Weltautismustag: 87.000 Betroffene

Am Sonntag ist Weltautismustag. Österreichweit leiden etwa 87.000 Menschen an dieser Entwicktlungsstörung. Autisten nehmen ihre Umgebung meist anders wahr, als die meisten Menschen. Deutlich mehr Männer als Frauen sind betroffen.

Autismus hat viele Facetten. Viele Betroffene leben ohne Diagnose und sind gesellschaftlich isoliert. Die Diakonie de la Tour versucht Autisten in Beruf und Alltag zu unterstützen. Der Schwergegrad der Entwicklungsstörung, die die Informationsverarbeitung im Gehirn beeinflusst, ist bei den Betroffenen unterschiedlich ausgeprägt, sagte Michael Mellitzer, Autismus-Spezialist bei der Diakonie de la Tour.

Auch Studienabsolventen betroffen

Am Rande eines Aktionstages für Autismus am alten Platz in Klagenfurt, sagte Mellitzer, unser Bild von Autismus sei vorwiegend geprägt von dem Hollywood-Film Rain Man mit Dustin Hoffman. „Die Person, die da dargestellt ist, zeigt nur ganz ein kleines Spektrum von Personen, die das betrifft.“

Es gebe auch nicht nur ein Merkmal, das auf Autismus hinweist, sagte Mellitzer: „Es kann sein, dass das Menschen sind, die sogar einen Hochschulabschluss oder ein Studium absolviert haben. Aber wenn es dann darum geht, einen Einstieg in den Beruf zu finden, dann werden diese Menschen mit Problemen konfrontiert.“

Telefonieren durch Nebengeräusche unmöglich

Er kenne einen Fall, in dem ein Mann mit einem bei der Bodenkultur abgeschlossenen Studium seit Jahren keinen Job findet, weil er nicht telefonieren kann, sagte Mellitzer. „Und telefonieren kann er deswegen nicht, weil er nicht nur das Gesprochene von seinem Gegenüber hört, sondern alle möglichen Nebengeräusche in den Leitungen. Und die nimmt er derartig laut war, das er das Gegenüber nicht mehr hört. Das ist eine Barriere für den Eintritt ins Berufsleben.“

Oft werde die Krankheit sehr spät erkannt. Auffälliger sei der Autismus bei Kindern. Viele Betroffene haben etwa Schwierigkeiten, die Sprache zu erlernen. Mellitzer: „Oft fällt das im Sozialverhalten auf. Das sind vielleicht Kinder, die sich gerne zurück ziehen und nicht den Kontakt mit ihren Klassenkameraden oder Nachbarn suchen. Die sind lieber auf ihrem Zimmer und beschäftigen sich vielleicht mit kleinen Technik-Bausteinen.“

Autismus wird immer früher erkannt

Die Testverfahren zur Diagnose haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Heute ist es möglich, die Störung bereits viel früher zu erkennen als noch vor einigen Jahren, sagte Mellitzer. „Je früher man das erkennt, desto besser ist es, weil man die Kinder dann gezielt fördern kann. Es gibt spezielle Fördereinrichtungen in Kärnten, an die sich die Eltern wenden können. Da werden dann verschiedene Trainings angeboten.“

So bietet etwa die Diakonie de la Tour derzeit 20 Menschen mit Autismus spezielle Wohnangebote und Begleitung in Werkstätten. Unterstützung brauchen die Betroffenen ein Leben lang, aber speziell beim Eintritt ins Arbeitsleben. Mellitzer: „Da geht es oft darum, nicht die Person zu befähigen, dass sie dort arbeiten kann, sondern es geht vielmehr darum, dass man die Firma darauf vorbereitet, wie man einen Kollegen akzeptieren kan, der sich ein wenig anders verhält, als es normalerweise erwartet wird.“ Im Herbst plant die Diakonie in Feldkirchen eine eigene Einrichtung für Menschen mit Autismus zu errichten.

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