Weniger Firmenkonkurse im ersten Halbjahr

Mit 166 insolventen Unternehmen hat es im ersten Halbjahr 2017 in Kärnten einen Rückgang der Firmenpleiten um 7,3 Prozent gegeben. Es sind zwar weniger Dienstnehmer betroffen, die Schuldensumme stieg aber von 65 auf 82 Mio. Euro.

In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden 85 Verfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Bei weiteren 81 Insolvenzanträgen war eine Eröffnung mangels Vermögens der Schuldner nicht möglich. „In Summe sind 166 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 82 Millionen Euro insolvent“, sagte Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Kärnten.

Im österreichischen Durchschnitt sanken die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2017 um 4,1 Prozent. Mit Ausnahme von Niederösterreich und Vorarlberg verzeichnen alle Bundesländer Rückgänge. Kärnten hat mit 166 insolventen Firmen ein Minus von 7,3 Prozent und damit nach Burgenland, Steiermark und Tirol den viertgrößten Rückgang.

Großkonkurs mit 14,4 Mio. Schulden

Die Insolvenzverbindlichkeiten von 82 Millionen Euro stiegen um 26 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraums des Vorjahrs. Dies lässt sich im Wesentlichen auf einen einzigen Fall, das Konkursverfahren der KJK Multimedia Handels e.U., Inh. Jörg Kneupper mit Verbindlichkeiten von 14,4 Millionen Euro, zurückführen. Trotz des Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr sind die Verbindlichkeiten im Fünfjahresvergleich nicht auffällig“, so Wiesler-Hofer. Die nächstgrößeren Insolvenzfälle sind die RH-Tech Gebäudetechnik und Anlagenbau GmbH aus Poggersdorf mit Verbindlichkeiten von 8,4 Millionen Euro und die Bau- und Projektmanagmenet Golger GmbH mit Verbindlichkeiten von 5,7 Millionen Euro.

„Zinsen werden auf normales Niveau steigen“

Nach wie vor dominieren kleine Betriebe aus dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, der Gastronomie und der Bauwirtschaft das Kärntner Insolvenzgeschehen. Von den Pleiten direkt betroffen sind 350 Dienstnehmer. Das bedeutet einen Rückgang von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es gebe derzeit eine Konjunkturbelebung, sagte Wiesler-Hofer. Sollte sich das gegenwärtige Wachstum der Wirtschaft noch drei bis vier Quartale halten lassen, werden die Zinsen wieder auf ein normales Niveau ansteigen, und damit auch die Insolvenzen. Diese Entwicklung werde aber frühestens 2018 zu spüren sein, so Wiesler-Hofer.

Weniger Privatkonkurse

Bei den Privatkonkursen gab es einen Rückgang von 38 Prozent, insgesamt wurden 158 Verfahren beantragt. Laut Wiesler-Hofer dürften einige Schuldner auf eine baldige Umsetzung der Novellierung des Privatkonkurses hoffen und hätten daher Verfahren nicht eingeleitet. Fast alle der eröffneten Verfahren gingen auf Betreiben der Schuldner zurück. Die Schlden lagen bei 19 Mio. Euro, um 58 Prozent weniger als im Vorjahr. Eingerechnet sind dabei die Schulden ehemaliger Selbstständiger, die eine durchschnittliche Verschuldung von 120.000 Euro aufweisen.

Das neue Privatkonkursrecht sieht eine Reduktion der Laufzeit des Abschöpfungsverfahrens von derzeit sieben auf drei Jahre vor. Außerdem soll die derzeit bestehende Mindestquote in der Höhe von zehn Prozent wegfallen.