwolke schaut. In den Wolken befinden sich Tröpfchen und Eiskristalle, die unterschiedlich aufgeladen sind. Durch den Blitz wird die Spannung ausgeglichen: „Da fließt dann sehr viel Strom und die Luft erwärmt sich dadurch sehr stark in diesem Blitzkanal“, sagte der Meteorologe. Der auf Blitze folgende Donner entsteht, weil die Luft im Blitzkanal stark erwärmt wird. „Die starke Erwärmung führt dann zu einer Ausdehnung der Luft und diese Ausdehnung ist wie eine Explosion“, so Stefan. Die Explosion breit sich dann wie eine Welle mit Schallgeschwindigkeit aus, der Donner wird hörbar.

Entfernung des Gewitters messen

Mit Blitz und Donner kann man auch die Entfernung des Gewitters messen. Den Blitz sieht man sofort, weil er sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Man könne die Pause zwischen Blitz und Donner nutzen, um zu erfahren, wie weit die Gewitterzelle entfernt sei: „Wenn drei Sekunden Unterschied zwischen Blitz und Donner sind, dann wäre das Gewitter einen Kilometer entfernt“, weiß der Meteorologe.

Hagelkörner nach einem Gewitter in Wien

APA/Georg Hochmuth

Hagelkörner sind in vielen Schichten aufgebaut, wie man hier gut sehen kann. Das macht sie so immens hart.

Gewitter sind kurz und heftig oder auch lang andauernd: „Entweder sind das sogenannte Superzellen, das sind wirklich riesige Gewitterzellen, die über zehn bis zwanzig Kilometer Ausdehnung haben“. Diese seien bei uns aber die Ausnahme. Schon häufiger kommen in unseren Breiten sogenannte „Multizellen-Gewitter“ vor: „Dieser ganze Gewitterkomplex hat dann auch eine Lebensdauer von mehreren Stunden. Während ein einzelne Gewitterzelle typischerweise eine Lebensdauer von einer halben Stunde bis Stunde hat“, so Stefan.

Vom Graupelkorn zum Hagel

Wie es bereits einige Mal im heurigen Sommer da Fall geht, geht ein Gewitter oft mit Hagel einher. In einer Gewitterwolke sind normalerweise Graupelkörner enthalten, die mit Wassertröpfchen kollidieren, die sich ebenfalls in der Wolke befinden. Die Körner können dann immer größer werden. „In einem Gewitter haben wir sehr große Aufwindbereiche, das sind also Windgeschwindigkeiten von 50 bis 100 km/h, die nach oben gerichtet sind. Die halten dann diese Wasser- und Graupelteilchen in der Luft“, sagte Stefan. Wenn der Aufwind die Körner nicht mehr in der Luft halten könne, kommen sie als Hagel auf der Erde an. Sind die Körner zu klein, schmelzen sie auf dem Weg nach unten und kommen als große Regentropfen an.

Link: