Neues Klimaszenario: Mehr Regen und Muren

Ein neues Klimaszenario prognostiziert Kärnten, dass die Temperatur bis zum Jahr 2100 im Schnitt um 4,2 Grad steigen wird. Betroffen von der Erwärmung ist vor allem der Alpenraum, es soll mehr Regen und Muren geben.

Bleibt der weltweite Ausstoß von Treibhausgas gleich, dann wird es auch in Kärnten wärmer. Und zwar um durchschnittlich 4,2 Grad, das besagt eine am Donnerstag von Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) und Umweltforschern präsentierte Studie. „Es wird überall wärmer, aber der Alpenraum erwärmt sich deutlich stärker als Europa im Durchschnitt“, sagte Douglas Maraun vom Wegener Center der Universität Graz. Der Äquator wandere Richtung Mitteleuropa - Flora und Fauna würden sich ändern.

Das Szenario wurde im Rahmen des Projekts ÖKS15 erstellt. Das Projekt im Auftrag des Umweltministeriums und der österreichischen Bundesländer wurde unter anderem von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), der Universität Salzburg und dem Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt.

Die Jahreszeiten ändern sich

Die Jahreszeiten würden sich im laufenden Jahrhundert verändern, prognostizierte Umweltforscher Douglas Maraun. Die großen Niederschläge würden sich in den Winter verschieben, allerdings werde es mehr regnen als schneien. In den kommenden Jahrzehnten werde es in Kärnten im Sommer lange Trockenzeiten geben, aber auch längere Phasen von Starkregen. Die Folgen des Klimawandels würden die verschiedensten Bereiche betreffen, erklärte Maraun: „Die Gletscher werden kleiner, die Permafrostgrenzen werden sich verschieben, was bedeutet, dass es verstärkt Murenabgänge geben wird.“

Palmen am Wörthersee

Bis 2100 werde es in Kärnten bis zu 17 Hitzetage mehr pro Jahr geben. Palmen am Wörthersee, das werde dann normal sein, so Umweltreferent Holub. Die Vegetationsperioden, also die Phasen in denen Pflanzen wachsen, würden sich um bis zu zwei Monate verlängern.

Die genannten Zahlen seien ein drastisches Szenario, wenn man den weltweiten CO2-Ausstoß nicht in den Griff bekomme, betonte Maraun: „Erreicht man die Klimaschutzziele, so wird sich die mittlere Temperatur in Kärnten zwar auch erhöhen, allerdings um zwei Grad statt um vier.“ Auch die Zahl der Hitzetage sei dann geringer.

Der Klimawandel als Chance

Die Klimaerwärmung sei Herausforderung, aber auch Chance, sagte der Kärntner Umweltreferent. Längere Vegetationsperioden etwa würden der Landwirtschaft neue Möglichkeiten eröffnen, außerdem würden sich Heizkosten reduzieren. Und auch für den Tourismus gebe es neue Chancen, sagt Klimaforscher Maraun: „Speziell für den Sommertourismus, wenn wohl mehr Leute aus den heißen Tälern in die Berge fahren werden.“

Rüsten für die Erwärmung

Die Ergebnisse der Studie würden in die Katastrophenschutzpläne des Landes einfließen, sagte Umweltreferent Holub: „Wenn zum Beispiel der Permafrost in den Bergen schwindet, dann wird das Erdreich labil. In diesem Bereich darf es dann keine Siedlungen geben.“ Für 60 von Naturkatastrophen bedrohte Gemeinden gibt es derzeit Einsatzpläne des Landes. Diese werden laut Holub nun erneut überprüft, für Notfälle werden Checklisten erstellt.