Borkenkäfer - die hausgemachte Plage
Der Klimawandel lässt die Jahresdurchschnittstemperaturen ansteigen. Das bringt die Fichte in den Niederungen ins Schwitzen, dort, wo sie nicht natürlich vorkommen würde. Den Bäumen ist es ab neun Grad Durchschnittstemperatur schlichtweg zu heiß. Bezirksforstinspektor Hans Egger von der BH Klagenfurt-Land sagte: „Wir haben beim Klagenfurter Flughafen einen Wert von zehn Grad im Jahresschnitt. Das heißt, die Fichte ist aufgrund der natürlichen Voraussetzungen schon gefährdet.“ Egger ist für den Bereich Klagenfurt-Ost und damit für 12.000 Hektar Wald zuständig.
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„Stresshormon“ der Fichte lockt Borkenkäfer an
Die wärmegeschwächten Bäume schütten eine Art Stresshormon aus, das die Borkenkäfer regelrecht anlockt. „Die Fichte gibt einen Duft ab. Im Prinzip kann man das mit Stresshormonen vergleichen, die dem Borkenkäfer die Information geben: Dieser Baum ist in seiner Vitalität so geschwächt, dass er befallsbereit ist. Dann fliegt der Borkenkäfer speziell solche Bäume an und verursacht den entsprechenden Schaden“, so Helmut Themeßl - er ist ebenfalls von der BH Klagenfurt-Land und für 12.000 Hektar Wald im Bereich Klagenfurt-West verantwortlich.
Vitaler Baum „ertränkt“ Käfer
Ein gesunder, nicht durch Trockenheit und zu viel Wärme geschwächter Fichtenbaum kann die Borkenkäfer mit seinem Harz in Schach halten. Er ertränkt die Käfer einfach, wenn sie ihre Löcher zwischen Rinde und Holz bohren.
Borkenkäferschäden nehmen zu
Seit etwa 15 Jahren würden immer mehr Schäden durch den Borkenkäfer verzeichnet. 40.000 Festmeter Schadholz fallen pro Jahr allein im Bezirk Klagenfurt Land an. Borkenkäfergefahr herrsche am Wörthersee-Nordufer speziell zwischen Klagenfurt und Velden bzw. am Südufer in Richtung Reifnitz, aber auch in schattigen Lagen entlang der Sattnitz. Die Ursache liegt - neben seichtgründigen und zu trockenen Böden mit wenig Humusauflage - in der zu hohen Durchschnittstemperatur. Fichten bevorzugen bis zu neun Grad, hier sind es etwa zehn Grad.
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„Käferholz“ verliert deutlich an Wert
Der Borkenkäfer oder „Buchdrucker“ kappt mit seinen Gängen die Lebensadern der Bäume zwischen Rinde und Holz, der Baum „verhungert“ binnen kurzer Zeit. Der Preisabfall pro Baum beträgt durchschnittlich 30 Euro, oft müssen noch hiebsunreife Fichten unter 60 Jahren gefällt werden.
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2017 dürfte wieder ein Borkenkäferjahr werden
Auch heuer stehe höchstwahrscheinlich ein Borkenkäferjahr bevor, so Hans Egger von der Bezirksforstinspektion. „So wie die Zeichen in der Natur stehen, müssen wir befürchten, dass wir heuer auch sehr viel Borkenkäferbefall haben werden. Der Grund sind die langen Vegetationszeiten. Das Frühjahr beginnt immer früher, im Herbst ist es lange warm. Dadurch können sich sehr viele Käfer entwickeln, die auch überwintern. Im Frühjahr beginnen sie, sofort wenn es warm wird, mit dem Befall der Fichtenbäume.“
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Industrie forciert Fichtenholz
Viele Waldbesitzer würden wegen der großen Nachfrage durch die Industrie auch an ungeeigneten Standorten auf die Fichte setzen. Hier spiele auch das schlechte „Image“ der Laubbäume mit hinein. Diese würden - zu Unrecht - als „Brennholz“ angesehen, die Absatzmöglichkeiten seien deshalb geringer. Gefragt sei die Fichte vor allem wegen ihrer guten Eigenschaften bei der Verarbeitung. Fichtenholz ist in fast jedem Dachstuhl zu finden.
Ihre „Bevorzugung“ sei aber über Generationen „gewachsen“. Eine echte Alternative sei die Kiefer - diese habe zwar ein höheres spezifisches Gewicht, bei der heutigen industriellen Verarbeitung mit Maschinen würden solche Gewichtsunterschiede aber keine große Rolle mehr spielen. Und: Anders als die Fichte werde die Kiefer so gut wie nie vom Borkenkäfer befallen.
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Klimawandel: Experten hoffen auf Umdenken
Die Experten der Forstinspektion hoffen auch deshalb auf ein Umdenken, weil sich die Klimabedingungen in den letzten Jahrzehnten zugunsten der Borkenkäfer entwickelt haben. Vor 30 Jahren betrug die Entwicklungszeit des Borkenkäfers noch mehr als 70 Tage, mittlerweile sind es nur noch 45 Tage. Damit können binnen eines Jahres drei neue Generationen heranwachsen. Ein einziges Käferweibchen bringe auf diese Weise 3.000 Nachkommen binnen eines Jahres hervor, so Bezirksforstinspektor Helmut Themeßl.
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Wo die Fichten absterben und nicht nachgepflanzt werden, reguliert sich die Natur zum Teil selbst. Es siedeln sich Rotbuchen, Kiefern und Tannen an - Bäume, die besser an die klimatischen Verhältnisse angepasst sind.