Klimawandel fordert Bergrettern Neues ab

Zur Zeit lernen 19 Bergretter im Glocknergebiet das richtige Bergen von Abgestürzten aus Gletscherspalten. Die Bedingungen im Hochgebirge haben sich für die Lebensretter durch den Klimawandel stark verändert.

Die Frauen und Männer der Bergrettung sind in fast 3.000 Meter Seehöhe rund um die Oberwalderhütte bei mitunter ungewöhnlich hohen Temperaturen und starkem Wind unterwegs, um von vier Ausbildern zu lernen.

Bergretterausbildung

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Ausbildungsleiter Rudi Preimel: „Wir haben den Gletscherkurs für die Bergrettung Kärnten bewusst so früh im Juni angesetzt, weil wir die Situation Gletscher und Schnee bewusst im Kurs drinhaben wollten. Viele von uns sind im Frühjahr auf dem Gletscher unterwegs. So haben wir alle wichtigen ausbildungstechnischen Inhalte dabei.“

Zustand der Pasterze

Der Gletscher ist in den vergangenen zwölf Monaten deutlich zurückgegangen, ein großer Teil der Zunge ist gebrochen. Video: Peter Matha.

Rückgang der Gletscher lässt Retter zu Skiern greifen

Rudi Preimel bemerkt die klimabedingten Veränderungen im Hochgebirge durch seine Arbeit als Retter schon seit 30 Jahren. Der Rückgang der Gletscher bedeutet für die Retter, sich auf Neues einzustellen. Das beginnt schon bei der Auswahl des „Fortbewegungsmittels“: „Mit den Skiern hat man heute sicherheitsrelevante Vorteile. Wenn die Tageserwärmung sehr stark ist, hat man eine andere Gewichtsverteilung am Ski als mit den Bergschuhen. Man sinkt nicht so tief ein und ist deutlich schneller unterwegs.“

Bergretterausbildung

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Rudi Preimel beim Aufziehen der Felle auf seine Skier.

„Habe viel Gletscher wegschmelzen sehen“

Auf fast 3.000 Meter Seehöhe hat sich aber auch sonst vieles verändert. 1911, als die Oberwalderhütte gebaut wurde, reichte der Gletscher noch viel weiter an die Hütte heran. „Es ist zwar so, dass wir immer noch mitten im Gletscher sind und relativ kurze Wege zu den Übungsplätzen haben. Aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Gletschermasse viel größer. Ich bin seit 30 Jahren hier oben und habe viel Gletscher wegschmelzen sehen.“

Bergretterausbildung

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Einstige Eiswände sind heute tabu

Bei Preimels eigenen Basisausbildung für die Bergrettung konnten die Bergretter noch alle Eiswände gehen, wie Fuscherkarkopf, Riffl, Bärenkopf. Weil das Eis in den Wänden nicht mehr vorhanden ist, ist das nur mehr bedingt möglich. Preimel: „Wenn, dann geht es nur, wenn es eine Schneeauflage in den Wänden gibt und der Schnee gefestigt ist. Sobald es zu warm wird, kann man nicht mehr hinein.“

Bergretterausbildung

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Touren mussten auf Grate verlagert werden

Die Touren hätten sich dadurch von den Eiswänden auf die Grate verlagert, weil es hier eine höhere Sicherheit und nicht die Problematik fehlenden Eises gebe.

Bergretterausbildung

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Schneedecke nicht mehr durchgefroren

Tatsächlich birgt die relative Wärme in so großer Höhe eine Gefahr. Preimel: „Man merkt, wenn man jetzt auf den Gletscher geht, dass die Schneedecke nicht durchgefroren, sondern weich ist. Das ist für uns ein ganz klares Zeichen: Weg von den steilen Hängen, weil es weich und die Lawinengefahr nach wie vor vorhanden ist.“