Bauer im zweiten Bildungsweg

Immer mehr Menschen brechen in Kärnten aus ihrem Berufsalltag aus und übernehmen einen landwirtschaftlichen Betrieb. Pro Jahr gibt es etwa 20 Quereinsteiger. Ihre früheren Berufe haben mit dem Leben als Landwirt nicht viel gemein.

Seit dem EU Beitritt Österreichs im Jahr 1995 hat sich die Zahl der bewirtschafteten Bauernhöfe um 21 Prozent verringert. Insgesamt gibt es in Kärnten um die 17. 400 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, jedes Jahr werden es weniger. Die Umsteiger aber zeigen viel Freude, Idealismus und einen anderen Zugang zum Traditionsberuf Bauer.

Bauer im zweiten Bildungsweg

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Irmgard Maria und Hermann Harscher mit ihren Galloway Rindern

Aus dem Bankwesen in die Viehzucht

Burger und Pommes waren die Welt von Hermann Harscher, als Personalchef einer großen Fast Food Kette in Deutschland. Heute züchtet er irische Galloway Rinder. Mit Mitte fünfzig beschlossen er und seine Frau Irmgard Maria - früher Abteilungsleiterin einer Deutschen Bank - sich ihren Lebenstraum zu erfüllen.

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Der Aufegger Hof der Harschers

Machen was man selber will

Die beiden Münchner fanden im Internet den Aufegger Hof auf 1400 Meter Höhe in St. Oswald in Bad Kleinkirchheim, der mangels Nachfolger zum Verkauf stand. Seit 2014 ist das Leben der beiden nun ein anderes: Landwirt Hermann Harscher: „Ich hatte immer ein Motto: 25 Jahre lernen, 25 Jahre arbeiten und 25 Jahre mache ich das, was ich will. Und das ist hier der Aufegger Hof.“ Irmgard Maria Harscher: „Wir haben in unserem Leben schon so viele Dinge gemacht. Und es war jetzt einmal ein Abschnitt in unserem Leben, wo wir sagen, wir machen, was wir wollen. Und wir bereuen gar nichts.“

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Eines der Glashäuser des ehemaligen Kellners

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Christian Hermann: kann davon leben

Biogemüse statt Kellnerei

In St. Donat bei St. Veit befinden sich die Glashäuser des ehemaligen Kellners Christian Hermann. Der 35-Jährige pachtete vier Hektar Grund. Rückschläge gab es immer wieder, doch Aufgeben war für Hermann keine Option. Mittlerweile baut er 170 verschiedene Sorten Biogemüse an: „Ziel ist es, Spass daran zu haben, was man macht. Das hat Sinn. Ich werde nicht reich, kann aber davon leben. Es ist schön, ich gestalte jeden Tag aufs Neue.“

Landwirtschaftskammer: Hilfe für Quereinsteiger

Hilfe für Quereinsteiger gibt es in der Landwirtschaftskammer. Fachreferent Bernhard Tscharre: „Wir bieten für Einsteiger eine Grundberatung an, mit grundsätzlichen Informationen zu steuerlichen und rechtlichen Fragen, aber auch über EU-Ausgleichszahlungen.“

Bauer im zweiten Bildungsweg

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Die Ziegenherde von Astrid Zerbst

Auf Ziegenzucht umgesattelt

Genau informiert hat sich auch Astrid Zerbst. Sie hält in Bach bei Nötsch eine Ziegenherde. Die ehemalige Vorstandsassistentin einer mittlerweile Pleite gegangenen Kärntner Bank hat 2012 umgesattelt.

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Haubenlokale reißen sich um Ziegenkäse

Zerbst stellt unter anderem Rohmilch Ziegenkäse her, um den sich Haubenlokale in ganz Österreich reißen: Zerbst: Schau’n Sie sich um, ich habe so viele liebe Freundinnen rund um mich herum. Mit denen ist es so schön zu arbeiten und den Käse zu produzieren. Bei den Rückmeldungen merkt man, das ist etwas richtig Gutes und ich freue mich, dass ich das tun kann."

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Astrid Zerbst füttert ihre „Frendinnen“

Es ist die Liebe und die Begeisterung für das, was sie tun, das haben alle Quereinsteiger gemeinsam. Und das ist auch ein Geheimnis ihres Erfolges.