Scheinrechnungen: Frächterin vor Gericht

In Klagenfurt ist am Freitag einer ehemaligen Frächterin der Prozess gemacht worden. Sie soll mit drei weiteren Frächtern Scheinrechnungen ausgestellt und das Lagerhaus um mehr als 700.000 Euro betrogen haben. Der Prozess wurde vertagt.

Die Frau war beim ersten Prozesstermin im Juli nicht erschienen. Als Richter Gernot Kugi die Angeklagte aufrief, war der Angeklagten-Sessel zunächst wieder leer: Erst eine halbe Stunde nach Prozessbeginn traf die Angeklagte, eine Rumänin mit österreichischem Pass, im Gerichtsaal ein. Ihre gemurmelte Entschuldigung für die Verspätung war nicht zu verstehen. Der Frau wird als Beteiligungstäterin Untreue vorgeworfen. Als Geschäftsführerin eines Frachtunternehmens soll sie einem Disponenten des Lagerhauses Scheinrechnungen ausgestellt zu haben. Ihre drei mutmaßlichen Komplizen und der Disponent wurden bereits beim ersten Prozess zu Geld- und bedingten Haftstrafen verurteilt – mehr dazu in Scheinrechnungen: Drei Frächter verurteilt.

Angeklagte bekennt sich nicht schuldig

Ob auch sie sich schuldig bekenne, wollte Richter Gernot Kugi wissen. „Nein“, sagte die Frau nach einigem Zögern. Sie habe von den Scheinrechnungen gewusst, aber selbst nicht mit gemacht. Dafür gab die Frau vor dem Schöffengericht an, den Disponenten des Lagerhauses zwei bis drei Jahre lang monatlich mit 100 Euro bestochen zu haben, und zwar um besser bezahlte Fuhren zu bekommen. 95 Cent statt 85 Cent pro gefahrenen Kilometer lautete der Deal.

„Das war falsch, ich gebe es zu“, sagte die Frau am Freitag vor Gericht. Die Firma sei in wirtschaftlichen Turbulenzen gewesen, sie sitze heute auf einer Million Euro Schulden. Scheinfahrten ohne Lieferschein oder überhöhte Rechnungen habe es von ihr aber nicht gegeben.

Zeuge belastet Frächterin

Um Licht in die Sache zu bringen, rief der Richter den ehemaligen Disponenten des Lagerhauses in den Zeugenstand. Er widersprach der Angeklagten in allen Punkten: Sie sei von allen Frächtern als erste gemeinsam mit ihrem damaligen Mann zu ihm gekommen und habe über niedrige Preise, hohe Tarife und Mautkosten geklagt. Schließlich sei man zusammen auf die Idee gekommen, auch Geld für Leerfahrten auszubezahlen. In einem Monat flossen jedem der vier Frächter auf diese Weise etwa 3.000 Euro mehr zu und das fünf Jahre lang. Allein durch die Firma der Angeklagten soll dem Lagerhaus so ein Schaden von 238.000 Euro entstanden sein.

Weiterer Zeuge wird geladen

Es habe sehr wohl Scheinrechnungen ohne Lieferschein gegeben, so der Zeuge. „Ich denke schon, dass die Angeklagte das gewusst hat“, gibt der Disponent zu Protokoll. Als er den Raum verlässt, war die mehrfach einschlägig vorbestrafte Angeklagte den Tränen nahe: „Warum hängt er mir so etwas an?“, fragte sie. Ihr in den Zeugenstand gerufener Exmann entschlug sich der Aussage.

Der Prozess wurde vertagt, beim nächsten Verhandlungstermin soll geklärt werden, wie hoch die exakte Schadenshöhe ist. Ein ermittelnder Polizeibeamter wird als Zeuge einvernommen werden.