Zarah: „Kann denn Liebe Sünde sein?“

Zarah Leander zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Sängerinnen und Filmstars des 20. Jahrhunderts. In Franzobels neuem Stück „Ich, Zarah“ wird ihre Rolle im Dritten Reich thematisiert. Gespielt wird während einer Fahrt auf einem Drauschiff.

Lazarus Modriach, ein Mann aus dem Jahr 2017, begegnet der legendären Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander in einem Park. Ein Treffen, das es so nicht geben kann. Denn die Schauspielerin ist schon seit gut 36 Jahren tot.

Franzobel Zarah Leandra Neue Bühne Villach

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Zarah Leander trifft auf Lazarus Modriach aus dem Jahr 2017

In Franzobels Stück wird die gebürtige Schwedin wieder zum Leben erweckt und begibt sich zusammen mit Lazarus Modriach auf eine Reise in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt dieser Spurensuche steht Leanders Zeit als erfolgreiche Schauspielerin während der Zeit des Nationalsozialismus.

Ich, Zarah

Aufführung auf einem Drauschiff, das Publikum ist hautnah dabei.

Schwerer Einstieg in die Rolle

Zarah Leander wird in Franzobels Stück von der in Deutschland geborenen Schauspielerin Isabella Weitz verkörpert. Für sie war es zunächst schwer, sich in diese Rolle hinein zu versetzten. „Meine Generation hat überhaupt gar nichts mehr mit Krieg oder Nachkriegszeit zu tun. Deshalb tut man sich sehr leicht, zu sagen, das hätte man nie gemacht“, sagt Weitz.

Die Herausforderung sei es gewesen, herauszufinden, wie man die Figur besser verstehen könne. Erst nach wochenlangem Proben habe sich Isabella Weitz besser in die Rolle der Zarah Leander einfügen können. „Nach und nach habe ich den Hintergrund mitbekommen und verstanden, warum sie das gemacht hat, was sie gemacht hat“, so Weitz.

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Isabella Weitz verkörpert Zarah Leander

Zarah Leander - Ein bewegtes Leben

  • Geboren: 15. März 1907 in Karlstadt/SWE als Sara Stina Hedberg, gestorben 23.6. 1981
  • Filmografie: Zu neuen Ufern (1937), Heimat (1938), Die große Liebe (1942) u.a.
  • Diskografie: Schlafe, mein Geliebter! (1936), Bei mir bist du schön (1938), Nur nicht aus Liebe weinen (1939) u.a.

Karriere im Dritten Reich

Die Karriere von Zarah Leander, die gebürtig Sara Hedberg hieß, nahm während des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland Fahrt auf. Vorgeworfen wurde ihr später, dass sie weggeschaut habe und dass ihr das Geld und ihre Karriere wichtiger als alles andere gewesen sei. In Franzobels Stück versucht sie sich zu verteidigen: „Ja,ich bin wie viele Künstler, ich habe weggeschaut! Bin ich deshalb eine Mörderin?“

Nicht gut, nicht böse

Für Regisseurin Christine Wipplinger ist es spannend, wenn es in einem Stück keine Eindeutigkeit gebe, die Zuseher also gut und böse nicht so einfach ausmachen können. Und genau das geschieht auch Lazarus Modriach bei seiner Zeitreise mit Zarah Leander, er ist fassungslos, wütend und immer wieder auch nur fasziniert. „Genau das in diesem Rhythmus zu erzählen, das ist für mich auch der Reiz dieses Stückes“, sagt die Regisseurin.

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Zeitreise als Fahrt entlang der Drau

Für Christine Wipplinger passt die Aufführung auf einem Drauschiff deshalb so gut zum Stück, weil damit die Stationen eines bewegten Lebens gut untermalt werden können. Am Ende sagt Zarah: „Ich habe alles für die Kunst geopfert“. Wie aktuell Franzobels Stück ist, zeigt der Satz,den Heinz Rühmann, auch ein großer Star des dritten Reichs, auf der Bühne sagt: „Der Mensch muss Kompromisse machen und sich arrangieren.“ Das Stück „Ich, Zarah oder das wilde Fleisch der letzten Diva“ kann von 1. Juni bis zum 29. Juni besucht werden.

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