Modelleisenbahnen: Überleben in Nischen

Was einst der Traum vieler Buben war, interessiert heute nur noch wenige. Die Umsätze der Modellbahnhändler gehen immer mehr zurück. Die verbleibenden Händler setzen auf Nischen und Spezialisierung und haben damit Erfolg, manche weltweit.

In Kärnten gibt es nur noch zwei Modellbahnhändler. In den großen Städten Klagenfurt und Villach gibt es gar kein Geschäft mehr. Vor etwas mehr als einem Jahr sperrte das letzte Modelleisenbahngeschäft in der Landeshauptstadt zu. Am ehemaligen Standort in der Bahnhofstraße habe es zu wenig Frequenz gegeben und, auch die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten nicht mehr gepasst, so Michael Rothen von der Firma Kleinbahn Wien.

Der traditionsreiche österreichische Hersteller, der heuer sein 70-Jahr-Jubiläum feiert, entschloss sich wegen Umsatzrückgängen das Geschäft auf den Online-Handel zu fokussieren.

Modelleisenbahn Geschäfte Händler

ORF/Bernd Radler

Ernst Peyker

Erfolg mit Internetverkauf in alle Welt

Das Internet nutzt auch Ernst Peyker, um an Kunden in aller Welt zu kommen. Der pensionierte Informatiker betreibt mit seiner Frau gemeinsam ein Modellbahngeschäft in Pörtschach, mit mehr als 10.000 Modellbahn-Artikel auf Lager. Das geht sich finanziell nur deswegen aus, weil weder Miete noch Mitarbeiter bezahlt werden müssen.

Das sei ein riesiger Vorteil, er habe damit schon zu einer Zeit begonnen, als er damit noch gar nichts verdienen musste. Das Ganze sei aus einem uralten Hobby entstanden. Seit ca. 15 Jahren sei das ein großes Geschäft geworden, man exportiere sehr viel ins Ausland: „Wir haben unsere Kunden überall auf der Welt, in jedem Kontinent mittlerweile. Man muss den Leuten Service bieten, gut beraten können, die Leute sollen herkommen können und wir machen Termine wie bei einem Advokaten und die Leute kommen dann wirklich zwei, drei Stunden und wir bereden das Ganze was er vorhat.“

„Ohne echten Sound geht nichts“

Etwa die Hälfte des Umsatzes macht Ernst Peyker im Internet. Die restlichen Einnahmen kommen durch persönliche Beratung und Serviceleistungen, die mit einem Packerl aus dem Internet nicht mitgeliefert werden kann. Außerdem baut er Sound in seine Lokomotiven ein, das sei ein Muss: „Bei den Digitaltechniken, bei dem man die Bahn mit dem Computer betreibt oder die Bahn per iPad steuert, wird es ohne Computerkenntnisse in dem Bereich immer schwieriger. Das ist natürlich mein riesiger Vorteil, nachdem ich Informatiker bin.“

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Mario Brenter setzt auf Beratung

Freundlichkeit und Service

Die Stammkunden im zweiten noch verbliebenen Modellbahngeschäft in Kärnten wissen meist ganz genau, was sie wollen. Mario Brenter betreibt seit fast 20 Jahren einen Modellbahnhandel in Spittal an der Drau. Durch seine Stammkunden kann er noch überleben: „Ich glaube, dass ich meine Kunden nach wie vor mit Freundlichkeit, mit einem guten Sortiment und mit Service immer noch in mein Geschäft locken kann. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es wäre einfacher geworden. Natürlich, das Medium Internet stellt uns vor große Aufgaben, aber ich glaube wir versuchen dagegen zu steuern und anzukämpfen.“

Es sei natürlich schön, wenn der Opa mit dem Enkel in den Keller gehe und ihnen die Faszination zeige. Man versuche die Kinder mit Grundgarnituren und günstigen Angeboten weg vom Computerspielen zu bringen, so Brenter.

Nische mit Kleinserien gefunden

Franz-Josef Rohrer aus Klagenfurt fand für sich eine andere Nische am immer schwieriger werdenden Modellbahn-Markt. Er ist zwar kein Händler im eigentlichen Sinn, aber mit seiner Firma koordiniert er gemeinsam mit den ÖBB die Werbebedruckung von Lokomotiven. Diese Modelle werden dann in Kleinserien auch im Maßstab 1:87 für Modellbahnfreunde gefertigt - mit wirtschaftlichem Erfolg.

Modelleisenbahn Geschäfte Händler

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Loks als Werbeträger

„Dadurch, dass wir auf Werbeloks spezialisiert sind, können wir uns genau mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen. Wir produzieren hauptsächlich kleine Auflagen. Für Sammler ist das von besonderer Bedeutung, dass es nicht sehr viele, sondern eher wenige bis 700 Exemplare gibt. Dadurch haben wir einen sehr schönen Verkaufserfolg“, so Rohrer.

Loks und Züge verkaufen sei zu wenig

Aufgeben will die Modellbau-Branche in Kärnten noch lange nicht. Die Kärntner Händler sehen ihre Chance im Wettkampf mit dem Internet in der persönlichen Beratung und mit einer speziellen Ausrichtung für die Zukunft. Denn Lokomotiven oder Waggons zu verkaufen sei zu wenig, darüber sind sich die letzten Modellbahnhändler einig. Persönliche Beratung, Reparatur und Serviceleistungen sind das, was sie stark macht. Die Stammkunden sind meist aber schon jenseits der 50.

Modelleisenbahn Händler sterben

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Weniger Geld für Modellbau

Von der Kärntner Wirtschaftkammer heißt es, dass die Kaufkraft generell leicht zurück gehe. Das spüre man natürlich auch beim oft als Luxus-Hobby bezeichneten Modellbau. Eine Lokomotive beispielsweise kostet ohne viele Extras um die 300 Euro. Johann Katona vom Gremium der Spielwarenhändler in der Wirtschaftskammer rechnet aber nicht damit, dass das Geschäftesterben weiter geht. Man sei in Kärnten gut aufgestellt und auch die Kunden seien noch immer vorhanden. Wenn auch weniger als früher.