Orient und Okzident im Schloss Damtschach

Die heurige Sommerausstellung auf Schloss Damtschach in Wernberg widmet sich Orient und Okzident. Unter dem Titel „Der duftende Garten des Scheik Nefzaui“ zeigen 13 Künstler Malerei, Fotografie und Objekte, darunter zwei, die erstmals bei einer Ausstellung dabei sind.

Der Titel der Ausstellung ist neckisch und bewusst ein wenig irreführend: Bei dem Buch handelt es sich um ein arabisches Ehehandbuch, das sich im 19. Jahrhundert in Europa großer Beliebtheit erfreute. Die Künstlerin Raja Schwahn-Reichmann fand es auf einem Flohmarkt.

Schloss Damtschach

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Schloss Damtschach

Das Buch wird von einer der fast lebensgroßen Figuren in der Hand gehalten, die die Besucher gleich im ersten Raum begrüßen. Gehalten wird es von einer orientalischen Männerfigur, gleich daneben ruht eine morgenländische Schönheit. Die Kissen auf dem Boden laden zum Verweilen ein, so Schwahn-Reichmann: „Kunst, die nicht interaktiv ist, ist für mich wie in Formaldehyd eingelegt und nicht lebendig. Das hat mich immer an den so genannten Tafelbildern gestört, die wie erhängt an den Wänden hängen und wehrlos und ohne Aussage sind.“

Sommerausstellung Damtschach Orient Duftender Garten

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„Kulturen nicht immer getrennt“

Die Künstlerin spielt sehr gekonnt und mit viel Witz mit den Vorstellungen, die wir vom Orient vielleicht auch heute noch haben. Gezeigt wird eine idyllische Szene, zwei reich gekleidete Menschen, eine Dienerin, die nur darauf wartet ihre Wünsche zu erfüllen. Ein sehr barockes Bild und das stimmt für die Künstlerin auch genaus so. Die Geschichte kannte lange keine Trennung der Kulturen von Orient und Okzident. Der Einfluss sei für sie auch heute noch eindeutig sichtbar. Man sollte ja nicht vergessen, dass das Dirndlkleid eine direkte Nachfolge eines syrischen Gewandes sei, so Schwahn-Reichmann. Auch heute noch seien die Trachten dort wie vor tausend Jahren, das sehe man heute noch. Auch die Kreuzritter seien vor der Kultur und deren Reichtum in die Knie gegangen, so die Künstlerin.

Sommerausstellung Damtschach Orient Duftender Garten

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Werk von Alex Amann

Zwei Künstlerinnen stellten noch nie aus

Damaskus war einst für seinen Damast berühmt und die heute schwer umkämpfte irakische Stadt Mossul für ihren Musselin. Auch für Markus Orsini-Rosenberg sind die Kulturen untrennbar miteinander verbunden. Das zeigt sich auch bei den beiden Künstlerinnen, die in diesem Sommer zum ersten Mal in Damtschach zu sehen sind, so Orsini-Rosenberg: „Die eine ist die Sissi Farassad, die aus Teherarn stammt, aber die Familie lebt in Wien. Sie machte immer schon sehr orientalische Kunst mit Perlenstickerei und ist in den USA erfolgreich. Die zweite Künstlerin, die noch nie ausgestellt hat, ist Yasmina Haddad aus Beirut. Der Vater war Architekt, sie ist Fotografin und stellt ein Objekt ihres Vater aus.“

All das passt auch perfekt zum orientbegeisterten 19. Jahrhundert. Goethe schrieb seinen westöstlichen Diwan. 1824 entstand auch der Landschaftsgarten von Schloss Damtschach. Das Motto des diesjährigen Carinthischen Sommers „Nicht genug geküsst“ stammt von dem persischen Dichter Hafis.

Sommerausstellung Damtschach Orient Duftender Garten

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Werk von Sissi Farassad

Fotografie ohne Wirklichkeit

Eine Frau schwebt im Wasser, umgeben von einem dünnen Tuch. So könnte man die Fotoserie von Rita Nowak auch beschreiben. Nur würde man ihr damit nicht gerecht werden. Die in Wien lebende Künstlerin findet, Fotografie muss nicht die Wirklichkeit abbilden. Sie orientiert sich sehr stark an der Malerei. Entstanden sind die gezeigten Fotos während eines Aufenthalts am Millstätter See. Der Schleier wird vom Wasser bewegt, so Nowak: „Es ist eine Neunerserie. In jedem Bild ist eine andere Facette von ihr.“ Entstanden sind diese Fotos ohne künstliches Licht und fast ohne jede Nachbearbeitung.

Sommerausstellung Damtschach Orient Duftender Garten

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Werk von Alina Kunitsyna

Fast nichts mehr vom Menschen gibt das Bild von Alina Kunitsyna Preis. Der Stoff, sein Muster und seine Falten stehen im Mittelpunkt, perfekt gemalt, fast wie eine Fotografie.

Ganze Geschichten in einer Zeichnung

Geheimnisvoll sind aber auch die Arbeiten von Wolfgang Schwahn. Seine Zeichnungen erzählen in alter orientalischer Tradition ganze Geschichten. Sie sind tief in der Vergangenheit verwurzelt und dabei sehr aktuell. Ein Flaschengeist entweicht einem Dschinn auf dem ersten Bild: Wahre Furien, teils Pferd, teils Vogel steigen auf. Er sagte, er sehe darin Parallelen zur heutigen politischen Situation machen wollen, wo so viel entglitten sei und man nicht wisse, wohin das führe.

Beim zweiten Bild will ein chinesischer Donnergott diese Kräfte bändigen, die jetzt die Gestalt von vier heutigen Weltherrschern angenommen haben. Im dritten Bild schließlich erscheint wie als Trost die große Mutter Natur.

Sommerausstellung Damtschach Orient Duftender Garten

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Werk von Mimma Schwahn

Wenn sich eine Ausstellung schon auf ein erotisches Buch aus dem Orient wie „Der duftende Garten des Scheiks Nefzaui“ bezieht, dann dürfen einige Verweise darauf nicht fehlen. Mimma Schwahns Installation zum Beispiel zeigt zwar nur die nackten Zehen eines Mannes, der Stoff bauscht sich jedoch in der Körpermitte und daneben steht eine stolze Palme.

Riesenbilder und Musik am 6. August

Arbeiten von Markus Orsini-Rosenberg selbst sind bei dieser Ausstellung nicht zu sehen. Am 6. August wird er aber den Garten des Schlosses mit riesigen Bildern von einem künstlichen Himmel oder einem Meer verwandeln. Sie sind zwölf Meter mal 3,5 Meter groß. Diese Megaformat malt er mit einem Reisigbesen. Die Natur werde mitspielen, die Schatten und Blättern wirken auf der Projektionsfläche seiner Bilder. An diesem Tag findet in Damtschach ein Konzert des Carinthischen Sommers statt. Auch „Suns and Daughters“ haben sich von Goethe und dem persischen Dichter Hafis inspirieren lassen.

Sommerausstellung Damtschach Orient Duftender Garten

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Werk von Yasmina Haddad

„Der duftende Garten des Scheiks Nefzaui“ ist bis 20. August auf Schloss Damtschach (Gemeinde Wernberg), Samstag und Sonntag von 14.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Gezeigt wird die Ausstellung in jenem Teil des Schlosses, der aus dem 15. Jahrhundert stammt.

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