Recycling: Kärntner „kocht“ Altreifen im Kosovo

Das albanisch dominierte Kosovo ist nicht gerade als Standort für innovative Technologien bekannt. Trotzdem hat ein Maschinenbauer aus St. Andrä im Lavanttal in dem Balkanland ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Altreifen recycelt und wertvolle Rohstoffe gewonnen werden.

Ist das Projekt erfolgreich, sind die Marktchancen enorm. Allein in Österreich fallen im Jahr sechs Millionen Altreifen an, die es zu entsorgen gilt. Derzeit werden Altreifen vorwiegend bei der Zementherstellung verwendet, der Recycling-Prozess läuft dagegen sauber ab und setzt keine Emissionen frei.

Recycling Projekt Kosovo

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Aus Altreifen wird Gasöl und Karbonlack

Im Norden des Kosovo liegt Trepce, einst Bergbaugigant aus kommunistischer Zeit, nach wie vor darnieder. Das Kosovo und Serbien streiten über die Rechte, eine Lösung ist nicht in Sicht. Doch in einer Halle haben Österreicher mit kosovarischen Investoren ein Pilotprojekt für das Recycling von Altreifen begonnen. In zwei Drehrohröfen wird aus Altreifen Gasöl „leicht und schwer“ sowie Karbon-Black gewonnen, das in der Industrie etwa als Füllstoff verwendet wird.

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Das Verfahrensprinzip erläutert der Kärntner Maschinenbauer Rudolf Triebnik so: „Simpel gesagt ist das so wie beim Schnapsbrennen. Man hat ein Produkt, das fest ist. Das wird dann erhitzt, wird flüssig, dampfförmig und hinten über einen Wärmetauscher abgekühlt. Das Produkt, das herauskommt, kondensiert und wird dann zu dem Produkt, das wir uns am Ende des Prozesses wünschen.“

„Dreckiges Öl“ wird zum hochwertigen Produkt

Und was ist nun das Neue an diesem an sich altbekannten Verfahren? Dazu sagt Rudolf Triebnik: „Wir erzeugen nicht nur irgend etwas. Was raus kommt, nennt man Masut. Dieses wird in Russland und überall als dreckiges Öl verwendet. Wir fraktionieren es, das heißt, wir teilen es auf in ein hochwertiges Produkt. Das ist eigentlich das Novum daran.“

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Anlage schafft 15.000 Tonnen Altreifen pro Jahr

6.000 Tonnen Altreifen kann die Anlage verarbeiten, während im Kosovo 15.000 Tonnen pro Jahr anfallen. Altreifen gibt es aber auch in Österreich - warum wurde das Pilotprojekt also im Kosovo begonnen? Der Grund liegt in den schneller erteilten Genehmigungen.

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Verfahren soll bald weltweit zum Einsatz kommen

Unternehmer Harald Himmer sagte dazu: „Ich gehe davon aus, dass wir diese Technologie selbstverständlich auch in Österreich, in Europa und weltweit zum Einsatz bringen werden. Aber es ist natürlich so, dass man dort beginnt, wo der Mut und die Geschwindigkeit am schnellsten sind und das war zufällig hier im Kosovo. Weil es ja nicht nur um die Investoren geht, sondern auch darum, dass man Genehmigungen und ähnliches rasch bekommt. Das wird in Österreich alles sicher auch sehr genau geprüft werden, es könnte aber sein, dass es etwas länger dauert.“ Österreicher und Albaner rechnen jedenfalls mit großen Chancen weltweit.

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