Gutachten: „See“ unterhalb Klagenfurts

Überflutete Keller und Äcker gibt es in Klagenfurt immer wieder. Wissenschafter haben nun als mögliche Ursache eine Art „Grundwassersee“ unterhalb der Stadt ausgeforscht. Außerdem überrascht die Erkenntnis, dass die Verbauung nur geringe Auswirkungen auf das Grundwasser haben soll.

Es heißt ja, dass jede Sage einen wahren Kern hat. In dieser Hinsicht beweist díe Sage vom „Wörtherseemandl“, dass das Thema Wasser - und die Probleme, die damit einhergehen können - in Klagenfurt schon seit langer Zeit bestehen. Einst soll der Wörthersee ja bis zum Stadtteil St. Ruprecht südlich der Innenstadt gereicht haben. Den Klagenfurter „Sumpf“ legte man zwar weitgehend trocken, das Wasser blieb den Klagenfurtern aber als großer Grundwasserkörper unterhalb der Stadt erhalten. Den Forschern zufolge soll sich dieser wegen des Gletschers unterschiedlich mächtig ausgeprägte unterirdische „See“ etwa zwei bis zehn Meter pro Tag vom Wörtherseeufer in Richtung Innenstadt bewegen.

Verbauung hat keine bis wenig Auswirkung

In den letzten Jahren häufiger zu spüren bekommen haben den „Grundwassersee“ vor allem die Klagenfurter in den Stadtteilen Viktring, Waidmannsdorf, St. Ruprecht und in Ebenthal, immer wieder gab es überflutete Keller und Äcker.

Um des Problems Herr zu werden und mehr über die Verteilung des Grundwassers herauszufinden, gab die Stadt vor fast zwei Jahren ein Gutachten beim Grazer Joanneum Research, bzw. deren 100-prozentiger Tochtergesellschaft JRAQUA-Consol in Auftrag. Ein doch überraschendes Ergebnis lautet, dass die Verbauung in den betroffenen Gebieten so gut wie keine Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel habe, so der Hydrologe Till Harum. Die Änderungen betrügen hier nur wenige Zentimeter. Ursache für die letzten Überschwemmungen sei, dass die Jahre 2013 und 2015 einfach besonders niederschlagsreich gewesen seien.

Grundwasser See Klagenfurt Gutachten

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Derzeit winterliches „Sumpfgebiet“ - der Lendspitz beim Wörthersee

Künftig strengere Bauauflagen in Risikozonen

Deutlich zeige das jetzt fertiggestellte Grundwasserströmungsmodell, dass die Klagenfurter Risikozonen in Sachen Grundwasser vor allem an der Glanfurt – im Volksmund einfach Sattnitz genannt - und an deren Unterlauf liegen. Hier findet sich Grundwasser schon in einem Meter Tiefe.

Mit dem nun erstellten Grundwasserströmungsmodell lasse sich ein Bebauungsplan für die Landeshauptstadt erstellen, sagte Wasserschutzreferent Wolfgang Germ (FPÖ). Künftig werde es in den Risikozonen entweder keine Baugenehmigung oder eine Genehmigung mit Auflagen geben. Gebaut werden müsse dann zum Beispiel mit einer wasserdichten „Wanne“.

Grundwasser See Klagenfurt Gutachten

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Die Glanfurt, umgangsprachlich Sattnitz

Sattnitz wird teils tiefer gelegt

Noch keine Erkenntnisse liefert das jetzt vorliegende Modell für die geplante Regulierung der Glanfurt, diese Ergebnisse werden erst im Februar mit dem Endbericht vorliegen. Geplant ist, die Glanfurt oder Sattnitz vom Schleusenhaus bis zur Weinländermühle um bis zu 80 Zentimeter tiefer zu legen und über eine neue Schleuse die Durchflussmenge zu erhöhen, um so genannte hundertjährige Hochwasser zu vermeiden.

Diese Regulierung sei absolut notwendig, sagte Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ). Das nun ausgearbeitete Modell soll die nötigen Details dafür liefern. Technisch werde das Projekt sicher eine Herausforderung, sagt der Leiter der zuständigen Abteilung, Karl Weger. So müssten Ufer und Uferbauwerke im Zuge der Tieferlegung gestützt werden. Baubeginn wäre frühestens 2018/19, wobei sich die Kosten auf bis zu acht Millionen Euro belaufen könnten.

„Russenkanal“ wird entlastet

Bessern soll sich die Grundwasserproblematik auch durch die Entlastung des sogenannten Russenkanals, der einst von russischen Kriegsgefangenen angelegt werden musste und vom Westen bis zum Osten der Stadt reicht. Die Entlastung dieses Kanalsystems soll weitere Kapazitäten zum Abtransport der unliebsamen Oberflächenwasser freimachen.