Zu wenig behinderte Menschen in Betrieben

Mehr als zwei Drittel der größeren Unternehmen hat entgegen der geltenden Beschäftigungspflicht keine Menschen mit Behinderung angestellt. Sie bezahlten 2015 dafür 4,8 Mio Euro Ausgleichstaxe. Die Politik will nun eine Erhöhung.

Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ) forderte eine empfindliche Erhöhung der Ausgleichstaxe auf das durchschnittliche Monatseinkommen eines Arbeitnehmers. Aktuell sind Kärntner Firmen verpflichtet, pro 25 Mitarbeiter einen Menschen mit Behinderung anzustellen. Bei der letzten statistischen Erhebung 2015 war das bei 770 von über 1.100 Firmen nicht oder nicht ausreichend erfüllt.

Bisher zwischen 253 und 377 Euro

Wenn Unternehmen dieser Verpflichtung nicht nachkommen, wird ihnen vom Sozialministerium eine Ausgleichstaxe vorgeschrieben. Diese reicht je nach Größe der Firma von 253 Euro pro Monat und fehlendem Mitarbeiter mit Behinderung bis zu 377 Euro. Prettner fordert eine Erhöhung, um mehr Menschen mit Behinderung in eine Anstellung zu bekommen. Sie sagte, man sollte die Zahlung am Durchschnittsgehalt im Betrieb anpassen, das seien von 1.500 Euro aufwärts.

Zu wenig Informationen über Potenzial

Da die Ausgleichstaxe in einem Bundesgesetz verankert ist, müsste die Forderung Prettners im Nationalrat beschlossen werden, könnte aber auch recht zeitnah in Kraft treten. Sollte der Nationalrat das beschließen könnte die Gesetzeswerdung ein halbes Jahr dauern, so Prettner.

Laut Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung zahlten Kärntner Betriebe im Jahr 2015 rund 4,8 Millionen Euro an Ausgleichstaxe. Hätten alle Kärntner Betriebe in diesem Zeitraum die gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtstellen besetzt, wären bis zu 1.260 Menschen mit Behinderung in Arbeit gewesen. Viele Arbeitgeber sind unzureichend über die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen informiert.

Sozialprojekt von Martin Essl

Diesen Barrieren zu begegnen, ist das Ziel des „Zero-Project“, einer Initiative der Essl Foundation von Martin Essl. "Die Betriebe haben Angst, alleine gelassen zu werden“, meinte Essl. Sein Wunsch wäre es, dass „alle behinderten und nicht-behinderten Menschen nach ihren Stärken und Talenten in ein Unternehmen integriert werden.“ Sein „Zero Project“ (ein global aufgestelltes Netzwerk) will deshalb Betrieben die Scheu nehmen, ihnen die Vorteile schmackhaft und ihnen bewusst machen, welches Potenzial sie hier liegen lassen. "Ob Stephen Hawking, Beethoven, Roosevelt – drei Genies, drei Behinderte. Jeder Mensch ist mit seinem individuellen Talent einzigartig.“