Genussregionen fürchten Reformpläne aus Wien

Die verschiedenen Qualitätsbezeichnungen für Lebensmittel sind für Konsumenten immer schwerer zu durchschauen. Das Landwirtschafts-Ministerium will straffere Strukturen, das macht den Genussregionen Sorgen. Sie fürchten um Fortbestand und Förderungen.

Lavanttaler Apfelwein, Gailtaler Speck, Nockfleisch, Metnitztaler Wild oder Rosentaler Carnica Honig sind alles Genussregionen: Für ihre Produkte sind sie in Kärnten über die Grenzen hinaus bekannt und geschätzt. Österreichweit gibt es allerdings viele verschiedene und für Konsumenten nur noch schwer überblickbare Kulinarik-Initiativen. Das Landwirtschaftsministerium will Doppelgleisigkeiten beseitigen. Bei einer Pressekonferenz in St. Paul im Lavanttal schlugen die Genussregionen Alarm.

Marke bundesweit erfolgreich

Mit der Neustrukturierung werde versucht, das Rad neu zu erfinden, was bisher gut funktioniere, werde zerstört, sagte Hans Köstinger von der Genussregion Lavanttaler Apfelmost. 13 Genussregionen gibt es in Kärnten. Österreichweit sind 116 im Dachverbund Genussregionen organisiert. Die Marke schaffe 40.000 Arbeitsplätze und sei bundesweit erfolgreich und die einzige in Hand der Bauern. Künftig würden sie keine Förderungen mehr erhalten, sondern Teil der Agrarmarkt Austria und anderer Kammerorganisationen, so Köstinger.

Genussregionen Albert Jank Hans Köstinger Robert Maierbrugger

Marion Puschitz

v.l. Albert Jank, Hans Köstinger, Robert Maierbrugger

Genussland Kärnten eigene Marke

Für die Neuordnung seien das Netzwerk Kulinarik der Agrarprojektverein und der Verein Kärntner Agrarmarketing verantwortlich, der die Marke „Genussland Kärnten“ betreibe. Sie verwalten ein Millionenbudget, so Köstinger: „Das muss man sich einmal vorstellen, zwei Drittel der Summe, die aufgewendet wird, wird allein für die Verwaltung verwendet. Das ist für uns komisch.“ Albert Jank vom Gailtaler Speck sagte „die Großen nehmen alles für sich. Die Strukturen werden bezahlt und bei uns bleibt die Arbeit und wir sollen um Gottes Lohn arbeiten.“

Besondere Sorge bereitet den Genussregionen, dass in die Neustrukturierung eine Firma eingebunden sei, die bisher für große Handelskonzerne große Eigenmarken entwickelte. Robert Maierbrugger von Nockfleisch befürchtet, dass ähnlichem Muster Biomarken für Handelsketten geschaffen werden und den regionalen Produzenten nichts mehr übrig bleibt: „Bei uns in den Nockbergen arbeiten wir mit mehr als 110 Bauern, wir haben 20 Mitarbeiter. Wenn diese gewachsene Struktur aufgrund von Änderungen zerstört wird, tut das weh.“

Hoffen auf Umdenken

Die Agrarmarketing bemüht sich, die Sorgen zu zerstreuen: Die Regionen würden nicht geschwächt sondern intensiv weiter entwickelt. Die Akteure vor Ort würden aktiv in die Arbeit eingebunden, hieß es in einer Aussendung.

Die Genussregionen bleiben skeptisch, denn seit Gründung von „Genussland Kärnten“ 2009 seien vor allem Parallelstrukturen geschaffen worden. Köstinger sagte, man habe Aufzeichnungen, wie oft man versucht habe, einen gemeinsame Linie zu finden, das sei nicht gelungen. Jetzt können sie versprechen was sie wollen, was solle sich ändern, so Köstinger. Er hofft immer noch auf ein Umdenken.

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