Tschernobyl: Caesiumbelastung halbiert

Die Caesiumbelastung nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 hat sich in Kärnten halbiert, das zeigen die jüngsten Messungen des Landes. Die Ergebnisse werden in Kürze via Internet abrufbar sein. Laut Umweltreferent sei es „nicht so schlimm wie befürchtet“.

Im April 1986 kam es im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl zur Kernschmelze. Eine radioaktive Wolke verbreitete sich in ganz Europa. Die sowjetische Regierung verzögerte die Information, Messstationen außerhalb der Sowjetunion schlugen Alarm.

Die Menschen wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Gemüse, Obst, Milch und andere Lebensmittel sollten nicht genossen werden, Kinder sollten nicht in Sandkisten spielen - mehr dazu in Tschernobyl: Ratlosigkeit und Verunsicherung.

„Nicht so schlimm wie befürchtet“

Caesium 137 hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) sagte zu den aktuellen Ergebnissen von insgesamt 48 Messstellen in Kärnten, es sei nicht so schlimm wie befürchtet. Man wisse wo es vorkomme und habe die Hotspots gesehen.

Caesium Karte Land Kärnten

ORF

Federführend bei den Messungen war der Stahlenschutzbeauftragte der Landesregierung, Rudolf Weissitsch. Die höchste Belastung stellte er im Tauernbereich und auf der Koralm fest. Getestet würden auch regelmäßig Pilze und Wild: „Zu den Schwammerl muss man sagen, die beliebten wie Eierschwammerln und Steinpilzen ist die Belastung geringer als der europäische Richtwert von 600 Becquerel pro Kilo.“ Eierschwammerln von der Koralpe hätten teilweise mehr, aber die meisten seien darunter, so Weissitsch.

In Kürze gehen Daten online

Sämtliche Cäsium-Messwerte sind in digitalen Karten dargestellt und werden in Kürze über die Internet-Plattform Kagis der Landesregierung veröffentlicht. Die Landespolitik braucht die Messwerte auch für eventuelle neue Atomunfälle, um Vergleichswerte zu haben, sagte Landeshauptmann und Katastrophenschutzreferent Peter Kaiser (SPÖ). Man sei in Kärnten in der Lage, bei einem neuen Kontaminationsfall zu sagen, wie hoch sei der Zuwachs und wie schaue das Gefahrenpotenzial aus. Daraus resultieren dann die entsprechenden Maßnahmen.

Sollte es zu einem neuerlichen Unfall kommen, tritt der Alarmplan in Kraft. Die Bevölkerung wird sofort über den ORF und die anderen Medien informiert. Erste Aufforderung wird sein, Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen.

Messungen auf Bergen und in Tälern

Die Beprobung fand vom 27. Juni bis 28. Juli 2016 an 48 Messstellen statt. Zusätzlich wurden sogenannte In-situ-Messungen (Vor-Ort-Messungen) mit einem speziellen Nuklidbestimmungsgerät (RadEAGLE) durchgeführt. Der höchste Messpunkt war auf 2.673 Meter, der niedrigste Punkt lag bei 348 Meter. Die Auswertung erfolgte im September 2016 durch die AGES-Wien. Von den 48 Proben lagen nur zwei über der Halbwertzeit, so Weissitsch.