Was macht eigentlich ein Stadtschreiber?

Der Sieger des Publikumspreises der Tage der deutschsprachigen Literatur wird Stadtschreiber in Klagenfurt. Das gab es schon zwischen 1992 und 1997. Seit 2009 gibt es dieses Stipendium wieder. Doch was macht ein Stadtschreiber eigentlich?

Was tun Stadtschreiber genau? Eine Rückschau der letzten Jahre zeigt, was sie nicht machen: Nämlich in ihren Büchern das Loblied auf Gastgeber oder Stadt zu singen. Stefanie Sargnagels Zeit als Stadtschreiberin geht gerade zu Ende. Klagenfurt, Kärnten und auch die Tage der deutschsprachigen Literatur waren in ihren Facebook-Kommentaren immer wieder ein Thema: Durchaus ironisch und sehr kritisch.

Stefanie Sargnagel Stadtschreiberin Klagenfurt

ORF

Stefanie Sargnagel

Angst vor Depression und Einsamkeit

Auch sonst gab es rundherum viel Krach, als es im Boulevard um die Frage ging, was Literatur, was eine Schriftstellerin eigentlich „auf Steuerkosten“ alles dürfe. Der Aufenthalt in Klagenfurt veränderte Sargnagels Sicht auf Klagenfurt. Sie ist jetzt über dreißig und - wie sie meinte - „spießig genug für ein Kleinstadtleben“. „Aber die Zeit habe ich überraschenderweise sehr genossen. Ich habe Angst gehabt eine Depression zu kriegen, weil ich hier keinen Menschen kenne und allein in einer Kleinstadt festsitze. Ich habe mir Kleinstätdte immer fürchterlich vorgestellt, aber es war nett und angenehm, ein beschauliches Leben.“

Diskussion Peschka

ORF/Johannes Puch

Ihre Nachfolgerin Karin Peschka

Sehr nett sei gewesen, dass sie in Klagenfurt integriert war und zu Veranstaltungen eingeladen wurde. Sie sei sehr oft auf der Straße angesprochen worden, die „Frau Stadtschreiberin“. Ein alter Mann schenkte ihr einen Stein, der zu ihrer allgegenwärtigen roten Kappe passt. Daran gewöhnte sich die Schriftstellerin. Sie fand es nett, dass sie jetzt weniger Angst vor Menschen habe und auch in Wien mehr mit ihren Nachbarn redet.

Wawerzinek und Krampitz schrieben Klagenfurt-Buch

Stadtschreiber können hier aber auch heimisch werden und immer wieder zu Besuch kommen. Peter Wawerzinek und Karsten Krampitz verfassten 2012 sogar gemeinsam ein Buch über ihre Erfahrungen in der Fremde. Dieser „Crashkurs Klagenfurt“ ist eine schräge, humorvolle und auch bissige Liebeserklärung. Frei nach dem Motto der beiden: „Wir sind ja keine Hofdichter“.

Andere Stadtschreiberinnen wie Gertraud Klemm, Cornelia Travnicek oder Nadine Kegele nutzten die Zeit in Klagenfurt ganz einfach dafür, in Ruhe an ihren neuen Büchern weiterzuschreiben.
Zwischen 1992 und 1997 gab es in Klagenfurt bereits einmal Stadtschreiber. Sabine Gruber oder Robert Schindel sind heute Fixsterne am Literaturhimmel. Robert Schindel war auch einige Jahre lang Juryvorsitzender der Tage der deutschsprachigen Literatur.

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