Games können Kinder süchtig machen
Über 100 Millionen Spieler weltweit täglich nutzen das Spiel oder seinen Ableger „Clash Royale“. Es gibt kaum eine Schulklasse in der Unterstufe, in der das Game derzeit nicht Pausengesprächsthema Nummer eins ist. Alle Spiele funktionieren nach dem selben Prinzip: Der Download des Spiels aus dem Appstore ist gratis, doch wer in dem Spiel richtig weiterkommen will, muss sich den Fortschritt erkaufen. Es geht darum, ein eigenes Dorf zu bauen, Truppen zu trainieren und gegeneinander antreten zu lassen.
100 Euro für eine Kiste Juwelen
Sandra Brenner, Psychologin und Psychotherapeutin bei der Spielsuchtberatung in Klagenfurt sagte, Kinder werden mit dem Gratisspiel zunächst angelockt. Man spiele mit anderen, es gebe auch Rivalität. Damit man aber weiterkomme, müsse man Geld einsetzen. Wer im Spiel Edelsteine erwirbt, zahlt fünf Euro, eine ganze virtuelle Kiste kostet knapp 100 Euro. Brenner sagte, es gebe sogar Jugendliche, die heimlich die Kreditkarte der Eltern nehmen, um nachzukaufen.
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Je weiter man im Spiel aufsteigt, desto schwieriger wird der Fortschritt: Dauert am Anfang der Aufbau der eigenen Verteidigungsmauern nur wenige Minuten, muss man im späteren Verlauf Stunden im virtuellen Barbarendorf verbringen, so Brenner. Der Spieler merke nicht, wie lange er am Computer oder Handy spiele. Außerdem läuft das Spiel weiter, wenn man selbst nicht online ist, das zwingt den Spieler fast dazu, ständig am Gerät zu hängen, damit etwa das eigene Dorf nicht angegriffen wird.
Entzugserscheinungen erkennbar
Da kommt dann schnell der Suchtfaktor ins Spiel. Eltern müssen das Kind beobachten, ob es überhand nehme. Problematisch werde es, wenn das Kind aggressiv werde, wenn man den PC abschaltet oder das Handy wegnehme. Das sei ein Zeichen für Entzugserscheinungen, so Brenner. Der eigene Konsum könne nicht mehr kontrollieren, sondern sitze Stunde um Stunde am Gerät. Manche stehen sogar nachts auf, um im Spiel weiterzukommen.
Reale Kontakte und Schule werden vernachlässigt, man spielt lieber am PC oder Handy, statt sich mit anderen Kindern zu treffen. Der Chat im Spiel trägt auch dazu bei, denn es werden hier Beziehungen mit anderen Spielern aufgebaut, allerdings nur im virtuellen Raum. Man merkt also gar nicht, dass die echten Sozialkontakte kaum noch stattfinden. Abgesehen von der Gefahr, der Kinder in Chats ausgeliefert sind - nicht jeder Spieler ist ein anderes Kind.
Stunden am PC und Handy begrenzen
Bei der Spielsuchtberatung rät man Eltern, mit den Kindern fixe Spielzeiten einzuführen. Das müsse dann eingehalten werden, die Eltern müssen dies auch kontrollieren. Für einen Zehnjährigen seien acht Stunden pro Woche spielen in Ordnung, rät Brenner. Kinder sollten auch lernen, sich diese Zeit selbst einzuteilen. Bei den In-App-Käufen ist eine Sperre sinnvoll, das können die Eltern einstellen.