Kunstfehlerprozess: Zweifel an Gutachten

Ein Kärntner, dessen Fuß nach einer Operation bewegungsunfähig ist, kämpft vor Gericht um Entschädigung. Laut Gutachtern sei den Ärzten nichts vorzuwerfen, doch Patient und Patientenanwalt bezweifeln die Arbeit der beauftragten Gutachter.

Seit mehr als vier Jahren kämpft Fritz Pirker aus Gmünd um eine Entschädigung und einen Anteil der 35.000 Euro Therapiekosten zurück, weil er seit einer Operation seinen Fuß nicht mehr bewegen kann. Es ging um eine gebrochene vierte Zehe am rechten Fuß, die er sich im Schwimmbad zugezogen hatte. Es dauerte Wochen, bis er einen Röntgentermin bekam, die Schmerzen seien bis dahin unerträglich gewesen.

Kunstfehler Pirker Zehen Klinikum Gutachter

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Zehen wurden versteift

Nach einer Operation traten Komplikationen auf. Bei der OP am Klinikum Klagenfurt wurden ihm drei Zehen mit Drähten versteift. Als er aus der Narkose aufwachte, waren zweite, dritte und vierte Zehe unter einem Verband auf dicken Drähten aufgespießt. Darüber habe man mit ihm nie gesprochen, der 70-Jährige bezweifelt, dass der Chirurg alles richtig gemacht habe: „Der Bruch selber ist nicht operiert worden. Man sieht es einwandfrei.“ Jeder Gutachter ignoriere das. Er habe nur die Erlaubnis gegeben, den Gelenkskapselriss zu operieren. Aber von Versteifung war nie die Rede. Er habe extra gesagt, keine OP an den anderen Zehen.

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Es folgten zehn Monate Schmerzen, kein Schritt ohne Krücken. Pirker vertraute sich einem Rechtsanwalt an, es kam zum Zivilprozess. Mit dem ersten Tag am Gericht begann für den Patienten ein unendlich scheinender Hürdenlauf. Es wurden Gutachter beauftragt, die den angeblichen Kunstfehler des Chirurgen im Klinikum beurteilen sollen. Darin wird dem Chirurgen eine korrekte Vorgehensweise attestiert.

„Gutachter finden braucht Erfahrung“

Nicht nur der Rechtsanwalt des Patienten, sondern auch der Sprecher der Patientenanwaltschaft in Österreich, Gerald Bachinger, findet klare Worte: „Wir leben in Österreich in einem überschaubaren Gutachtergebiet. Es gibt nicht so viele, die man sich auswählen kann. Umso wichtiger ist es, dass man für die richtige Fragestellung den richtigen Gutachter findet.“ Seine Erfahrung der letzten 20 Jahren sei, dass es bei den Gutachtern so sei wie bei anderen Berufen auch, es gebe sehr viele seriöse und engagierte, aber auch solche, die man besser nicht beauftragen solle. Für eine Auswahl brauche man aber Fachkenntnis und Erfahrung so Bachinger.

Vom Klinikum Klagenfurt hieß, man kenne den Fall des Herrn Pirker, aber man werde nichts zu einem laufenden Verfahren sagen. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.