Die Arbeiterkammer im Dritten Reich

Mit der Rolle der Arbeiterkammer in der NS-Zeit beschäftigt sich ein neues Buch: „Die Deutsche Arbeitsfront in Kärnten 1938 – 1945“. Die AK wurde zweckentfremdet und schützte nicht die Arbeiter, sondern sollte sie mit Hilfe von Propaganda ausbeuten.

Die Arbeiterkammer Kärnten machte es sich in Kooperation mit dem Institut für die Geschichte der Kärntner Arbeiterbewegung (IGKA) zur Aufgabe, die Lücken in der Geschichte der AK Kärnten zur NS-Zeit zu füllen, so eine Aussendung am Donnerstag. Es kam ein 176-seitiges Buch heraus mit der Auseinandersetzung der nationalsozialistischen Massenorganisation Deutsche Arbeitsfront in Kärnten (DAF), mit speziellem Augenmerk auf deren Aufgabenfelder, Wirkungsradius und personellen Struktur.

Viele Akten im Krieg zerstört

„Die Forschungen zur Deutschen Arbeitsfront sind in der österreichischen Geschichtsschreibung überschaubar – dies liegt aber auch daran, dass der Großteil der Akten zur DAF während des Krieges zerstört wurden“, sagte Autor und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für die Geschichte der Kärntner Arbeiterbewegung, Daniel Weidlitsch.

Arbeiterkammer NS Zeit Buch

AK

176 Seiten, 1. Auflage, 30.06.2017

ÖGB-Verlag, ISBN 978-3-99046-288-1 ]]

Die nationalsozialistische Organisation übernahm im Sommer 1938 die Strukturen und das Vermögen der Arbeiterkammer Kärnten. Die Zerschlagung der Interessensvertretung der Arbeitnehmer durch die DAF war Teil eines umfassenden Liquidierungsprozesses. Die Deutsche Arbeitsfront bildete hinsichtlich ihres Mitgliederstandes und ihrer Finanzkraft die stärkste Organisation des Dritten Reiches. Einige der Hauptaufgaben waren die Wahrung von Arbeitgeberinteressen bei gleichzeitiger Integrierung von Arbeiter in das NS-Regime.

Arbeiterkammer wurde zweckentfremdet

Mit der Fortdauer des Krieges entwickelte sich die DAF zu einem Motor der Aufrechterhaltung der Arbeitsdisziplin und Ausbeutung von Arbeitskraft. Mit „Kraft durch Freude“ als massives Propagandainstrument wurde die sogenannte „Arbeitsfreude“ aufrechterhalten. Das Buch stellt nicht nur die Zweckentfremdung der AK Kärnten dar, sondern auch die Veränderungen der personellen Struktur, die Rückschlüsse auf die Anfänge der DAF auf regionaler Ebene liefern.

Die Arbeiterkammer war damals nunmehr das „Haus der Arbeit“ und Sitz von rassistischen Hardlinern und opportunistischen wie korrupten Politgängern. Nach dem Untergang des Dritten Reiches wurde auch die Deutsche Arbeitsfront aufgelöst und gleichzeitig der Neubeginn der AK Kärnten eingeläutet.

„Die Arbeiterkammer Kärnten hat sich in der Bildungsarbeit zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte zu schärfen – dieses Buch ist ein weiterer Meilenstein, um unser Ziel zu erreichen“, sagte AK-Direktor-Stellvertreter Gerwin Müller.

Link: