Frauen verdienen um 22 Prozent weniger

In Kärnten verdienen Frauen um rund 22 Prozent weniger als Männer. Besonders groß sind die Unterschiede in den Bezirken, in denen es weniger Betreuungsangebote für Kinder gibt und Mütter daher in Teilzeit arbeiten.

Der alljährliche „Equal Pay Day“ (Tag des gleichen Einkommens) soll auf die Einkommensunterschiede aufmerksam machen: Er fällt heuer auf den 12. Oktober. Frauen müssen also 81 Tage länger arbeiten, um dasselbe zu verdienen wie Männer. Die Unterschiede fangen schon ganz früh an: Mädchen bekommen im Schnitt um zwölf Prozent weniger Taschengeld, später setzt sich die ungleiche Behandlung fort. Das mittlere Einkommen eines Arbeiters beträgt rund 2.500 Euro brutto, eine Arbeiterin bekommt nur 1.500 Euro. Obwohl Lohngleichheitsrichtlinien schon 1975 erlassen wurden, zeigt die Praxis, dass Frauen um ca. 22 Prozent weniger verdienen.

Fehlende Anrechnung für Kindererziehung

Fehlende Anrechnungszeiten für die Kindererziehung, eine andere Einstufung, das ergebe auf Dauer Lohndefizite, sagt Waldtraud Rohrer, Landesfrauenvorsitzende des ÖGB Kärnten. Es gebe auch geringere Kollektivlöhne bei Dienstleistungsberufen. Ein Paradoxum sei auch, dass gesellschaftlich hoch anerkannte Frauenberufe in Bildung, Pflege und Betreuung bei den Löhnen aber unten rangieren.

Mütter müssen oft in Teilzeit arbeiten

Hinzu kommen gesellschaftspolitische Gründe: Die Rolle der Frau als Mutter mit einer hohen Teilzeitquote. Auffällig sei auch, dass die Lohndifferenz in Kärnten in den Städten wesentlich geringer ausfällt, als am Land. In Klagenfurt und Villach verdienen Frauen wesentlich besser als in St. Veit, Feldkirchen, oder Spittal, so Rohrer. ÖGB-Vorsitzende Rohrer spricht in diesem Zusammenhang von einem Ost-West-Gefälle. Wenn man dieses mit dem Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer vergleiche, finde man Parallelen. Das heißt: Je weniger Kinderbetreuungseinrichtungen es in einem Bezirk gibt, desto geringer fallen die Fraueneinkommen aus.

Weil viele Firmen außerdem keinen Einkommensbericht abgegeben, seien schwarze Schafe schwer zu finden, kritisierte Petra Thaler von der Gewerkschaft Pro GE: „Wenn jede Firma der Aufforderung nachkommen würde, hätten wir eine schöne Landkarte, um zu zeigen, hier gibt es Gerechtigkeit, hier gibt es geringe Unterschiede, oder hier ist Handlungsbedarf.“

Bezirke aufgeschlüsselt

Kärntenweit verdienten Frauen 2016 um 21.90 Prozent oder 10.334 Euro weniger als Männer.

  • Spittal: minus 29,30 Prozent oder 13.570 Euro
  • Villach-Land: Minus 26 Prozent oder 12.413 Euro
  • Villach-Stad: minus 24,90 Prozent oder 12.500 Euro
  • Wolfsberg: minus 23,60 Prozent oder 10.615 Euro
  • Feldkirchen: minus 22,40 Prozent oder 9.787 Euro
  • St. Veit: minus 21,50 Prozent oder 9.691 Euro
  • Klagenfurt-Land: minus 21 Prozent oder 10.368 Euro
  • Hermagor: minus 20,50 Prozent oder 8.604 Euro
  • Völkermarkt: minus 19,60 Prozent oder 8.491 Euro
  • Klagenfurt-Stadt: minus 18,60 Prozent oder 9.468 Euro