Wenn das Einkaufen zur Krankheit wird

Seit einigen Jahren erst wird Kaufsucht als Krankheit anerkannt. Die Gründe sind vielfältig und oft geht die Krankheit mit anderen psychischen Störungen einher. Frauen sind stärker betroffen als Männer, vor allem junge Männer ziehen aber nach.

Nicht jeder, der gerne einkauft ist automatisch kaufsüchtig. Es gibt genaue Kriterien, wann eine Diagnose gestellt werden kann, so Bettina Quantschnig, klinische Psychologin und Psychotherapeutin. Sie leitet den Inneren Dienst des Krankenhauses „De La Tour“ in Treffen am Ossiacher See: „Es gibt nicht die eine Ursache oder den einen Grund - das ist ein komplexes Geschehen.“

Wenn Menschen Dinge kaufen, die sie eigentlich nicht benötigen, oder sie sich durch das Einkaufen besser fühlen wollen, seien das wichtige Indizien für die Diagnose Kaufsucht. „Dann geht es in Richtung problematisches oder wirklich pathologisches Kaufverhalten“, so Qantschnig. Viele geben viel mehr Geld aus, als sie haben und geraten in die Schuldenfalle.

Kaufsucht Einkaufen Shoppen

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Gefährdet vor allem junge Menschen

Besonders gefährdet seien vor allem junge Menschen, Menschen mit niedrigem Bildungsniveau aber auch Menschen, die möglicherweise aus einer Suchtfamilie stammen, Menschen die nicht gut mit Geld umgehen können und Menschen die sich stark von Werbung leiten lassen, sagte Quantschnig. Dem Klischee nach seien vor allem Frauen häufiger von der Kaufsucht betroffen. Laut der Psychologin stimme das in diesem Fall auch, aber bei den jungen Erwachsenen würden die Männer leicht nachziehen.

Bestimmte Merkmale

Vier Merkmale müssen zusammenkommen, damit man von Sucht spricht: Kaufen als unwiderstehlich erlebter Drang, die Abhängigkeit vom Einkaufen bis hin zum Verlust der Selbstkontrolle, Tendenz zur Dosissteigerung, Auftreten von Entzugserscheinungen wenn man nicht einkaufen kann. Kaufsucht gehört zu den Zwangsstörungen, oft verbunden mit Impulskontrollstörungen.

Unterschiede bei Männern und Frauen

Einen geschlechtsspezifischen Unterschied gebe es vor allem bei den gekauften Dingen. Frauen kaufen vor allem Konfektionsware, Kosmetik aber auch Lebensmittel. Männer kaufen eher in Baumärkten oder in IT-Märkten und Branchen, wo sie die die neuesten Geräten kaufen und so versuchen ihren Frust und ihre Problematiken zu kompensieren, so die Psychologin. Oft würde die gekaufte Ware noch verpackt im Schrank landen, denn es geht nicht um den Besitz der Dinge, sondern um den Akt des Kaufens.

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Kaufsucht geht mit anderen Süchten einher

Auch andere Psychische Störungsbilder würden häufig in Kombination mit der Kaufsucht auftreten. Beispielsweise Depressionen, Angststörungen oder auch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch, so Quantschnig. Wenn Kaufsucht diagnostiziert werde, gebe es mehrere Möglichkeiten, um die Krankheit wieder in den Griff zu bekommen: „Man kann versuchen, die Krankheit ambulant in den Griff zu bekommen. Wenn das nicht funktioniert, sollte eine stationäre Behandlung gemacht werden.“

Wichtig wäre in jedem Fall ein Nachbehandlungskonzept, bei dem die Menschen lernen sollen, wieder ein normales Leben zu führen und nicht in alte Muster zurückzufallen, so Quantschnig.

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