Mit frischen Ideen gegen das Bäckersterben
In Kärnten gibt es bereits 20 Bauern, die ihr Brot aus selbst angebautem Getreide herstellen und den Kunden damit eine Alternative zu industriell gefertigten Teiglingen bieten. Die Nachfrage steigt. Einer von ihnen ist der Biobauernhof der Familie Tomic in Eberndorf. Hier gibt es seit einigen Monaten eine eigene Backstube.
ORF
Von Montag bis Freitag werden dort sieben Brotsorten und fünf Gebäcksorten hergestellt. Verarbeitet wird ausschließlich Bio-Speisegetreide, das am Hof angebaut und auch gemahlen wird. Die Hofbäckerei in Eberndorf ist eine von vielen in Kärnten. Laut Landwirtschaftskammer steigt die Nachfrage nach solchen Backstuben.
„Leute wollen vom Bauern kaufen“
Dass die Nachfrage steigt, merkt auch Biobauer David Tomic. „Seit 1. Oktober 2016 backen wir am Tomic-Hof selber Brot. In unserer Gemeinde sind wir jetzt der einzige Bäcker. Wir achten darauf, dass wir handgefertigtes Sauerteigbrot anbieten“, so Tomic. „Wir merken schon, dass die Leute zur ursprünglichen Fertigung zurück kommen. Sie wollen das Brot beim Bauern kaufen.“
ORF
Verkauft wird die Ware im eigenen Hofladen, am Markt in Klagenfurt und in Bioläden im Bezirk Völkermarkt. Da die Nachfrage nach dem selbst gemachten Biobrot steigt, ist die Familie Tomic bereits auf der Suche nach Partnern, die der Backstube heimisches Biogetreide oder auch Brotgewürze zuliefern.
ORF
Eine andere kreative Backstube ist die Bäckerei Matitz in Kötschach-Mauthen, wo nach Großvaters Rezepten gebacken wird. Lebensmittel aus der Region werden ursprüngliche Rezepte verwendet - mehr dazu in Mit Slowfood gegen Bäckersterben (kaernten.ORF.at; 5.5.2016).
Neuer Start nach 20 Jahren
In Weißbriach kam ein Bäcker sogar nach Kärnten zurück, nachdem er seiner Heimat schon einmal den Rücken gekehrt hatte. Franz Steinwender, im Weißbriach als Bäckn-Franz bekannt, sperrte sein Geschäft vor 20 Jahren zu. Er kam viel herum, war Kellner und Filialleiter in einem Supermarkt. Mit 48 Jahren kehrte er nun zu seinen Wurzeln zurück.
ORF/Peter Matha
„Elf Jahre war ich in Wien und hab gesehen, dass die Kleinen zusperren und die Großen voll hineinfahren. Die Leute haben immer gesagt, meine Semmeln waren die besten, da legen sie die Latte hoch.“ Es dürfe nur am ersten Tag nicht regnen, weil die Semmel die Feuchtigkeit von der Luft annehme. Die Geräte sind alle noch vorhanden und funktionieren auch nach 40 Jahren immer noch. Darunter auch ein so genannter Semmelboy: „Eine Maschine, die Semmeln macht. Wir werden natürlich auch Handsemmeln klopfen, wenn die Leute es wollen.“
ORF/Peter Matha
Sauerteig und Dampfl statt Backmischung
Er könne nicht mit den billigen Teiglingen aus Fabriken konkurrieren, doch zu ausgefallen sollen seine Produkte auch nicht sein, so Steinwender. Es gebe immer weniger Bäckern, die zurück zur Natur wollen, alle Zutaten von den Bauern holen. Damit wolle er neu durchstarten. Steinwender will mit Sauerteig und Dampfl arbeiten, wie es ganz früher, in Zeiten vor den Backmischungen war. Damit die Zahl der Bäcker wieder steigt, braucht es noch mehr Ideen und Innovationsfreude.