Phishing-Prozess: „Bin unschuldig“

Am Landesgericht Klagenfurt wird seit Donnerstag ein Prozess wegen „Phishings“, also wegen Betrugs mittels Datenklau, verhandelt. Angeklagt ist ein Russe. Über sein Konto sollen Tausende Euro geflossen sein. Er sei aber „nicht schuldig“.

Dem 31-jährigen Russen wird vorgeworfen, nach einem Onlinebetrug als Geldwäscher fungiert zu haben. Er bekannte sich nicht schuldig, der Prozess wurde vertagt.

Phishing Prozess

ORF

„Einziger Fehler“: Nicht mit Eltern telefoniert

„Ich habe nur einen Fehler gemacht, nämlich den, nicht mit meinen Eltern telefoniert zu haben.“ Mit diesen Worten verteidigte sich der Angeklagte. Dem Mann waren im Juni 37.000 Euro auf sein Konto überwiesen worden. Der Mann sagte aus, dass er zuvor wegen Geldsorgen seine Eltern um Unterstützung gebeten hatte. „Sie wollten ihr Grundstück in Russland verkaufen - als ich das Geld bekommen habe, habe ich angenommen, dass das von ihnen ist“, sagte der Russe. „Und da sind Sie nicht auf die Idee gekommen, dass Sie Ihre Eltern anrufen und sich für das Geld bedanken?“, fragte Einzelrichterin Ute Lambauer. „Ich habe erst angerufen, als ich erfahren habe, dass das Geld nicht von ihnen ist“, antwortete der 31-Jährige.

Geld-Herkunft beim besten Willen „nicht erklärbar“

Woher das Geld dann gekommen ist - das könne er sich beim besten Willen nicht erklären. „Mit meiner Bankkarte kaufe ich oft im Internet ein, vielleicht hat das etwas damit zu tun“, vermutete der Angeklagte. Was er mit dem Geld getan hat, will er dagegen genau wissen: Er habe damit seine Schulden zurückgezahlt. 10.000 Euro und 3.000 Euro an Geldgeber in Kärnten - 25.000 Euro habe er über einen Boten nach Russland geschickt.

Die Staatsanwaltschaft sieht das aber anders: Laut Anklage stammt das Geld aus einem Online-Betrug in der Schweiz. Unbekannte Täter haben dort 380.000 Euro durch Phishing erbeutet. Das Geld wurde daraufhin auf zehn Konten in ganz Europa aufgeteilt - eines davon gehört dem Angeklagten.

Zeuge verwickelte sich in Widersprüche

Als Zeuge war auch der Russe geladen, der dem Mann laut eigenen Angaben im Jahr 2012 die 25.000 Euro geliehen hat. In seiner Befragung verstrickte er sich aber in Widersprüche: Einmal gab er an, dass ihm der Angeklagte das Geld in Raten zurückgezahlt habe, dann sagte er wieder, er habe alles auf einmal bekommen. Das Geld habe er als Privatmann verliehen - laut Staatsanwalt Christian Pirker hat der Angeklagte in seiner Vernehmung aber angegeben, dass der Mann regelmäßig Kredite vergeben hatte.

Der Prozess wurde vertagt. Am nächsten Verhandlungstag sollen die beiden anderen Männer aussagen, denen der Angeklagte laut eigenen Angaben das Geld zurückbezahlt haben will.

Camputerdaten von Schweizer Firmen manipuliert

Das Geld wurde Schweizer Firmen herausgelockt, indem Computerdaten manipuliert wurden. Internetkriminalität ist generell stark im Zunehmen und die Methoden der meist international tätigen Banden werden immer raffinierter. Auch in Kärnten nimmt die Zahl der Opfer zu. Getarnt wird der Betrug meist durch E-Mails, die viel Geld versprechen. Oft sind die Mails in gebrochenem Deutsch verfasst, dennoch fallen immer wieder Kärntner darauf herein. Betroffen seien hier vor allem ältere Internetnutzer, sagt Reinhold Jank, IT-Experte der Kärntner Kriminalpolizei.

Aber so manche Phishing-Mail sei professionell und täusche auch versierte und vorsichtige Internetnutzer, sagtw Jank. Immer sollten die Alarmglocken läuten, wenn man aufgefordert wird, Passwörter oder Bankdaten anzugeben.

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