Warnung vor Medikamentenfälschungen

Wie sicher sind Medikamente und wie kann man Risiken, zum Beispiel durch Fälschungen, minimieren? Bei der Sommerakademie der österreichischen Apotheker in Pörtschach stand das Thema Arzneimittelsicherheit im Mittelpunkt. Besondere Vorsicht sei bei Online-Bestellungen geboten.

Sie werden zwar schnell geliefert, sind aber kaum billiger und fast immer gefälscht: Wer Medikamente über das Internet bestellt, geht ein hohes Risiko ein, warnt Paul Hauser, Präsident der Kärntner Apothekerkammer. Allein im vergangenen Jahr beschlagnahmte der österreichische Zoll mehr als 53.000 gefälschte Medikamente.

Diese würden hauptsächlich aus dem asiatischen Raum, Indien und China stammen. „Dort sind richtige Banden unterwegs, die gefälschte Medikamente produzieren. Die Erfahrung zeigt, dass sie nicht wirken bzw. Nebenwirkungen haben. Die Leute kommen dann oft doch in die Apotheke und kaufen sich das ungefälschte Medikament.“

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Auf den ersten Blick sind Original und Fälschung kaum zu unterscheiden

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Tablettenfälschungen werden oft ohne Schachtel und nur in einer Sichtverpackung verschickt

Ö: Rezeptpflichtige Medikamente nur in Apotheke

Am häufigsten gefälscht werden Potenzmittel und Diätpillen, sagt Hauser. Rezeptpflichtige Medikamente sind in Österreich ausschließlich in der Apotheke erhältlich. Wer sie anderwertig kauft, geht nicht nur ein hohes Risiko ein, sondern macht sich auch strafbar.

Wenn Tabletten in einer Sichtverpackung verschickt werden, kann man in den meisten Fällen fast sicher sein, dass sie gefälscht sind und nicht halten, was sie versprechen. „Das Beste ist noch, wenn sie keine Wirkung haben“, so Hauser: „Sie können aber auch so verunreinigt sein, dass sie eine gegengesätzliche Wirkung haben, die gesundheitsgefährdend oder sogar tödlich sein kann.“

Auch bei pflanzlichen Arzneien Dosis beachten

Auch die Anwendung von pflanzlichen Arzneimitteln sei oft nicht ohne Nebenwirkungen, sagt Reinhard Länger vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen: „Mein Eindruck ist, dass man dazu neigt, zu denken: Das ist eh pflanzlich, das kann ich eh anwenden, wie ich will. Man sollte es aber genau so anwenden, wie es in der Packungsbeilage steht, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.“

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Auch Patienten sollen Nebenwirkungen melden

Für die Zulassung und Abgabe von Medikamenten ist die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit zuständig. Sie überwacht auch, ob die Einnahme nicht zu viele Nebenwirkungen verursacht.

Ärzte, Apotheker, aber auch jeder Patient soll etwaige Nebenwirkungen melden. Auf Wunsch der europäischen Konsumentenschützer wurde bereits 2014 die Möglichkeit geschaffen, dass auch Patienten - wenn sie eine Nebenwirkung bemerken - diese bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit melden können. Dies ist entweder über die Internetseite der AGES oder auch telefonisch möglich.

Neue Sicherheitsmerkmale

Allgemein habe Österreich bei der Arzneimittelsicherheit einen sehr hohen Standard, so Christoph Baumgärtel. Die Zusammenarbeit innerhalb Europas funktioniere. Seit 2010 gebe es auch strengere Kontrollen. Arzneimittelexperte Christoph Baumgärtel: „Wir hatten zum Beispiel bei einem sehr beliebten Hustensaft für Kinder mit dem Wirkstoff Codein in den letzten Jahren immer wieder Nebenwirkungsmeldungen.“ Teilweise seie es auch zu Todesmeldungen gekommen. Auf europäischer Ebene habe man sich daher dazu entschlossen, diesen Hustensaft bei Kindern unter zwölf Jahren zu verbieten. „Das ist im Sinne der Arzneimittelsicherheit angebracht gewesen“, sagt Baumgärtel.

Gegen Fälschungen bei Medikamenten will man sich zuätzlich mit einer neuen EU-Verordnung wappnen. Schon bald soll es für Arzneimittel eigene Sicherheitsmerkmale geben, mit denen der Hersteller klar erkennbar sein wird.