Cannabis-Inhaltsstoff CBD hilft bei Schmerzen

Immer mehr Präparate aus Cannabis erobern die Medizin. Der Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) reduziere Schmerzen ohne Nebenwirkung auf das Gehirn, sagt der Kärntner Spezialist Rudolf Likar bei den Österreichischen Schmerzwochen.

Experten gehen von bis zu zwei Millionen Schmerzpatienten pro Jahr in Österreich aus. Bei den diesjährigen 16. Österreichischen Schmerzwochen wird zwei Wochen lang die Öffentlichkeit über neue Erkenntnisse informiert – mehr dazu in Mangelnde Versorgung von Schmerzpatienten.

Zweite Substanz mit Effekt

Thema waren auch neue Schmerzmittel, etwa Präparate aus Cannabis. Mit den verschiedenen Cannabis-Inhaltsstoffen beschäftigt sich die Wissenschaft schon seit langem. Bei den medizinischen Anwendungen im Vordergrund stand zunächst die bekannteste Substanz, das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), das die Psyche beeinflusst.

Doch mit Cannabidiol (CBD) gebe es noch eine weitere Substanz aus weiblichen Hanfpflanzen mit positiven Effekten in der Schmerztherapie, sagte Rudolf Likar, Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) und Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt. CBD sei keine psychotrope Substanz und unterliege keiner Suchtgiftregelung. Im Körper werde es auch nicht zu THC umgewandelt.

Krampflösend und entzündungshemmend

Beschrieben worden sind für Cannabidiol unter anderem krampflösende, angsthemmende und Übelkeit sowie Entzündungen dämpfende Effekte. Mittlerweile ist der Wirkstoff als hoch gereinigte Substanz aus Industrie-Hanf verfügbar. Auch ein Produkt mit einer Mischung aus THC und CBD gibt es.

Experte gegen generelle Freigabe

Ob Cannabis oder Marihuana für medizinische Zwecke erhältlich sein sollen, ist international umstritten. „Cannabinoide haben einen in wissenschaftlichen Studien belegten schmerzlindernden Effekt bei Menschen, die an Krebserkrankungen leiden. Doch wissenschaftlich belegt ist das nur mit pharmazeutisch hergestellten Cannabinoid-Medikamenten“, stellte dazu Hans-Georg Kress, Leiter der Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerztherapie (AKH/MedUni Wien), Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Past President der Europäischen Schmerzförderation (EFIC), fest.

„Es macht deshalb keinen Sinn, Cannabis oder Marihuana für medizinische Zwecke einfach freizugeben. Hier fehlt der Nachweis der Überlegenheit gegenüber den in Studien getesteten Cannabinoiden. Und wir sollten in unserem Gesundheitswesen, das ja sonst auch auf die Kosten schaut, nur Medikamente verwenden und zahlen, für die eine Wirksamkeit gegeben ist“, erklärte Kress in einer Aussendung.

Erfolgreiche Test in der Praxis

Likar verwendete CBD als Zusatzmedikation bei mehreren Patienten, bei denen schwere Schmerzsymptome infolge von Krebserkrankungen, Fibromyalgie oder auch aus anderen Ursachen auch unter Verwendung von Opioiden und anderen Medikamenten nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden konnten. Jedenfalls stellten sich laut den Beobachtungen des Schmerzspezialisten bei mehreren Patienten durch die zusätzliche Gabe von CBD gute Behandlungsergebnisse ein.

So konnte bei den meisten Behandelten die Opioid-Dosis bzw. der Gebrauch noch weiterer Analgetika zumindest deutlich reduziert werden: „Insgesamt war CBD sehr gut verträglich. Weniger gut verträgliche Analgetika konnten abgesetzt oder reduziert werden. Man kann es auch gut mit dem stark wirksamen Opioiden kombinieren, ohne deren Nebenwirkungen zu verstärken."

Allerdings muss CBD mindestens in einer 20-fach höheren Dosis als THC verabreicht werden. Die übliche Dosis liegt bei zwei Mal 200 Milligramm pro Tag. Aus Tierexperimenten gibt es auch Hinweise auf die Einsetzbarkeit von Cannabidiol bei entzündlichen Gelenkserkrankungen (Arthritis).

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