Schlangen und „wo sie zu finden sind“
Die Menschen sind alle gleich. Sie haben Angst vor dem, was sie nicht kennen. Reptilienexpertin Helga Happ weiß das und versucht deshalb wo immer es möglich ist, Aufklärungsarbeit über ihre liebsten Reptilien - die Schlangen - zu betreiben. Die Expertin interessiert sich schon seit ihrer frühesten Kindheit für die Tiere. Dass die wenigsten Menschen über die so häufig missverstandenen Reptilien Bescheid wissen, schürt nicht nur viele Vorurteile, sondern führt im Falle einer Begegnung oft zu falschen Verhaltensweisen.
Zimmermann
Warum uns alle Schlangen in die Hände beißen
Der schlagendste Beweis dafür ist wohl dieser hier: Laut Happ erfolgen alle in Kärnten verzeichneten Schlangenbisse in die Hände. „Warum? Weil die Leute die Schlangen vorher angegriffen haben. Wenn eine Schlange angefasst wird, bedeutet das für sie in der Natur aber den Tod. Wenn sie gepackt wird, wehrt sie sich. Die Schlange hat dafür nur ihre Zähne“, so Happ, die sich darum bemüht, dass die Tiere als „Lebenwesen“ wahrgenommen werden - auch wenn sie keine erkennbare Mimik haben und schwer einzuschätzen sind.
Weltschlangentag
Der Weltschlangentag wurde am 16. Juli begangen und soll daran erinnern, dass Schlangen schützenswerte Wesen sind. Respekt vor den Tieren sollte man aber auch an allen anderen 364 Tagen im Jahr an den Tag legen.
Sollte es zu einer Begegnung kommen, gilt: Unter keinen Umständen angreifen. Schlangen sind schützenswerte Wesen und nehmen einen wichtigen Platz in der Nahrungskette ein, weil sie Ungeziefer dezimieren. Alleine deshalb seien negative Reaktionen unangebracht, so Happ. „Wir bemühen uns seit 41 Jahren, den Menschen die Angst zu nehmen, damit diese beim Zusammentreffen mit einer Schlange ruhig bleiben und die Tiere ohne Panik und Abscheu beobachten können.“
Giftig oder ungiftig? Nichts einfacher als das
Die Unterscheidung zwischen giftigen und ungiftigen Schlangen sei „in Österreich so einfach wie nirgendwo sonst auf der Welt“, sagt Happ. „Giftige Schlangen haben ein Zick-Zack-Muster auf dem Rücken oder sind tiefschwarz gefärbt, wie die schwarze Kreuzotter. Die Hornotter und die Kreuzotter haben dieses auffallende Muster auf dem Rücken – das ist es auch schon.“
Andreas Brandt
Allgemein bekannt ist, dass Schlangen als wechselwarme Lebenwesen keine Wärme erzeugen können. Sie haben sich im Laufe der Evolution - anders als die Amphibien - vom Wasser unabhängig gemacht. Schlangen haben eine starke, aus Horn gebildete Schuppenhaut. „Sie können in der Sonne liegen, ohne auszutrocknen“.
Eier platzen bei der Geburt im Mutterkörper auf
Auch was die Fortplanzung betrifft, gibt es Unterschiede. Es gibt eierlegende und Ei-Lebendgebärende Tiere, „legen also entweder Eier in ein feuchtwarmes Substrat ab oder lassen die Eier im Körper, wo sich die Jungtiere fertig entwickeln. Das Schlangenbaby liegt im Ei im Körper der Mutter. Bei der Geburt platzt die Eihülle und die Schlange tritt ins Leben.“
Michael Deichendt
Welche Nahrung bevorzugt wird, hängt neben der Art auch vom Lebensraum ab. „Die Kletternatter oder Äskulapnatter frisst Vögel, Mäuse und Ratten, und ist dementsprechend beliebt bei den Bauern, die sich über einen Schädlingsbekämpfer freuen. Die Wasserschlangen – Würfelnatter und Ringelnatter – fressen natürlich Fische und Frösche. Unsere Giftschlangen Hornviper und Kreuzotter fressen Mäuse - also es hängt immer vom Lebensraum ab.“
Eine Schlange im Gemüsebeet, die Schlangen frisst
Ein besonderer Fall - in zweierlei Hinsicht - ist in Östereich die Schlingnatter. Diese dürfte den wenigsten bekannt sein, auch wenn sie dem Menschen in dessen Lebensraum am nahesten kommt. Happ: „Sie lebt Im Gemüsegarten, holt sich die nestjungen Mäuschen und ist die einzige Schlangenfresserin in Österreich. Wenn jemand Giftschlangen rund ums Haus hat, kann er sich freuen, wenn sich eine Schlingnatter ansiedelt und dann die Giftschlangen vertilgt.“
Würfelnatter Rettungsaktion
Vor einigen Jahren gab es ein Hochwasser am Wörthersee, wodurch rund 20 Würfelnattern ihren Überwinterungsplatz verloren. Waltraud Kumerschek beobachtet als Aufsichtsfischerin seit Jahren Würfelnattern. Als sie eines Tages im eiskalten Wasser regungslose Würfelnattern liegen sah verständigte sie Reptilienexpertin Helga Happ und berichtete ihr von der Sichtung. „Wir haben dann gemerkt, dass das Winterquartier der Würfelnatter unter der Liegewiese des Bades ist.“ Durch das Hochwasser sei das Winterquatier komplett überschwemmt gewesen.
Die Schlangen hätten sich aus dem überfluteten Überwinterungsplatz gerettet und seien dann regungslos im eiskalten Wasser gelegen, weil sie keinen anderen Überwinterungsplatz gefunden hätten.
Würfelnattern stehen unter Tierschutz
Helga Happ suchte bei der Landesregierung um eine Verlegung der Tiere an, um sie im Reptilienzoo Happ überwintern lassen zu können. 20 Würfelnattern konnten so gerettet werden. Nach einem Winter im Reptilienzoo konnten die unter Tierschutz stehenden Schlangen dann gemeinsam an ihrem ursprünglichen Platz ausgewildert werden, so Happ.