Späte Entschädigung für Missbrauchsopfer

Hunderte Kinder und Jugendliche sind in den letzten Jahrzehnten in Einrichtungen der Kirchen und des Landes missbraucht und misshandelt worden. Die Opferschutzkommission sprach ihnen nun 1,2 Mio. Euro als symbolische Wiedergutmachung zu.

124 Kinder und Jugendliche wurden allein auf der Heilpädagogischen Abteilung in Klagenfurt und im Kinderheim Görtschach oft über Jahre hinweg körperlich und seelisch gequält und sexuell missbraucht. Wie viele Kinder und Jugendliche tatsächlich Opfer von Gewalt und Missbrauch wurden, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Dunkelziffer sei jedenfalls beträchtlich, weil sich viele nie meldeten und viele es gar nicht mehr können, weil sie längst tot sind, sagte Astrid Liebhauser, Kinder- und Jugendanwältin des Landes.

„Diese Kinder haben psychische, physische und sexuelle Gewalt erlebt“, so die Jugendanwältin. Es sei auch zu Selbstmorden gekommen. „Was uns besonders erschüttert hat, ist dass dieser Missbrauch niemanden auffiel. Und wenn doch, wurde dem kein Einahlt geboten.“

Täter Franz Wurst

Zentrale Figur auf Täterseite war der ehemalige Kinderpsychiater Franz Wurst, der später für den Auftragsmord an seiner Ehefrau und für diverse Missbrauchsfälle zu 17 Jahren Haft verurteilt wurde. Er starb 2008 in einem Pflegeheim im Alter von 88 Jahren, nachdem er wegen seines schlechten Gesundheitszustands aus der Haft in Stein entlassen worden war - mehr dazu in Weitere Opfer von Franz Wurst (kaernten.ORF.at; 10.2.2012).

Ulrike Loch von der Universität Klagenfurt, die wissenschaftlich untersucht, wie es zu den vielen Fällen kommen konnte, spricht von einem Monopol, das Wurst hatte. Er war Leiter der Heilpädagogischen Abteilung, war Arzt im damals berüchtigten Kinderheim Görtschach und auch Gutachter für die Fürsorge. In allen Funktionen missbrauchte er Kinder auch sexuell, vorwiegend Buben.

„Was passiert ist, war so furchtbar“

1,2 Millionen Euro stellte das Land zur symbolischen Wiedergutmachung bereit. Im Durchschnitt wurden 12.000 Euro pro Fall in bar ausgezahlt. Außerdem gibt es psychologische Betreuung und eben die wissenschaftlichen Aufarbeitung. Sozialreferentin Beater Prettner (SPÖ) ist sich bewusst, dass es eine echte Wiedergutmachung nicht geben könne, aber eine Geste des Landes, dass man sich nicht der Verantwortung entziehe.

Anhand zahlloser und langer Gespräche schilderten die damaligen Opfer der Kommission ihr Leid Jahrzehnte nach den Verbrechen, so Kinderanwältin Liebhauser: „Es hat Betroffene gegeben, die 25.000 Euro zugesprochen bekommen haben, weil das, was ihnen passiert ist, so furchtbar war, weil sie Gewalt in so vieler Hinsicht ausgesetzt waren.“

Die Opferschutzkommission hat ihre Arbeit nun abgeschlossen. Um Missbrauch in Landeseinrichtungen heute zu verhindern, würde es externe Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche geben, außerdem ständige Schulungen und eine strengere Gesetzgebung.

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