Immer mehr Beerdigungen im kleinen Kreis
„In aller Stille“ - wer die Todesanzeigen in den Zeitungen durchliest, stößt immer öfter auf diesen Satz. Was früher selbstverständlich war, das öffentliche Begräbnis mit einer Abschiedszeremonie, findet nun oft im kleinen oder kleinsten Kreis statt. Eine Verabschiedung, von der Freunde, Bekannte oder Nachbarn manchmal gar nichts mitbekommen.
Keine Gelegenheit zum Abschied
In den größeren Städten wird beinahe jede dritte Verabschiedung in dieser Form durchgeführt, sagte Andreas Waldher, Geschäftsführer der Bestattung Kärnten. An den Kosten liege es nicht: „Es macht finanziell keinen Unterschied, ob eine große Gemeinde teilnimmt, oder zwei Menschen. Man muss ja nicht die ganze Nachbarschaft zum Essen einladen. Es ist aber schön, wenn man den Nächsten die Gelegenheit gibt, sich gebührend zu verabschieden.“
„Verlust von Lebenskultur“
In unserer Gesellschaft werde das Individuelle, das Leben für sich, immer wichtiger, meint der Pfarrer und Trauerbegleiter Johannes Staudacher. Der Abschied in aller Stille passt dazu. Die Auflösung von Beziehungen spiegle sich auch in der Bestattungskultur wieder, sagt Staudacher. Es gebe Formen der Verabschiedung, die den Menschen besser tun, den Trauergästen, die Abschied nehmen, aber auch der Familie, die sich von der Gemeinschaft getragen fühle.
Diese Gemeinschaft bekommt den Tod eines Verwandten, Bekannten oder Nachbarn aber oft gar nicht mehr mit. Immer wieder wird Pfarrer Staudacher darauf angesprochen. Manche sagen mit Bedauern, sie hätten nichts gewusst. Es sei etwas vorüber gegangen und sie konnten nicht dabei sein, was ihnen gut getan hätte. Es sei ein Verlust von Lebenskultur, so Staudacher.
Auch viele anonyme Gräber
Von der mehr oder weniger anonymen Beisetzung ist es nur ein kleiner Schritt zum völlig anonymen Grab. Auf immer mehr Friedhöfen lassen sich Menschen ohne äußere Zeichen begraben, so Thomas Novak, Bestatter in Hermagor, sagte, die Angehörigen sagen sich, sie wissen wo die Verstorbenen liegen, für die anderen sei es nicht wichtig. Weder ein Kreuz, noch ein Grabstein oder auch nur eine Tafel erinnern an den Verstorbenen. Vielleicht rückt man den Tod so leichter aus dem Gedächtnis.