Von Geisteraustreibung zur Entspannung

Die „dunkle Zeit“ beginnt im November und endet mit Mariä Lichtmess Anfang Februar. Um böse Geister oder Dämonen abzuwehren, wurde jahrhundertelang geräuchert, es diente auch der Desinfektion. Heute will man mit dem Räuchern entspannen und reinigen.

Wenn Romana Seunig in ihrem Seminarraum am Hof am Radsberg alles für das Räuchern vorbereitet, sind die Besucher oft überrascht, was sich alles zum Räuchern eignet. Seunig ließ sich mit Hilfe eines Bekannten einen eigenen Setzkasten anfertigen. „Da sind 36 unterschiedliche heimische Räucherstoffe enthalten, überwiegend aus der freien Natur, aber auch aus dem Garten“, sagt die Räucher-Expertin.

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Viele Naturstoffe für Räuchern geeignet

Harze bilden die Basis, damit die Räucherstoffe - zum Beispiel Kräuter, Hölzer, Beeren oder Wurzeln - nicht auf der Räucherkohle verbrennen, sagt Seunig: „Mit Hilfe der Harze verglühen sie nur. Geeignet sind dafür zum Beispiel Wacholderbeeren, die Stechpalme, Propolis, also Bienenharz, Engelwurzsamen, Salbei, Beifuß, die heimische Goldrute, Holunderblüten und Fichtenharz.“

Beim Räuchern kommt es immer darauf an, welchen Zweck es erfüllen soll, so die Radsbergerin: „Wenn man mit heimischen Räucherstoffen räuchert, gibt es eine große Richtung, in die fast alle zielen: Ein gewisser Schutz und Abwehr. Manche sagen auch Reinigung dazu. Die heimischen Räucherstoffe, die man im Wald oder Garten bekommt, sind überwiegend für abwehrende Räucherungen.“

„Schaden und Dämonisches abwehren“

Geräuchert wurde immer. Das hatte in der Geschichte mit den Lebensbedingungen im Alpenraum zu tun, so Romana Seunig: „Es ist eine alte Tradition, die wir irgendwie in uns tragen. Wenn es draußen recht früh dunkel wird und man den Wind und die Geräusche hört und vielleicht auch noch viel Schnee hat und die Kälte spürt, dann ist die Annahme immer da, dass aus der Dunkelheit etwas Böses oder Dämonisches kommen kann, das einen verleitet oder einem Schaden zufügen kann. Um diesen Schaden abzuwehren, räucherte man früher verstärkt.“

Zu Weihnachten, Neujahr und Dreikönig, rund um die Wintersonnenwende, müsse geräuchert werden, heißt es, so Seunig. Das kosmische Geschehen des Wandels von abnehmendem zu ansteigendem Licht sei in allen Kulturen von mythologischen Vorstellungen begleitet. „Bei uns in Kärnten hat gerade um die Weihnachtzeit eine Mischung aus Weihrauch, Myrrhe, Speik und den trockenen Palmbuschen Tradition.“ Das sei die Ursprungsräucherung. Besonders der Speik mit seinem speziellen Duft solle die Geister fernhalten. Die Weide, der Palmbuschen, stehe dafür, dass sich das Leben biege und nicht bricht. Der Wacholder sei ein Symbol für Lebenskraft und Überlebenswillen.

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„Geld in gute Harze investieren“

Für die Zeit bis Dreikönig hat Seunig ihre eigene Mischung: „Eine rein heimische mit altem Fichtenharz, Wacholdernadeln und Beeren und Beifuß. Das reicht, um sich gemütlich hinzusetzen und zu entspannen. Alles wächst in der Umgebung, jeder kann es verwenden.“ Wer mit dem Räuchern nicht so vertraut ist, hält sich vielleicht an einige Ratschläge: „Man soll das Geld in gute Harze und nicht in Gerätschaften investieren. Man muss auch schauen, ob das Räuchern für einen überhaupt geeignet ist.“ Zuerst kommt Sand in eine Schale, um für die richtige Durchlüftung zu sorgen. Dann folgt Räucherkohle. Man müsse warten, bis die Kohle weiß glüht und dann erst die Räucherstoffe auflegen.