Nur jeder dritte Schuldirektor zweisprachig

Es gibt etwa 70 zweisprachige Schulen in Kärnten, aber nur 21 haben einen offiziell bestellten zweisprachigen Direktor. Im Minderheiten-Schulgesetz ist seit 2016 wieder festgeschrieben, dass Zweisprachige vorrangig behandelt werden sollen.

1999 wurde in der Ära Haider die Ausschreibung für Direktorenposten geändert, sagte Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger. Bis 1999 sei es so gehandhabt worden, dass die Voraussetzung eine zusätzliche Lehramtsprüfung gewesen sei, die das Studium natürlich verlängert habe. Dann sei die Regelung unter Haider ausgesetzt worden. Erst 2016 habe das Land wieder ein Anforderungsprofil für Direktoren erstellt und lege Wert auf zusätzliche Qualifikation für zweisprachige Schulen.

Unterschiede zum Burgenland

Im Burgenland muss ein Schulleiter einer zweisprachigen Schule in deutsch/kroatisch oder deutsch/ungarisch unterrichten können. Es ist dort ein verpflichtendes Kriterium der Ausschreibung. Alle Kinder im zweisprachigen Gebiet sind automatisch zum zweisprachigen Unterricht angemeldet. Eltern müssen ihre Kinder abmelden. In Kärnten ist es umgekehrt. Die Kinder müssen keine Sprachkenntnisse bei der Einschreibung nachweisen, in Kärnten wird dies erhoben.

Einsprachige Kandidaten erstgereiht

Dass Theorie und Praxis nicht immer funktionieren, zeigt sich auch in der Diskussion über die Schulleiterbestellung in Völkermarkt und Eberndorf, wo die Objektivierungskommission Kandidaten an die erste Stelle reihte, die kein Slowenisch sprechen. Das schlug Wellen im Landesschulrat und auch in der Politik. Laut Altersberger werde es noch länger dauern, bis diese Schulleiterfrage geklärt sei. Zu dieser Entscheidung wurde ein neues Rechtsgutachten angefordert.

Altersberger verweist auf das Minderheitenschulgesetz im Burgenland, wo der Schulleiter über kroatische beziehungsweise ungarische Sprachkenntnisse verfügen müsse. Im Minderheitenschulgesetz in Kärnten ist die Rede davon, dass vorrangig Direktoren zum Zug kommen, die eine Slowenisch-Ausbildung vorweisen können - mehr dazu in Direktoren in Südkärnten: Gutachten nötig (kaernten.ORF.at; 12.12.2016).

Zweisprachigkeit auch in Slowenien

Wie sieht es in Slowenien aus? In den autochthonen zweisprachigen Gebieten an der Grenze zu Italien und Ungarn gibt es zweisprachige öffentliche Schulen. Valerija Perger arbeitet im Nationalen Unterrichtsinstitut in Slowenien. Sie sagt, der Bewerber für einen Schulleiterposten müsse in der jeweiligen Minderheitensprache eine universitäre Ausbildung und zehn Jahre Unterrichtserfahrung haben, er muss die Sprache aktiv beherrschen. Es gebe viele Gremien, die der Bestellung zustimmen müssen, zum Beispiel das Schulkollegium, die Gemeinden und eine Institution, die dem Landesschulrat ähnlich ist. Das gilt aber nicht für die deutsche Sprachgemeinschaft, die ja nicht den Status einer Volksgruppe hat.

Nicht so streng geregelt ist die Schulleiterbestellung im zweisprachigen Gebiet in Italien, sagt der Journalist Marco di Blas: „Wer im zweisprachigen Gebiet im öffentlichen Dienst tätig ist - also Ärzte, Schuldirektoren, Lehrer, etc. - muss nicht zwingend die Sprache der Minderheit beherrschen. Slowenischkenntnisse sind natürlich von Vorteil, aber nicht zwingend vorgeschrieben.“