Roboter machen Therapie zum Spiel

Sie sind endlos geduldig, können motivieren, mit einem Menschen spielen und Übungen überwachen - Roboter im Therapiebereich. Vor allem bei Bewegungen, die oft wiederholt werden müssen, macht der spielerische Zugang Patienten mehr Spaß.

Joanneum Research ROBOTICS im Klagenfurt Lakesidepark beschäftigt sich mit Robotertechnologien und ihren Einsatzmöglichkeiten. Vor allem bei Schlaganfallpatienten, die ihre Motorik wiedererlangen sollen oder auch bei Ergotherapieübungen für Kinder sind Roboter einsetzbar. Bei einer Robo Jam im Mai lud das Team von ROBOTICS Schüler und Studenten von Universitäten und Fachhochschulen ein, ein geeignetes Spiel für solche Therapieroboter zu konzipieren.

„Junge Leute denken frischer“

Bernhard Dieber von ROBOTICS sagte, die Vorgabe für die jungen Leute sei es gewesen, binnen 48 Stunden ein Spiel für Reha-Patienten unter Einbindung eines Roboters zu entwickeln. Ein Kern aus acht Teilnehmern schaffte diese Aufgabe. Fächerübergreifend sei die Grundlage für ein spannendes therapeutisches Spiel entwickelt worden, das nun im Detail ausgearbeitet werde. „Junge Leute haben frische Ideen und denken frei“, das machte man sich zunutze, der Spaß kam nicht zu kurz, so Dieber.

Robo Jam Roboter als Therapiehelfer

Joanneum Research

Teilnehmer an der Robo Jam. Vorne Mitte Mathias Brandstötter, ganz rechts Bernhard Dieber

Wer übt nicht lieber, wenn er im Spiel einen „Freund retten“ und Aufgaben lösen muss und somit unbewusst kognitive und motorische Übungen durchführt. Diese Überlegung stand am Anfang der Arbeit in den Labs im Lakesidepark. Mathias Brandstötter von Joanneum Research sagte, der Roboter sei ein Trainingspartner, der aus sich ständig wiederholenden Bewegungen und Übungen spielerisches Training machen könne. „Eine Reha kann langweilig sein, daher haben wir den Gamecharakter gewählt.“

Robo Jam Roboter als Therapiehelfer

Joanneum Research

Die Maschine ist auf Zusammenarbeit mit Menschen programmiert

Erfahrungen aus Industriebereich

Die Forscher greifen in der Entwicklung auf Erfahrungen mit Industrierobotern zurück, die für eine Zusammenarbeit mit Menschen gebaut und programmiert sind (kollaborative Roboter). Sie verfügen über Kameras und Sensoren, die der Maschine immer zeigen, wo genau sich ein Mensch aufhält, um physischen Kontakt vermeiden zu können. Verletzungen sollen damit ausgeschlossen werden, denn Roboter sind starke Maschinen. Sie stoppen sofort, wenn ihnen ein Mensch zu nahe kommt oder weichen aus.

Dieber sagte, die kollaborative Robotik schaffe neue und andere Verwendungsfelder, wie zum Beispiel den Einsatz in der Medizin und Therapie. Die Spiele, die die Forscher entwickeln, sollen auf jeden Patienten und seine Aufgabenstellung angepasst werden können. Einerseits geht es um Bewegung, hier müssen zum Beispiel Spielfiguren bewegt und bestimmte Aufgaben damit ausgeführt werden. Der zweite Bereich sei das Denken bei kognitiven Aufgaben. Der Schwierigkeitsgrad wird ebenfalls auf den einzelnen Patienten und das Therapieziel angepasst. Man habe unzählige Gespräche mit Therapeuten geführt, ihre Wünsche und Erfahrungen fließen in die Forschung ein.

Robo Jam Roboter als Therapiehelfer

Joanneum Research

Der Roboter soll mit Patienten spielen

Auf die Frage, ob vor allem ältere Patienten nicht auch Angst oder Bedenken beim Arbeiten mit Robotern haben könnten, meinten Brandstötter und Dieber, es müsse natürlich eine genau Aufklärung durch den Therapeuten oder Arzt geben und man arbeite außerdem daran, die Roboter „menschlicher“ und freundlicher erscheinen zu lassen. Daran arbeiten Designer, um ein positives Gefühl zu erzeugen. Bei Kindern sei das weniger ein Problem, sie lassen sich einfach auf das Spiel ein. Man arbeite außerdem an der nonverbalen Kommunikation mit den Therapierobotern.

Zukunft: Roboter zum Mieten

Die Roboter sollen aber nicht nur den Patienten die Übungen mit mehr Spaß ermöglichen, sie sollen menschliche Therapeuten auch zeitlich entlasten. Sie könnten andere Aufgaben ausführen, während ein Patient die immer gleichen Übungen macht, gemeinsam mit seinem Reha-Roboter. Zukunftsmusik wäre es, wenn man sich einen solchen Roboter für Zuhause mieten könne, um zum Beispiel mit einem behinderten Familienmitglied therapeutische Übungen zu machen oder auch, wenn sich ältere Menschen ihre Beweglichkeit und damit Unabhängigkeit durch eine Therapie länger bewahren möchten.

Tests mit Patienten in rund einem Jahr

Die Anschaffungskosten beim Kauf eines solchen Geräts samt passender Software für ein Krankenhaus oder Institut vergleichen die beiden Forscher in etwa mit dem Preis eines SUV-Wagens. Das sei viel weniger als die Kosten für Hightech-Geräte, wie sie in der Reha heute schon eingesetzt werden. In rund einem Jahr will man soweit sein, um Tests an teilnehmenden Kliniken und Instituten mit Patienten durchzuführen. Und wenn dann einmal jemand Ideen und Software kopiert? Für die Forscher kein Problem: „Das ist positiv, weil dann noch mehr Menschen geholfen werden kann.“

Petra Haas; kaernten.ORF.at

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