Empörung über Kritik von Hoteliersvereinigung

Große Aufregung herrscht in Kärnten über Kritik der Hoteliersvereinigung (ÖHV). Sie behauptet, der Kärntner Tourismus zähle zu den Problemkindern Die ÖHV zähle nur Hotelnächtigungen, das sei reißerisch, hieß es am Dienstag.

Die Tourismussparte der Wirtschaftskammer sagte, die Studie sei „reißerisch, fragwürdig und nicht legitimiert“. Die ÖHV vertritt die Vier- und Fünfsternbetriebe und übte am Montag harsche harsche Kritik am Kärntner Tourismus. „Es gibt hier einen Investitionsstau über Jahre - und irgendwann sagen die Gäste, ‚ich fahr woanders hin‘“, sagte ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer.

„Kärnten Warnbeispiel“

Klaus Grabler vom Wiener Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Manova ergänzte: „Für mich ist Kärnten das beste Warnbeispiel für Destinationen, die sich in Erfolgszeiten ausruhen.“ In den Achtzigerjahren hatten dort einzelne Hoteliers nur zweieinhalb Monate offen und das war genug für das ganze Jahr. Doch nichts zu investieren und nur abzusahnen, gehe nur kurzfristig gut, so ein Branchenkenner. Zu den Aufsteigern gehöre laut ÖHV die Stadt Klagenfurt, die mit ihrer positiven Entwicklung in Kärnten herausragt und von Platz 33 auf zehn zu den Top-Ten-Destinationen vorrückte.

„Keine Campingnächtigungen berücksichtigt“

Der Kärntner Tourismus-Spartenobmann Helmut Hinterleitner ist die Studie wertlos, da nur Hotelnächtigungen berücksichtigt wurden. „So wurden beispielsweise Campingnächtigungen, die in Kärnten immerhin einen Anteil von rund 25 Prozent an den Gesamtnächtigungen ausmachen, völlig ignoriert“, ärgerte er sich.

Tourismuslandesrat Christian Benger (ÖVP) meinte entrüstet: „Eine Interessenvertretung, die den Tourismus auf diese Art und Weise darstellt, hat keine Berechtigung.“ Es sei laut Benger eine Tatsache, dass die Gäste dem Kärntner Tourismus jährlich rund 1,7 Mrd. Euro bringen und dass rund 50.000 Menschen direkt oder indirekt vom Tourismus leben.

„ÖHV lässt Fakten außer Acht“

Außerdem stellt der Tourismus mit einem positiven Reisebilanzsaldo von etwa 660 Millionen Euro eine der zentralen Säulen der heimischen Wirtschaft dar. Die Branche seo der zweitgrößte Devisenbringer Kärntens.
Die ÖHV habe auch die Nächtigungszuwächse im Tourismusjahr 2014/2015, im Sommerhalbjahr 2015, in der Wintersaison 2015/16 und in der bisherigen Sommersaison 2016 ignoriert. Auch die aktuellen und steigenden Investitionstätigkeiten, die heuer in einem Ausmaß von rund 100 Mio. Euro erwartet werden, lasse die ÖHV-Studie außer Acht, so Benger.

Wörthersee: Sind auf gutem Weg

Für die Wörthersee Tourismus GmbH ist die Studie eine „unsachliche Panikmache“, „um diese selbsternannte Interessenvertretung ihres Daseins zu berechtigen“. Deren Geschäftsführer Roland Sint sagte, die Region Wörthersee und deren Vertreter beteiligen sich nicht an derlei „Zahlenspielchen“, sondern richten die Energie auf die konstruktive Arbeit für die rund 1.000 Betriebe.

Man befinde sich mit zahlreichen Themen auf einem guten Weg, habe erfolgreich die Nebensaison belebt und punkte mit Nischenthemen wie Yoga oder Natur-Aktiv-Angeboten. Auch im Bereich der Digitalisierung der Region (Vorreiter im flächendeckenden WLAN, virtuelles Ticketing, Konzeption der Region-APP etc.) setz man Maßstäbe, so Sint.

FPÖ fordert Tourismusgipfel

FPÖ-Landesparteisekretär Ewald Mödritscher sagte in einer Aussendung, die Kärntner Tourismusunternehmen seien nicht schlechtzureden, die Tourismuspolitik aber auch nicht schönzureden. Benger dürfe die Verantwortung nicht völlig von sich weisen. Kärnten brauche ein nachhaltiges Tourismuskonzept, Mödritscher forderte in diesem Zusammenhang einen Tourismusgipfel.