Odyssee auf Suche nach Arzt

Obwohl in Kärnten hunderte Menschen an Grippe oder grippalen Infekten erkrankt sind, gestaltet sich die Suche nach einem Arzt schwierig. Die Angehörige einer Pensionistin hat eine Odyssee hinter sich, in ganz St. Veit aber keinen Arzt gefunden.

Am Freitagvormittag suchte eine Kärntnerin nach einem diensthabenden Arzt für ihre kranke Mutter. Weil der Zustand der 70-Jährigen der Tochter besorgniserregend scheint und sie eine Lungenentzündung befürchtet, wendet sie sich zunächst an den Hausarzt. Dieser ist auf Urlaub. Als Vertretung wird auf Band kein Name genannt, sondern wörtlich gesagt „Vertretung übernehmen alle Kollegen in St. Veit“.

Rotes Kreuz: Nicht erster Anrufer

Die Kärntnerin versuchte daraufhin unter der kostenpflichtigen Bereitschaftsnummer einen Mediziner zu erreichen und landete bei der Rot-Kreuz-Leitstelle. Dort sagte man ihr, heute hätte kein Arzt Dienst, man solle sich an die Ärztekammer wenden. Dort nannte man der Frau einen Namen. Nachdem sie aber die Nummer wählte, kam sie wieder auf einen Anrufbeantworter, der wissen ließ, die Ordination hätte derzeit geschlossen.

Beim Ärztenotruf 141 wurde der Frau erklärt, die Situation sei „etwas schwierig“, sie sei nicht der erste Anrufer, der einen Arzt suche. Aber jener Arzt, der laut Liste der Ärztekammer da sein sollte, habe nun eben seine Ordination geschlossen. Ab 13.00 Uhr könne aber ein Telefonarzt weiterhelfen. Der Tochter wurde schließlich eine Ärztin im Görtschitztal genannt. Für eine 70-jährige kranke Frau ein weiter Weg zu einer Behandlung.

Ärztekammer macht Politik verantwortlich

Ärztekammerpräsident Josef Huber sagte dazu, das sei keine zufriedenstellende Situation. Als Grund ortete er eine verfehlte Gesundheitspolitik des Landes. Schon vor zwei Jahren habe die Ärztekammer den Vorschlag gemacht, den Bereitschaftsdienst nicht über die Nacht, sondern tagsüber auszuweiten. Das sei vom Land aber abgelehnt worden: „Aber auch Ärzte haben das Recht, auf Urlaub zu gehen. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn man sich in den Sprengeln absprechen würde. Ich bin überzeugt, dass sicher die eine oder andere Ordination offen gehabt hat. Das müsste auch entsprechend bekannt gegeben werden, aber für die Organisation des Bereitschaftsdienstes ist nicht mehr die Ärztekammer zuständig, das macht jetzt das Land Kärnten mit dem Roten Kreuz.“

Prettner: Ambulanzen müssen Ansturm bewältigen

In einer Reaktion von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) hieß es, von 263 Ordinationen seien derzeit in Kärnten nur 98 geöffnet. Somit müssten die Spitalsambulanzen den Ansturm bewältigen. Hier gebe es eine Schwachstelle des niedergelassenen Systems. Es müsse ein Standardprogramm für die Feiertagszeit geben, um die Basisversorgung zu gewährleisten, außerdem müsse die hausärztliche Versorgung weiterentwickelt werden spielte Prettner auf die Primärversogungszentren an. Die Besetzung der Praxen an Fenstertagen sei Sache der Ärztekammer.