Emotionale Bürgerversammlung um Kraftwerk

In Liebenfels kämpft eine Bürgerinitiative gegen den Ausbau des Biomassekraftwerks, das künftig auch Klagenfurt mitversorgen soll. Bei einer Infoveranstaltung am Dienstagabend gingen die Wogen hoch. Der Betreiber wurde nicht eingelassen.

Die Bauverhandlung zum Ausbau des Biomassewerkes in Liebenfels ist Donnerstagmittag laut Bürgermeister Klaus Köchl ruhig und ohne Einsprüche der direkten Anrainer verlaufen. Nun werde der Baubescheid ausgestellt. Er werde voraussichtlich in der Karwoche rechtskräftig. Bürgermeister Köchl kündigte am Donnerstag auch ein Gutachten über die Gesundheitssituation in seiner Gemeinde an. Die Aussagen des Gemeindearztes zur angeblichen Zunahme von Krebsfällen habe in seiner Gemeinde zu Verunsicherung geführt, sagte Köchl.

Auch Parteienstellung im Gewerbeverfahren

Für den 25 Millionen Euro Ausbau des Biomassewerkes ist laut Bezirkshauptmannschaft St. Veit allerdings noch der Gewerberechtsbescheid ausständig. Die Verhandlung wird voraussichtlich im Juni stattfinden. Bei diesem Verfahren steht den Nachbarn laut Bezirkshauptmannschaft St. Veit Parteienstellung mit allen Rechten zu. Laut BH St. Veit werden die Auswirkungen des Fernheizkraftwerks in Bezug auf die Emissionen und den Schall geprüft. Sobald der Baubescheid Liebenfels vorliegt, dürfen alte Gebäudeteile abgebrochen werden, für den Zubau muß rechtlich gesehen der Gewerberechtsbescheid abgewartet werden. Für die Fernwärmeleitung liegt der Wasserrechtsbescheid schon vor.

Kraftwerksbetreiber bei Infoabend unerwünscht

Der Plan, das Biomassewerk in Liebenfels im Glantal zu vergrößern, lässt in der Gemeinde die Wogen hochgehen. Geplant ist zusätzlich eine zwölf Kilometer lange Leitung nach Klagenfurt, um die Landeshauptstadt mit Wärme zu versorgen - mehr dazu in Liebenfelser gegen Fernwärme für Klagenfurt. Am Abend wurde im Kulturhaus Liebenfels drei Stunden lang sehr emotional diskutiert. Eingeladen hatten die Gegner der Ausbaupläne, die Betreiber des Kraftwerks mussten vor der Tür warten, sie wurden nicht eingelassen.

Liebenfels Bürgerprotest Zechmeister

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Otto Zechmeister (r.) hörte vom Gang aus zu

Zechmeister musste vor der Tür warten

Die Diskussion in Liebenfels musste Projektwerber Otto Zechmeister von der RZ-Gruppe auf dem Gang über Lautsprecher mithören. Für die Projektgegner, die ihn nicht in den Saal lassen wollten, äußerte er Verständnis, den Baubeginn noch im Mai dementiert er nicht. Er wolle eine Emissionsreduzierung vornehmen, daher sei das Verfahren sehr rasch umsetzbar.

Hunderte wollten Argumente hören

In zwei Sälen des Kulturhauses und auch in den Gängen drängten sich die Interessierten, 200 bis 300 Personen wollten hören, was der Sprecher der Bürgerinitiative, der Liebenfelser Arzt Wilfried Tomantschger, gegen den Ausbau des Biomassewerkes zu sagen hatte. Tomantschger ist verärgert, weil er in der Gemeinde erst auf Nachfrage informiert wurde.

Liebenfels Bürgerversammlung

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Voll besetzter Saal

Nun kritisierte er, dass Klagenfurt die Fernwärme bekomme, während Liebenfels auf den Belastungen wie Lärm und Staub sitzenbleibe: „Wir haben ohnehin eine Zunahme von Erkrankungen wie Karzinomen, Leukämie oder chronischen Lungenerkrankungen. Die Gemeinde Liebenfels vermarktet sich als gesunde Gemeinde, mehr als politische Lippenbekenntnisse scheinen hier aber nicht dahinterzustecken.“

Bürgerversammlung Liebenfels

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Bei den Wortmeldungen gingen die Wogen hoch

Fast alle Besucher der Veranstaltung waren gegen den Ausbau. Eine Ausnahme ist Landwirt Hannes Stippich. Er sagte, man müsse mit grünen Gedanken bei der eigenen Haustür beginnen. Er appellierte an die anderen Zuhörer, sie sollten nicht nur auf Leute hören, die auf hohem Niveau jammern, weil sie das Ding nicht schön finden.

Liebenfels Fernwärme Proteste

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Das bestehende Kraftwerk soll breiter und um 14 Meter höher werden, um statt 18,5 künftig 26 Megawatt Leistung bringen zu können

Bürger fühlen sich nicht genug beachtet

Vereinfacht gesagt: Das Kraftwerk werde nicht schön und es passe nicht nach Liebenfels, so der Tenor vieler Aussagen. Anrainerin Regina Grein sagte, es solle der Vertrag mit Klagenfurt eingehalten werden. Aber sie verstehe nicht, dass das Kraftwerk nicht in Wölfnitz stehe, wenn die Fernwärme dorthin geliefert werde. „Wir brauchen nicht auslöffeln, was andere nicht tragen wollen“, so die Liebenfelserin.

Anrainer Richard Pirker sagte in Richtung Bürgermeister, er glaube, wenn so viele Menschen zusammenkommen und ihre Meinung kundtun, sollte er auch für sie da sein und nicht nur für die Wirtschaft. Der angesprochene Bürgermeister Klaus Köchl (SPÖ) musste sich überhaupt viel Kritik anhören: Er habe das Projekt verheimlichen wollen, er lasse zu, dass seine Bürger von den Kraftwerksbetreibern übervorteilt werden, so ein paar Aussagen.