Gülsah Yücel: Sorge um inhaftierten Cousin

Gülsah Yücel, die Cousine des in der Türkei verhafteten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel, lebt zeitweise in Kärnten. Sie macht sich große Sorgen um ihren Cousin, dem unter anderem „Aufwiegelung der Bevölkerung“ vorgeworfen wird.

Vor zwei Wochen ist der Journalist Deniz Yücel in der Türkei verhaftet worden, er sitzt in Untersuchungshaft. Die Behörden werfen dem Türkei-Korrespondenten der Zeitung „Die Welt“ „Propaganda für eine terroristische Vereinigung“ und „Aufwiegelung der Bevölkerung“ vor. In Deutschland, aber auch in Österreich, haben die Menschen bereits für die Freilassung des Journalisten demonstriert.

Deniz Yücel Gespräch

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Deniz Yücel, vor seiner Verhaftung, bei einer Diskussion im Fernsehen

Cousine lebt in Österreich

Gülsah Yücel (38), die Cousine des inhaftierten Journalisten, pendelt zwischen Wien und Pörtschach. Sie kam im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Österreich und ist österreichische Staatsbürgerin. Ihr Vater musste damals aus politischen Gründen flüchten. Jetzt macht sie sich um ihren in der Türkei in Untersuchungshaft genommenen Cousin Deniz Yücel große Sorgen.

Gülsah Yücel Gespräch

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Gülsah Yücel beim Treffen mit dem ORF in Pörtschach

Mit deutschem Pass in Sicherheit gefühlt

Seit der Verhaftung kommt Gülsah Yücel nicht mehr zur Ruhe, sagte sie. Sie schlafe schlecht und zerbreche sich den Kopf darüber, wie sie ihrem Cousin helfen kann: „Ich komme teilweise aus dem Weinen gar nicht mehr heraus. Ich verstehe nicht wie und warum das passieren konnte. Mein Cousin hat für Menschenrechte und die Pressefreiheit gekämpft. Er hat sich nicht gescheut, sich in die Türkei zu begeben. Er wusste, was ihm passieren kann, weil er wirklich Hintergrundwissen hatte. Er wusste, dass viele Journalisten verhaftet worden sind. Aber ich denke, er hat sich in Sicherheit gefühlt, weil er die deutsche Staatsbürgerschaft hat.“

Allerdings wurde er nicht wie ein deutscher Staatsbürger behandelt, sagte Gülsah Yücel. Er sei nicht akkreditiert worden, als er in die Türkei flog, um seinen Job zu machen. Und damit sei es auch klar, dass er nach türkischem Recht behandelt würde. Die Familie habe derzeit keinen direkten Kontakt zu Deniz Yücel, sondern nur über die Anwälte. In einem handschriftlichen Brief teilte der Journalist der Welt mit, dass es ihm gut gehe.

Gülsah Yücel Gespräch

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Schwester will den Bruder im Gefängnis besuchen

Seine Schwester will in den nächsten Tagen in die Türkei fliegen, sagte Gülsah Yücel: „Jeder will wissen, wie es ihm geht. Mein Vater hat mir schon immer gesagt, wenn man im Gefängnis landet, dann wird man automatisch gequält und gefoltert. Das sind natürlich nur Vermutungen, das kenne ich nur vom Hörensagen, aber das ist natürlich die Angst der Familie. Ich bin froh, wenn ihn seine Schwester, meine Cousine, sieht und man braucht ja manchmal jemandem nur in die Augen zu blicken und man weiß, wie es ihm geht.“

Der Besuch der Schwester bei Deniz Yücel wäre für Gülsah und ihre Familie eine große Beruhigung. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass die türkischen Behörden den Besuch tatsächlich erlauben.