Wenn man sich das Heizen nicht leisten kann

Viele Kärntner können sich die steigenden Energiekosten aufgrund der niedrigen Temperaturen kaum leisten. In Klagenfurt gibt es seit wenigen Monaten ein eigenes Büro, an das sich Menschen, die an „Energiearmut“ leiden, wenden können.

Die anhaltende Kälteperiode wird für Menschen mit geringem Einkommen zunehmend zu einer Herausforderung. Werden die laufenden Raten nicht bedient, droht eine Stromsperre. Viele können sich Strom etwa nur stundenweise leisten. Die Radiatoren in Wohnzimmer und Küchen werden oft nur einmal am Tag, meistens abens, eingeschaltet.

Strom Heizsituation

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Prämienzähler regeln, wie lange Kunden mit einem bestimmten Guthaben Energie beziehen können.

Stromabschaltung mit weitreichenden Folgen

Vor dem Büro von Astrid Miller-Aichholz bildet sich dieser Tage immer wieder eine lange Warteschlange. Die Juristin betreut am Sozialamt in der Klagenfurter Bahnhofstraße Menschen, die mit ihren Raten für ihre Energiekosten in Verzug gekommen sind. 50 solcher Klienten werdem hier pro Monat beraten.

Vielen droht eine Stromabschaltung mit schwerwiegenden Folgen, sagt Astrid Miller-Aichholz: „Vor allem dann, wenn Kinder im Haushalt sind, ist es schlimm, weil dann garnichts funktioniert, wie Essenkochen zum Beispiel. Wir dürfen nicht vergessen, dass man auf keine Alternative umsteigen kann. Selbst wenn ein Pelletsofen da ist, braucht dieser Strom, um überhaupt gezündet werden zu können.“ Es fehle dann auch die Energie für Warmwasser oder das Kochen.

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Energiebüro Klagenfurt

Viele schlittern plötzlich in Energiearmut

Energiearmut betreffe viele, sagt der Leiter der Sozialabteilung Klagenfurt, Stefan Mauthner - alleinerziehende Mütter, die in Not geraten sind, Familien, die zum Beispiel durch den Verlust des Arbeitsplatzes des Vaters nicht mehr das Auskommen finden oder teilweise auch Mindestpensionisten, die durch Zahlungen in Not geraten und sich die Raten nicht mehr leisten können.

Rasch Rat suchen lohnt sich

Kommen die Klienten rechtzeitig, also nicht erst einen Tag vor der Abschaltung, kann in 100 Prozent der Fälle eine Stromsperre verhindert werden, sagt Mauthner. Aus Scham würden aber viele erst sehr spät den Schritt auf das Sozialamt wagen.

Betroffenen könne dennoch geholfen werden, sagt Stefan Mauthner: "Wenn zu viel Zeit verstrichen und der Schudenberg schon zu hoch ist, können wir die Verfahren, die zur Wiedereinschaltung des Stromes führen, also diese sogenannte Grundversorgung, für die Leute selber anstoßen. Wir schreiben die Briefe, übernehmen die Korrespondenz mit den Rechtsanwälten und Stromversorgern. Es kommt dann rasch zur Wiedereinschaltung des Stroms.

Strom Heizsituation

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Viele lassen ihren Fernwärmeanschluss abdrehen, weil sie sich das Heizen auf diese Weise nicht mehr leisten können.

Finanzielle Unterstützung und Beratung möglich

In letzter Instanz kann auch mit Zahlungen aus dem Sozialfonds der Stadt geholfen werden. Alleine heuer stehen 100.000 Euro zur Verfügung. Die Mittel wurden aufgestockt.

Auch Hilfsorganisationen wie die Caritas oder das Hilfswerk können Betroffene mit Geldern unterstützen. Für soziale Härtefälle gibt es auch eigene Kooperationen mit Stromanbietern. Dabei wird Betroffenen eine finanzielle Überbrückungshilfen und eine Energieberatung angeboten.

Anbieterwechsel kann Ersparnis bringen

Ein Wechsel des Energieanbieters kann vor allem in Kärnten einiges an Geld bringen, das betonte am Sonntag das Wirtschaftsministerium. Demnach können die Kärntner beim Strom je nach Haushaltsgröße mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Je mehr Menschen wechseln, desto größer werde auch der Wettbewerb unter den Anbietern, was den Markt belebe, hieß es vom Wirtschaftsministerium.

Hilfe bei drohender Stromabschaltung

Die „Energiearmut“ führte am Montag auch zu einem Polit-Streit in Kärnten. FPÖ und BZÖ forderten, dass das Land einspringt, wenn sich ein Betroffener die Stromkosten für das Heizen nicht mehr leisten kann und eine Stromabschaltung droht. In enger Zusammenarbeit mit Sozialeinrichtungen werde bereits zahlreichen Haushalten finanzielle Überbrückungshilfe angeboten, um Stromabschaltungen zu vermeiden, konterte SPÖ-Energiesprecher Jakob Strauss.

Außerdem gebe es Unterstützung in Form der „Hilfe in besonderen Lebenslagen“. Strauss rät allen Betroffenen, sich bei eventuellen Zahlungsengpässen rechtzeitig mit Energieunternehmen und sozialen Beratungsstellen in Verbindung zu setzen: „Dann kann so gut wie immer eine Stromabschaltung verhindert werden.“

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