Paul Nizon erhält Gert Jonke-Preis

Der in Paris lebende Schweizer Autor Paul Nizon erhält den mit 15.000 Euro dotierten Gert Jonke-Preis. Die Auszeichung - heuer zum vierten Mal vergeben - wurde dem Autor am Sonntag im Klagenfurter Musilhaus überreicht.

Die Jury würdigt mit Paul Nizon einen „Virtuosen der poetischen Selbsterforschung“. Die Welt habe lange gebraucht um zu begreifen, was sie an diesem Autor habe, sagte Jonke Preis-Jurorin Angelika Klammer bei der Preisverleihung am Sonntag.

Paul Nizon erhält Gert Jonke Preis

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„Nizons Romane, Erzählungen und Journale sind bedeutende Werke der Gegenwart, sind Sprachkunst im besten Sinne des Wortes. Seine stete Suche nach neuen Ausdrucksformen führt zu einer großen Vielfalt formaler und sprachlicher Mittel“.

Paul Nizon, Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz, Landtagsabgeordnerter Markus Malle

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Paul Nizon (Mitte) mit Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz und Landtagsabgeordnter Markus Malle.

Kein Autor der Massen

Es ist in der Tat so, dass Paul Nizon kein von den Massen gelesener Autor ist. Seine Literatur hat viel mit Sprach- und Erzählkunst zu tun. Nizon hatte Anfang der 60er-Jahre eine journalistische Karriere vor sich, aber das war nicht das, worauf er sein Leben aufbauen wollte.

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Nizon: „Ich war damals leitender Kunstkritiker der Neuen Zürcher Zeitung und es wäre einfach lächerlich gewesen, wenn ich in dieser Funktion als öffentliche Figur meine Art zu schreiben demonstriert hätte, mit allem was dazugehört. Auch mit den - in den Augen der Öffentlichkeit - unanständigen Orten und Szenen. Ich hätte mich einfach zensiert und das wollte ich nicht, und deshalb habe ich stracks die Schreibfreiheit gewählt, was natürlich etwas riskant war, vom Einkommen her, mir damals aber selbstverständlich vorkam.“

Die Jonke Preis-Jury

Der Jury des Jonke-Preises gehören die Lektorin Angelika Klammer, die Literaturwissenschaftlerin Alexandra Pontzen und Norbert Wehr, der Herausgeber der Zeitschrift „Schreibheft“, an.

Ein Schweizer in Paris

Er sei ein Schweizer, der in Paris lebt und Deutsch schreibe hat Paul Nizon einmal über sich gesagt. Die Auszeichnung mit dem Gert-Jonke-Preis hat natürlich auch damit zu tun, dass sich der Autor der Sprache und dem künstlerischen Umgang damit verpflichtet hat. Nizon: „Es gab damals eine kleine Gruppe von Leuten, die mit der alten Erzählprosa aufräumten und neue Wege gingen. Darunter Jonke, Handke, Bernhard, Johnson und ich - man kannte und schätzte sich.“

Paul Nizon erhält Gert Jonke Preis

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Paul Nizon hat schon viele Auszeichnungen erhalten, darunter den Erich-Fried-Preis, den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur, den Schweizer Grand Prix Literatur und nun den Gert-Jonke-Preis. „Insofern bin ich natürlich in meiner Eitelkeit aufgebläht wie ein stolzer Hahn.“

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Paul Nizon - Vita

Geboren 1929 in Bern als Sohn eines russischen Emigranten und einer Bernerin, lebt Nizon seit 1977 in Paris. Er war leitender Kunstkritiker der „Neuen Zürcher Zeitung“, seit 1962 ist er freier Autor. Für seine Romane und Erzählungen, die in mehrere Sprachen übersetzt sind, erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1990), Erich-Fried-Preis (1996), Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (2010) und schweizerischer Grand Prix Literatur (2014) für sein literarisches Gesamtwerk. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Canto“ (1963), „Das Jahr der Liebe“ (1981) und „Das Fell der Forelle“ (2005). Im Frühjahr 2017 erschien bei Haymon seine Biografie in Gesprächen, „Die Republik Nizon“.

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Bisherige Preisträger

Die alle zwei Jahre vergebene Auszeichnung, die 2011 ins Leben gerufen wurde und an den Kärntner Schriftsteller Gert Jonke erinnert, wird abwechselnd in den literarischen Hauptkategorien Prosa, Dramatik und Lyrik vergeben. Bisher ausgezeichnet wurden Alois Hotschnig (Prosa, 2011), Friederike Roth und Händl Klaus (Dramatik, 2013) und zuletzt 2015 Julian Schutting (Lyrik).

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