Kaum Jobs für Menschen mit Behinderung
Von den mehr als 1.000 Kärntner Betrieben, die wegen ihrer Betriebsgröße verpflichtet sind, beeinträchtigte Menschen anzustellen, tut das nur jeder Dritte. Als Grund nennt die Wirtschaftskammer fehlende berufliche Qualifikationen bei den Bewerbern. Werden keine beeinträchtigen Menschen beschäftigt, muss der Betrieb eine Strafe, die so genannte Ausgleichstaxe, zahlen. Rund fünf Millionen Euro kommen so jährlich allein in Kärnten zusammen.
ORF
Von vielen Betrieben keine Antwort
Daniel Gastl ist ein Betroffener. Er will zeigen, was in ihm steckt. Seit mehr als einem Jahr sucht der 29 Jahre alte Hochschulabsolvent einen Job. Die Anwältin für Menschen mit Behinderung unterstützt ihn dabei. Er studierte Wirtschaft und Recht sowie angewandte Betriebswirtschaft. Trotz zweifachen Studienabschlusses findet er keine freie Stelle. 100 Bewerbungen schrieb er bereits, von den wenigsten Firmen bekam er auch nur eine Antwort: „Es ist frustrierend, dass sich gar nichts tut. Bei mehr als 100 Bewerbungen müssten schon etwas dabei sein.“
Daniel Gastl sucht einen Job
Trotz seiner Qualifikation war bisher kein Jobangebot dabei.
Viele Vorurteile bei Betrieben
Bei den wenigen Vorstellungsgesprächen, zu denen er eingeladen wurde, war der studierte Betriebswirt, der mit dem Zehnfingersystem auf der Tastatur schreibt, mit zahlreichen Vorurteilen konfrontiert: „Ich bin zum Beispiel gefragt worden, ob ich tippen kann oder wie das mit der Arbeitsassistenz ist.“ Dabei handelt es sich um eine Person, die Menschen wie Daniel Gastl beim Arbeitsalltag unterstützen, zum Beispiel beim Autofahren oder Heben schwerer Ordner. Eine Arbeitsassistenz wird vom Bund kostenlos für den Arbeitgeber zur Verfügung gestellt. Auch der barrierefreie Arbeitsplatz, den er benötigt, würde von der öffentlichen Hand unterstützt.
Spezialisiert auf öffentliches Recht
Dieses Wissen fehlt aber vielen Unternehmen, sagt Isabelle Scheiflinger. Die Anwältin für Menschen mit Behinderung kämpft seit Jahren dafür, dass Unternehmen Beeinträchtigten mehr Chancen geben: „Ich glaube, dass es gar nicht wenig Arbeitgeber gibt, die zu wenig über die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung wissen, ihnen zu wenig zutrauen und zu wenig über Förderungen und Unterstützungen gibt.“ Daniel Gastl hofft auf die Gelegenheit, zu zeigen, was er kann. Sein Traumjob wäre eine Stelle in der Verwaltung, denn er spezialisierte sich auf öffentliches Recht.
Link:
- Langer Weg zur Barrierefreiheit (kaernten.ORF.at, 15.10.2016)