Nur ein Viertel wohnt „ungefährlich“

Durch Klimawandel und Verbauung steigt die Gefahr von Überschwemmungen. Nur 25 Prozent der Kärntner Flächen gelten derzeit als ungefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Haus in eine Gefahrenzone zu rutschen, ist damit hoch – mit Folgen für die Besitzer.

Die bundesweiten Unwetter der vergangenen Wochen haben das Gefahrenpotenzial von Überschwemmungen oder Vermurungen wieder deutlich gemacht. Die Gefahr, die von Hochwasser oder Überschwemmungen ausgehen kann, wird im Gefahrenzonenplan des Landes sichtbar. Dort sind alle gefährdeten Gebiete als rote oder gelbe Zone ausgewiesen.

Fix gelten diese Gefahrenzonen allerdings nicht. Ändert sich das Klima oder nimmt die Bewirtschaftung und Verbauung in einem Gebiet zu, muss der Gefahrenzonenplan angepasst werden. Damit können Häuser auch nachträglich in eine Gefahrenzone rutschen. Lediglich 25 Prozent der Flächen Kärntens sind als Dauersiedlungsraum ausgewiesen. Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Haus in einer Gefahrenzone zu stehen oder im Nachhinein „hineinzurutschen“, ist damit hoch.

Gefahrenzonen Oberdrauburg

Land Kärnten – KAGIS

Gefahrenzonen Oberdrauburg

Klimawandel und Verbauung erhöhen Gefahr

Verantwortlich dafür sei nicht nur der Klimawandel, sagt Johannes Moser vom hydrographischen Dienst. Auch die intensivere Bewirtschaftung der Flächen und die zunehmende Verbauung würden dazu beitragen, dass sich die Überschwemmungsgefahr durch Wildbäche erhöht.

Erstellt und gewartet wird der Gefahrenzonenplan von der Wildbach-und Lawinenbachverbauung und der Schutzwasserwirtschaft des Landes. Da sich die Natur stetig wandelt, stehen auch die Planersteller immer wieder vor neuen Herausforderungen. Stephan Schober von der Abteilung für Schutzwasserwirtschaft: "Wenn sich die Topographie ändert, wird der Gefahrenplan angepasst oder auch, wenn Maßnahmen umgesetzt wurden. Es gibt aber auch die Situation, dass sich die hydrologischen Rahmenbedingungen geändert haben.“

So habe sich etwa die Hochwassergefahr durch kleinere Gewässer in den vergangenen Jahren stark erhöht, sagt Moser. Die neuen Hotspots seien das Lavanttal, der Bereich Obere Gurk und das Metnitztal: „Hier ist die Gewitterwahrscheinlichkeit hoch, kleine Rinnsale können dann zu großen Bächen werden.“

3.800 Gebäude in roten Zonen

Die Wildbach- und Lawinenverbauung investiert jährlich Millionen in Schutzbauten. Am Zollfeld, in Irschen und auch in Afritz wurde in den vergangenen Monaten wieder intensiv an Sperren und Rückhaltebecken für den Hochwasserschutz gebaut. Dennoch stehen in Kärnten aktuell immer noch 11.700 Häuser in einer gelben Zone, 3.800 Gebäude sogar in einer roten Zone, wo bei Überschwemmungen Lebensgefahr herrschen kann.

Die Anzahl der Häuser im roten Bereich nimmt zwar leicht ab, im gelben Bereich, so Josef Brunner von der Wildbach- und Lawinenverbauung, stagniere sie. „Sie kann auch zunehmen, weil aufgrund der modernen Methoden viel besser darstellbar ist, wo eine Gefährdung stattfindet.“

Hausumbau wird aufwendiger

Rutscht ein Haus in eine Gefahrenzone, hat das Folgen. Der Immobilie droht nicht nur ein Wertverlust, auch ein Umbau kann aufwendiger werden. Beim nächsten Umbau sei dann auch ein Sicherheitsgutachten der Wildbach- und Lawinenverbauung nötig, sagt Josef Brunner.

Wird ein Gefahrenzonenplan geändert, muss er von einer Kommission genehmigt werden. Ein Entwurf dazu muss dazu vier Wochen lang öffentlich im Gemeindeamt aufliegen. Betroffene Bürger können schriftliche Stellungnahmen abgeben, die im Entwurf dann berücksichtigt werden. Die Gefahrenzonenpläne des Landes sind im Internet im KAGIS, dem Digitalen Kärnten Atlas des Landes, abrufbar.

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