Siebenhügelsiedlung: „Leben am Limit!?“

Statt eines Barackenlagers ist 1962 die Siebenhügelsiedlung in Klagenfurt Waidmannsdorf entstanden. Ob man die desolate Anlage sanieren oder abreißen soll, war Thema eines Projekts der Fachhochschule. Die Architekten meinen, eine Sanierung lohne sich.

Die Art, wie man wohnt, beeinflusse zentral das gesamte Lebensumfeld, sage viel über das Miteinander in der Gesellschaft aus und zeichne ein Bild der sozialen Strukturen in Städten, heißt es auf der Homepage zur Ausstellung. Friedvolles Zusammenleben der verschiedensten Lebensstile und ethnischer Gruppen sei die besondere Herausforderung. Das Projekt Siebenhügelsiedlung biete die beste Voraussetzung, solche Handlungsfelder zu bearbeiten.

Siebenhügelsiedlung Plakat Ausstellung

Architektur Haus Kärnten

Das Plakat zeigt nicht die Siebenhügelsiedlung, sondern will zeigen, wie im schlimmsten Fall sozialer Wohnbau, der keine Rücksicht auf Menschen nimmt, enden kann.

Ersatz für Kriegsbaracken

„Ein Sieg über das Barackenelend“ titelte Ende Mai 1962 die Volkszeitung. Anstelle des ehemaligen Lagers C entstand in Klagenfurt Waidmannsdorf die Dag Hamerskjörd Siedlung, heute als Siebenhügelsiedlung bekannt. 200 Wohnungen für Menschen, die über nur wenig Geld verfügen, wurden großteils von der Stadt Klagenfurt gebaut.

Heute ist die Wohnanlage desolat und entspricht nicht mehr modernen Standards. Dass etwas passieren muss, ist auch der Stadt klar. Der Klagenfurter Wohungsbaureferent Frank Frey (Grüne) hatte die Fachhochschule bei diesem Projekt um Unterstützung gebeten. Sanieren oder abreißen lautete die Fragestellung an die Studenten des 3. Semesters. Die Ergebnisse der Befragungen der Bewohner und Ideenfindungen sind nun in der Ausstellung „Leben am Limit!?“ zu sehen.

Siebenhügelsiedlung Waidmannsdorf Leben am Limit Ausstellung FH

ORF/Michaela Monschein

Damals ein Meilenstein und Ersatz für die alten Baracken

„Sanierung lohnt sich“

Architekt Elias Molitschnig kam mit seinen Studenten rasch zu dem Schluss, dass es sinnvoller wäre, die Gebäude zu sanieren. Bei einer Sanierung könnte auch ein ganz anderer Blick auf die Siedlung und vor allem die Bedürfnisse der Menschen, die dort wohnen, geworfen werden: „Wie viele Lifte braucht man, wer braucht ein barrierefreies Bad. Gibt es Bedarf an privatem Grünraum oder Balkonen. Da könnte man es maßgeschneidert für die Menschen machen, bei Neubauten fehlt der Handlungsspielraum.“

Die Siedlung hat ein eher negatives Image, das spiele neben den gesetzlichen Vorgaben eine entscheidende Rolle, so Barbara Hardt-Stremayr. Wenn man spontan gefragt wird, möchte man im derzeitigen Zustand dort nicht wohnen. Es gebe aber Potenzial mit vielen Grünflächen, die aber nicht genützt werden. Es brauche eine Sanierung, damit man sich wieder wohl fühlen könne.

Siebenhügel Ausstellung Außen

ORF/Michaela Monschein

Foto der Wohnanlage von der Ausstellung

Wünsche der Bewohner zusammengetragen

Ganz bewusst wurden beim Projekt der FH Spittal an der Drau die Bewohnerinnen und Bewohner der Siebenhügelsiedlung mit einbezogen. Viele wünschen sich so Elias Molitschnig einen eigenen Balkon. Hardt-Stremayr sagte die Mieter hätten auch Probleme aufgezeigt, die ein Wohlfühlwohnen nicht mehr erlauben, das reiche von Feuchtigkeit bis hin zu kleinen Bädern, in die keine Waschmaschine passe.

Trotzdem ergaben die Befragungen, das viele ältere Menschen schon lange in der Siebenhügelsiedlung leben. Für sie ist diese Siedlung nicht nur eine Zwischenstation, sondern ihr Zuhause. Andere Mietergruppen wie Flüchtlinge oder Menschen, die aus dem Ausland stammen, konnten laut Hardt-Stremayr nicht erreicht werden. Ihre Wünsche und Beschwerden sollten aber unbedingt in einem weiteren Schritt herausgefunden werden.

Siebenhügelsiedlung Waidmannsdorf Leben am Limit Ausstellung FH

ORF/Michaela Monschein

Mit Menschen sprechen statt nur Planung am PC

Laut Elias Molitschnig brauche es einen Paradigmenwechsel, wie man an solche Prozesse herangehe. Dass man nicht einfach etwas im Computer entwerfe, sondern mit den Menschen spreche. Sie hätten zum Beispiel Angst, dass die Mieten sich so erhöhen, dass sie sie nicht mehr bezahlen könnten. Jetzt liegen die Preise pro Quadratmeter bei drei bis vier Euro, bei geförderten Neubauten liegen sie zwischen sieben und acht Euro. Der Bestand sei solide gebaut, damit könne man arbeiten, so Molitschnig.

Ausstellung bis 26. Februar

Die Ausstellung „Leben am Limit!? Soziales Bauen Siebenhügelsiedlung“ ist noch bis 26. Februar im Architektur Haus Kärnten in Klagenfurt zu sehen.

Mit vergleichsweise wenig Geld könnte viel mehr Lebensqualität erreicht werden, so die Architekten. Eine Umgestaltung der großen Grünflächen, mehr Licht in den Häusern, ein Umbau, der die Kommunikation zwischen den Menschen fördert. Das sieht auch die angehende Architektin Anna Werner so. Guter sozialer Wohnbau muss nicht teuer sein. Die Klagenfurterin schreibt ihre Diplomarbeit über sozialen Wohnbau: „für mich ist es ein wichtiges Thema, denn wir leben in einer Gesellschaft, der es sehr gut geht. Aber es gibt viele Menschen, die es sich guten Wohnraum nicht leisten könnten. Das ist für mich eine Herausforderung.“

Siebenhügelsiedlung Waidmannsdorf Leben am Limit Ausstellung FH

ORF/Michaela Monschein

Wohnbau der 60er-Jahre. Es galt, die Menschen günstig und rasch unterzubringen.

Folgekosten durch menschenunwürdiges Wohnen

Auch ihr Studienkollege Tobias Kücke hat bei diesem Projekt sehr viel gelernt. Vor allem, dass vorgefasste Meinungen oder der Ruf einer Siedlung nicht stimmen müssen: „Das ist gar nicht so schlimm, wie man denkt. Es hat Qualitäten und Potenzial, das man nützen könne.“ Was aber ist guter sozialer Wohnbau? Diese Frage stellt sich beim Nachdenken über die Siebenhügelsiedlung auf jeden Fall.

Siebehügelsiedlung  Ausstellung Plan und Lage

ORF/Michaela Monschein

Im Süden der Siedlung liegt das Fußballstadion

Molitschnig stellt dabei klar, billig und neu heiße noch lange nicht gut. Das sei ein falscher Ansatz. Wichtig sei, wie man so gut bauen könne, dass man keine Folgekosten durch schlechte Unterbringung der Menschen habe. Weniger Sozialarbeit, weniger Psychologen, keine Isolation, sondern adäquater Lebensraum. Das sei in Summe nicht teuer. Was mit der Siedlung in Klagenfurt Siebenhügel wirklich geschehen wird, ist derzeit noch nicht klar.

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