„Heimische“ Gemüse kommen aus aller Welt

Die Devise heißt, heimische Lebensmittel einzukaufen. Doch viele Nutz- und Kulturpflanzen waren bei uns gar nicht heimisch. Sie kamen von weit her und sind heute vom Speiseplan nicht mehr wegzudenken. Viele kamen aus den Mittelmeerländern, aber auch aus Amerika.

In Kärnten kann man die Entwicklung von Nutzpflanzen ca. 7.000 Jahre zurückverfolgen. Aus dieser Zeit gibt es Funde von Menschen, die in den Pfahlbauten am Keutschacher See lebten. Nur Haselnüsse, verschieden Beeren und Gräser sind wirklich bei uns heimisch. Vieles wurde aus dem Osten über die Türkei nach Mitteleuropa eingeführt. Gerade in Kärnten verdankt man viele Gemüsesorten den Mittelmeerländern, sagt Botaniker Felix Schlatti vom Landesmuseum Kärnten.

Heimische Pflanzen nicht sehr nahrhaft

In der Bronzezeit wurden alle möglichen Beeren gesammelt, so Schlatti. Es habe damals Eichen- , Linden- und Ulmenwälder gegeben, es sei wärmer gewesen. Kohlenhydrat- und Proteinquellen waren vor allem Mannaschwadengras und bestimmte Gräser aus der Familie der Trespen (Süßgräser). Aber auch Gemüse sei im Wald gewachsen, so wie Kohldistel oder Waldgeißbart. Für eine energiereichere Ernährung reichten diese Pflanzen aber nicht aus. So waren die Menschen gezwungen, Pflanzen aus anderen Teilen der Welt einzuführen.

Bereits vor Tausenden Jahren habe es Händler gegeben, die auch Pflanzen mitbrachten. Aber auch durch die Wanderungsbewegung der Menschen wurden Pflanzen von einem Teil Europas in einen anderen gebracht. Auch Kärnten sei immer wieder von verschiedensten Menschen besiedelt worden. Das ist ein Grund, warum es in ganz Europa ähnliche Pflanzen gebe. So finde man von Spanien bis in die Türkei die gleichen Getreidearten, sagte Schlatti. Die Menschen am Keutschacher See ernährten sich in der Jungsteinzeit vor allem von Haselnüssen aber auch Kirschen, Birnen, die aus Südosteuropa kamen und von Getreide wie Emmer, Einkorn, Gerste, Kolben- und Rispenhirse.

Nutzpflanzen Erlebnis Natur

Felix Schlatti

Viele Proteinquellen aus der Türkei

Wichtige Proteinquellen waren Erbsen und Linsen, die aus der Türkei kamen, ebenso wie viele Getreidearten. Vor rund 4.000 kam der Apfel aus Zentralasien. Es ist eine Hybride aus dem Kaukasusapfel und dem zentralasiatischen Wildapfel, so Schlatti. Vermutlich sei er mit indoeuropäischen Völkern verbreitet. Auch Marille, Zwetschke und Rispenhirse kommen aus Zentralasien. Sogar aus China wurden Pflanzen importiert, nämlich der Pfirsich und der Buchweizen. Auch Hanf kommt aus China und kam über die Seidenstraße nach Europa. Er wird seit Jahrtausenden auch bei uns angebaut.

Kopfsalat kam „erst“ im Mittelalter

Karfiol, Rettich, Mangold oder Kohlrübe kamen schon zur Römerzeit aus dem Mittelmeerraum nach Kärnten. Petersiele und Sellerie kamen auch dorther, wurden aber schon Jahrhunderte früher im Römerreich angebaut. Kopfsalat sei erst im Mittelalter nach Kärnten gekommen, ebenso wie Spargel oder Spinat, so der Botaniker. Bei der Karotte ist man sich nicht sicher, ob sie auch aus dem Mittelmeerraum kam oder doch hier bereits heimisch war. Sie wuchsen wild und auf trockenen Böden. Die Menschen sammelten sie und pflanzten sie in Gärten.

Aus Unkräutern wurden Gemüsesorten

Auch von der Atlantikküste kamen Pflanzen zu uns, wie Kohlgemüse, Runkelrübe oder Schwarzwurzel, die mit dem Getreide importiert wurden. Die Felder waren damals total mit Unkräutern bewachsen, doch aus diesen Unkräutern wurden wichtige Nahrungsmittel, wie die ganze Kohlfamilie. Besondere Bedeutung für unsere heutige Nahrund haben die Kulturpflanzen der amerikanischen Ureinwohner: „Wir pflanzen heute viele Kürbisse, Tomaten, Ackerbohnen oder Kartoffeln, die für uns selbstverständlich wurden. Diese Pflanzen kommen, wie der Mais, aus Amerika und kamen erst im 16. Jahrhundert nach Europa.“ Es dauert aber oft noch hunderte Jahre, bis er in die Garten kam.

„Türkn“ kommt aus Amerika

Mais wurde in Europa gut angenommen und von Christopf Columbus auf seiner zweiten Amerikareise nach Europa gebracht. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde er in Südspanien großflächig kultiviert, später in der Türkei und von dort aus nach Mitteleuropa. so dachte man lange, dass der Mais aus der Türkei stamme, wie das kärntnerische „Türkn“ zeigt. Verschiedene alte Kulturpflanzen, wie die Getreidesorten Emmer und Einkorn, kann man sich im Botanikzentrum Klagenfurt ansehen.