Wenn ein Gletscher zur Familie gehört

In den Karnischen Alpen liegt der kleine Eiskargletscher unterhalb der Kellerwand, der südlichste Gletscher Österreichs. Seit 25 Jahren beobachtet die Villacher Familie Hohenwarter das Eiskar, eine Art ein meteorologisches Familienerbe.

Der pensionierte Lehrer Gerhard Hohenwarter senior übergab die Aufgabe offiziell bereits an seinen Sohn, der als Meteorologe bei der ZAMG tätig ist. Zum 25. Jubiläum der Messungen stieg der 69-Jährige mit ORF-Redakteur Peter Matha zum Eiskargletscher auf. Der kleine Gletscher trotzt zwar dem Klimawandel, dennoch leidet auch er unter dem Schneemangel - mehr dazu in Kleiner Gletscher trotzt Klimawandel.

Eiskar Familiengletscher Hohenwarter

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Das Eiskar ist von Geröll und Steinen bedeckt, darunter liegt eine bis zu 20 Meter dicke Eisschicht

Drei Stunden Aufstieg sind es bis zum Eiskar. Es ist kaum noch zu erkennen, dass der Gletscher 16 Hektar groß ist. 80 Prozent des Eises sind unter Schutt begraben, so Gerhard Hohenwarter. Wenn man einige Steine abgeben würde, liegt Eis darunter.

Eiskar Familiengletscher Hohenwarter

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Das Messen musste Hohenwarter senior einst erst lernen

Erste Messung vor 120 Jahren

Vor 120 Jahren wurde dieser Gletscher das erste Mal vermessen, seither schrumpfte er stetig. Das zeigen spezielle Messstangen. Die letzten beiden Jahre waren besonders schlecht für seine Entwicklung: „Man kann sagen, dass der Gletscher pro Jahr ungefähr einen dreiviertelmeter einsinkt und an Höhe verliert.“ Die Eismächtigkeit betrage rund 15 bis 20 Meter, somit könnte es in 20 Jahren kein Eis mehr geben.

Eiskar Familiengletscher Hohenwarter

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Familienausflug aufs Eiskar

Lawinen bringen normalerweise viel Schnee aus der oberen Kellerwand und sorgen dafür, dass Eis enstehen kann, doch schneereiche Winter bleiben aus. Jeden Sommer kommt zumindest ein Mitglied der Familie Hohenwarter vier bis Mal herauf um zu messen.

Eiskar Familiengletscher Hohenwarter

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Im Auftrag des Alpenvereins wird gemessen

Jedes Mal wird die Messung auf dem Fels sichtbar gemacht. Dies erfolgt im Auftrag des Alpenvereins. In 2200 Meter Seehöhe verändert sich jedes Jahr viel, das erstaunt Hohenwarter immer noch. Die bisher weiße Gletscherzunge ist beim Lokalaugenschein mit hunderten Kubikmetern Schutt bedeckt, eine Lawine riss das Gestein mit.

Einschulung auf Uni Graz

1992 wurden die Geschichte des Gletschers und die der Hohenwarters zusammengeführt, ein generationenüberschreitendes Projekt: „Ich habe mit einem messenden Professor in Graz telefoniert und habe gefragt, wie es mit dem Eiskar aussieht. Er hat gesagt, da gehen wir nicht mehr hinauf, der Weg ist zu beschwerlich. Wollen sie das machen? Und ich habe gesagt, ja gern, aber ich kann nicht messen.“ Dann sei er nach Graz in die Uni gefahren und habe sich das zeigen lassen.

Eiskar Familiengletscher Hohenwarter

Hohenwarter

Hohenwarter junior kennt den Gletscher seit Kindertagen

Eiskar ständig in Familie präsent

In der Familie habe es seit jeher geheißen, ist die Wetterlage gut fürs Eiskar oder schlecht, so Hohenwarter. Andere Wetterlagen waren kein Thema.

97 Mal war Gerhard Hohenwarter senior schon am Eiskar. Im Jahr 2018 gibt es nach dem 25-Jahr-Mess-Jubiläum noch zwei weitere, wenn alles gut geht: Hohenwarters 70. Geburtstag und seine 100. Begehung des Eiskars.

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