Ein politischer Vordenker wird 60

Mit der Forderung nach einem Rauchverbot am Arbeitsplatz, der Aidskampagne samt Gratiskondomen oder der Forderung, den Proporz abzuschaffen, sorgte der einstige SPÖ-Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler für Diskussionen. Am Sonntag wird der politische Vordenker 60 Jahre alt.

Vor 25 Jahren waren Ausserwinklers Ideen oft umstritten und lösten heiße Diskussionen aus. Heute scheint vieles visionär und wegweisend, was damals noch zum Scheitern verurteilt war - wie ein strenges Anti-Rauchergesetz, das ein Rauchverbot am Arbeitsplatz und ein Werbeverbot für Tabak und Geldstrafen bei Verstößen vorsah.

Michael Außerwinkler

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Bischof zu Gratiskondomen: „Verantwortungslos“

Im Rahmen von Ausserwinklers Aids-Aufklärungskampagne wurden Gratiskondome an den Allgemeinbildenden- und Berufsbildenden Höheren Schulen verteilt. Ein österreichischer Bischof bezeichnete das damals - man schrieb den 14. Juni 1992 - als „verantwortungslos“ und „pädagogisch katastrophale Maßnahme“, die dazu beitrage, „Sexualität als Konsumgut zu betrachten“.

Michael Außerwinkler

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Kondome Gratisverteilung HIV Prävention durch Michael Außerwinkler

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Mit KZ-Opfer zur Ulrichsbergfeier

Aufregung gab es auch, als Ausserwinkler bei der Heimkehrer-Gedenkfeier am Ulrichsberg mit dem ehemalige KZ-Opfer und Autor Andrej Kokot erschien. Ausserwinklers Ziel war es gewesen, die Gedenkfeier auch für die Opfer des Zweiten Weltkriegs zu öffnen. Dass er die Patenschaft für die Wehrmachtsausstellung übernahm, brachte ihm heftige Kritik der Kriegsteilnehmer ein. Auf sein heute noch Gültigkeit besitzendes Gentechnik-Gesetz ist der Arzt, der am kommenden Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert, aber heute noch ein wenig stolz.

Zu Gast in „Kaffee und Kuchen“

Michael Ausserwinkler erinnert sich am Sonntag ab 14.00 Uhr in der Radio Kärnten Sendung „Kaffee und Kuchen“ an die Höhen und Tiefen seiner immerhin neun Jahre langen Politkarriere.

Studienabschluss als 23-Jähriger

Der Arztberuf war und ist für den Internisten im wahrsten Sinn des Wortes Berufung, der Weg hin zum Mediziner schien vorgezeichnet: Schon mit 23 Jahren schloss Michael Ausserwinkler sein Studium ab, erhielt mit 28 Jahren als Jungmediziner den Wissenschaftspreis für eine Arbeit über nierenkranke Patienten.

Quereinsteiger bei Bürgermeisterwahl 1990

Zur Überraschung vieler wurde der Quereinsteiger im Jahr 1990 SPÖ-Spitzenkandidat für die Bürgermeisterwahl in Klagenfurt und wollte so in die Fußstapfen seines Vaters treten.

Michael Außerwinkler

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Kritisieren zu wenig: „Man muss was tun“

Michael Ausserwinkler: "Da war einerseits die genetische Komponente, mein Großvater war schon Landtagsabgeordneter, der Vater Bürgermeister. Andererseits gab es eine Phase Ende der 80er Jahre, wo ich gesehen habe, dass Kärnten etwas nach rechts abdriftet – die erste Ära Haider war da und ich habe mir gedacht, ich kann nicht nur im Sessel sitzen und kritisieren, wenn man mit der Situation nicht einverstanden ist, sondern muss selbst etwas tun.“

Michael Außerwinkler

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Gegen das Politdenkmal Leopold Guggenberger verlor Ausserwinkler zwar in der Stichwahl, am politischen Parkett fand er aber gefallen.

Jüngster Gesundheitsminister der Republik

1992 wurde er mit 34 Jahren Österreichs jüngster Gesundheitsminister und machte sich in der Öffentlichkeit mit vielen Vorschlägen und medienwirksamen Auftritten einen Namen - ließ im Kampf gegen Aids Gratis-Kondome verteilen, setzte ein Gentechnikgesetz durch, scheitert aber mit einem strengen Anti-Rauchergesetz.

Michael Außerwinkler

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„Habe visionäres Denken genossen“

Ausserwinkler: „Ich habe versucht, immer ein paar Schritte voraus zu sein – ich habe es genossen, visionär zu denken und mit visionär denkenden Menschen zusammen zu sein. Aber man kommt dann oft in die Rolle, dass man als Vorreiter voranreitet und niemand folgt einem.“

Michael Außerwinkler

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„Weh tun nur die Schläge von hinten“

Ausserwinklers Reformideen kamen offenbar oft zu früh - für den jungen Gesundheitsminister hagelte es nicht nur symbolische Schläge - sogar in den eigenen Reihen erntete er viel Kritik. „Weh tun die Schläge von hinten, aus den eigenen Reihen – über die sprichwörtlichen ‚Hackeln‘ habe ich mich sehr geärgert. Jede offene Konfrontation hat mir Spaß gemacht.“ Für den Landtagswahlkampf 1999 traf das aber wohl nur bedingt zu. Unter Ausserwinkler verlor die SPÖ ihre Mehrheit in Kärnten.

Michael Außerwinkler

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Das Wahlergebnis 1999 führte zu Ausserwinklers Rücktritt.

Von Pension noch weit entfernt

Nach der Wahlschlappe trat der Spitzenkandidat noch am Wahlabend zurück. Seine Zeit als Politiker habe er nie bereut, sagt Ausserwinkler heute. Der Gang in die Pension sei für ihn auch mit 60 noch kein Thema.

Michael Außerwinkler

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Ausserwinkler: „Ein guter Freund von mir, Professor Fellinger, hat bis 95 Innere Medizin betrieben - am Krankenbett und in seiner Praxis. So lange werde ich es wohl nicht machen, aber die nächsten zehn Jahre kann ich mir gut vorstellen.“