Fast vergessene Künstlerin wieder entdeckt

Pferde, Jagd, Familie - das ganz normale Leben waren Themen von Irmentrud List Gersheim. Sie studierte als eine der ersten Kärntnerinnen Malerei. In ihrem Heimatort Feistritz ist der fast vergessenen Künstlerin eine Ausstellung gewidmet.

„Die Künstlerin zeigt in ihren Gemälden die sonst bei Frauen nicht gerade sehr oft vorkommende Eigenwilligkeit, die aber bei dem hohen Können und der durchgebildeten Technik recht viel zum Schauen und zum Streben bietet“. Diese Einschätzung des künstlerischen Könnens Irmentrud List Gersheims stammt aus einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1933, der anlässlich einer großen Ausstellung in Witten an der Ruhr erschien.

Grünspan Ausstellung Irmentrud List Gerstheim

ORF

List Gersheim starb 1984

Die Künstlerinnen der ersten Generation von Frauen, die an einer Hochschule Malerei studierten, hatten es alles andere als leicht, ernst- und wahrgenommen zu werden. Das gilt auch für die 1904 geborene Irmentrud List Gersheim. Sie wurde in München und Leipzig ausgebildet, doch erst 2017 erschien der erste Katalog zu einer ihrer Ausstellungen. Kuratorin der Ausstellung von Grünspan ist Margot Fassler: „Damals hat es geheißen, sie macht ja nur Porträts. Das ist kein Historienbild, das hat mit Mythologie nichts zu tun. Es hat mit großer Komposition nichts zu tun.“ Heute sei das unbegreiflich, dass Tiere, Stillleben oder Porträts so abwertend gesehen worden seien.

Grünspan Ausstellung Irmentrud List Gerstheim

ORF

Margot Fassler

Bisher drei Ausstellungen in Kärnten

1943 kehrt die Künstlerin nach einem schweren Bombenangriff auf Leipzig mit ihrer Familie wieder nach Kärnten zurück. Irmentrud List Gersheim malte ihr Leben lang, solange es ihre Sehkraft zuließ. Drei Ausstellungen dürfte es in Kärnten gegeben haben. Zwei kurz vor ihrem Tod 1984 und eine Gedächtnisausstellung in der Kärntner Landesgalerie in Klagenfurt. Grünspan - Plattform für Kunst und Kultur im Drautal zeigt jetzt eine umfassende Retrospektive der Künstlerin.

Fast immer geht es in den Bildern von Irmentrud List Gersheim um ihr eigenes Umfeld, oft sind auch Katzen zu sehen. Tiere, die sie immer um sich hatte, so Kuratorin Fassler: „Sie ist weder politisch, noch feministisch, noch ideologisch.“ Möglich gemacht wurde die Ausstellung durch die enge Zusammenarbeit mit Jürgen List, dem Sohn der Künstlerin.

Grünspan Ausstellung Irmentrud List Gerstheim

ORF

Jürgen List vor dem Porträt, das seine Mutter von ihm malte

Grünspan Ausstellung Irmentrud List Gerstheim

ORF

Sohn wollte nicht Modell sitzen

Lange hatte der Sohn einfach keine Lust, sich von seiner Mutter malen zu lassen. Dafür hätte er zu lange stillsitzen müssen, sagte er. Einmal sei er aber brav Modell gesessen, weil er mit finanzieller Unterstützung seiner Mutter bei einem Scheibenschieß-Wettbewerb in Ferlach habe teilnehmen dürfen. Da sei er ca. 17 Jahre alt gewesen. Das Malen der Mutter sei von Kindheit an für ihn selbstverständlich gewesen, habe aber nie im Mittelpunkt der Familie gestanden. Heute sei er stolz auf die Bilder seiner Mutter, so Jürgen List.

Grünspan Ausstellung Irmentrud List Gerstheim

ORF

Selbstporträt

Die Selbstporträts der Künstlerin zeigen eine starke Frau. 1969 entstand ein intensives Selbstporträt auf dem nur mehr Gesicht, Schultern und eine Hand der Künstlerin zu sehen sind, der Hintergrund besteht nur noch aus schrägen Farbflächen. Jürgen List sagte dazu, sie habe von sich immer behauptet, sie könne keine Porträts machen, das sei nicht ihr Metier. Wie man sehe, konnte sie es doch.

Grünspan Ausstellung Irmentrud List Gerstheim

ORF

Die Künstlerin war auch begeisterte Jägerin

Bei allen Porträts sind es immer wieder die Augen, die die Blicke auf sich ziehen. Bei den Akten, die Irmentrud List Gersheim im Laufe von Jahrzehnten malte, ist der Blick der dargestellten Frauen gesenkt oder das Gesicht gar nicht ausgearbeitet. Die Ausstellung bei Grünspan ist noch bis 30. Juli zu sehen.

Lebenslauf Irmentrud List Gersheim

Sie wurde am 6. Mai 1904 als jüngstes Kind von Arthur Freiherr von Gersheim am Sachsenhof in Feistritz an der Drau geboren. Nach der Volksschule besuchte sie das Lyzeum mit Matura in Klagenfurt. Im Wintersemester 1922/23 erfolgte ihre Aufnahme in die Tierklasse der Akademie der Bildenden Künste München unter Professor Heinrich von Zügel, wo sie ihr Studium bis 1926 unter seinem Nachfolger Professor Angelo Jank fortsetzte.

Nach ihrer Hochzeit 1928 schloss sie durch den Besuch der Akademie für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig mit eigenem Meisteratelier unter Professor Willi Geiger ihr Studium ab. Die 1984 verstorbene Malerin hinterlässt ein wenig bekanntes Werk an Zeichnungen und Ölgemälden. Sie malte ihr Leben lang, bis ein fortschreitendes Augenleiden ihrem Schaffen Einhalt gebot.

Link: